Monat - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Der Monat
Mond und Monat - die Ähnlichkeit dieser beiden Wörter ist kein Zufall. Denn ursprünglich orientierte sich das Zeitmaß Monat ausschließlich an den Mondphasen.

Ein oder zwei (selten drei) Kalendertage nach Neumond taucht die schmale Sichel des jungen, zunehmenden Mondes erstmals am Abendhimmel auf: recht bald nach Sonnenuntergang, in der hellen Abenddämmerung und meist nur recht knapp über dem Westhorizont. Für alte Kulturen begann mit der Sichtung dieses (heute so genannten) Neulichts ein neuer Mondmonat.
Dieses Neulicht-Phänomen wiederholt sich regelmäßig in einem Rhythmus von 29 oder 30 Kalendertagen. Solange dauerte der sogenannte Mondmonat. Die Anzahl seiner Tage war also nicht fix.

In vielen Kulturen war es die Aufgabe von Priestern, nach dem Neulicht Ausschau zu halten. Gelang die Sichtung 29 Tage nach dem letzten Neulicht, wurde an diesem Abend der Beginn eines neuen Mondmonats verkündet. Missglückte der Versuch, startete dieser automatisch am 30. Tag. Ansonsten hätte man bei schlechter Wetterlage allzu lange auf den Monatswechsel warten müssen.

Die Zeit zwischen zwei aufeinander folgenden, gleichartigen Mondphasen wird Lunation genannt. Aufgrund der elliptischen Mondbahn ist die Dauer einer Lunationen nicht völlig konstant. Sie schwanken um mehrere Stunden um einen Mittelwert von 29,5306 Tagen. Somit wiederholt sich auch der Vollmond im Rhythmus von 29 oder 30 Kalendertagen.
Das Jahr umfasst nicht genau 12, sondern tatsächlich 12,37 Monde
In ein Jahr passen 12 ganze Mondmonate. Dann sind allerdings erst 354 Tage verstrichen - es fehlen somit noch rund 11 Tage auf ein komplettes Sonnenjahr. Im reinen Mondkalender beginnt jeder Monat von Jahr zu Jahr also 11 Tage früher.

Damit wandern alle Monate durch sämtliche Jahreszeiten, und das ein oder zweimal in einem Menschenleben. Würde man stets im selben Monat aussäen, fiele die Aussaat alsbald in den Winter.
Für Ackerbau treibende Kulturen eignete sich ein reiner Mondkalender denkbar schlecht. Um ihn mit dem Sonnenlauf - und damit den Jahreszeiten - wenigstens mittelfristig synchron zu halten, schob man in vielen Kulturen ab und dann einen ganzen Schaltmonat ein.

Bei den Babyloniern entschied darüber zunächst der König, und zwar auf Anraten seiner Priester: Die behielten unter anderem auch das Reifen der Feldfrüchte im Auge.

Später ersann man automatische Schaltregeln: So lag es nahe, alle 36 Mondmonate einen ganzen Schaltmondmonat einzusetzen. Dazu wurde der vorangehenden Mondmonat einfach verdoppelt.
Wie auch immer: Kalender, die zwar auf den Mondphasen basieren, aber den Sonnenlauf mit fixen Schaltungen berücksichtigen, werden Lunisolarkalender genannt.

Auch im alten Rom war es zunächst Aufgabe der Priester, nach dem Neulicht Ausschau zu halten. Ihre Beobachtung wurde verkündet.

Weil dann auch Zinsen fällig wurden, ging der Ruf (lat.: calare, rufen) auf den Namen des Schuldbuchs über. Dieses Calendarium gebar unseren Begriff Kalender.

Allerdings entschied die Priesterschaft somit auch über die reale Dauer von Amtszeiten oder Pachtverträgen. Womöglich bedankte sich so mancher Begünstigte für deren Entscheidung.
Julius Cäsar lernte bei seinem Aufenthalt in der ägyptischen Metropole Alexandria nicht nur Cleopatra, sondern auch den Astronomen Sosigenes kennen. Er dürfte ihm geraten haben, die Kalendermonate von den Mondphasen zu trennen.

Dies ordnete Cäsar 46 v. Chr. tatsächlich an. Er konnte sich gegen die römische Priesterschaft durchsetzen, da er als Pontifex maximus auch Titel und Amt des Oberpriesters inne hatte.
Julius Cäsar (rechts der Bildmitte) am Schönen Brunnen in Nürnberg
Seit Cäsars Order besitzen die Monate 28, 29, 30 oder 31 Tage. Sie folgen der Lunation mit ihren 29,53 Tagen nicht mehr.

Die Ähnlichkeit der Wörter Mond und Monat (bzw. moon und month im Englischen) verrät die einstige Wurzel dieses Zeitmaßes noch, wenngleich man nun endlich einen Solarkalender besaß - und damit eine Zeitrechnung, bei der die Monate nicht mehr wanderten, sondern (mittelfristig) ihren Platz im Jahreslauf behielten.
Wie kamen die Monate zu ihren Namen?

Der Monat ist übrigens männlich, obschon wir in Österreich gerne auch "das Monat" sagen.

Bei den Monatsnamen Jänner und Februar gibt es im Deutschen mit Januar und Feber Abwandlungen. Um Verwechslungen auszuschließen hörte man früher beim Telefonieren gelegentlich die Wörter Juno statt Juni bzw. Julei statt Juli.
Übrigens setzten sich die uns heute vertrauten, aus dem Lateinischen stammenden Monatsnamen erst im 16. Jahrhundert durch.

Zuvor taufte man die Monate nach bäuerlichen Arbeiten, Erscheinungen der Natur oder religiösen Festen.

Der Jänner hieß Hartung oder Hartmonat. Es folgten der Schneemonat, Lenzmonat, Ostermonat, Wonnemonat, Brachmonat, Heumonat, Ährenmonat, Herbstmonat, Wein- oder Weinlesemonat, Wind- oder Nebelmonat und zuletzt der Christmonat.

Statt “Monat” verwendete man häufig "Mond". Der Hartmonat wurde Hartmond genannt, der Schneemonat Schneemond, der Lenzmonat Lenzmond usw.; auch der Vollmond im jeweiligen Monat hieß so.

In Lyrik und Prosa blieben diese Namen länger in Gebrauch. Das zeigt auch nebenstehende Grabplatte vom Salzburger Sebastianfriedhof mit dem Datum Erndemond anno 1793.
Freilich hingegen solche Bezeichnungen auch vom Kulturkreis ab. Andere Völker kannten etwa einen Krähenmond, Grasmond, Blumenmond, Milchmond, Rosenmond, Erdbeermond, Donnermond, Biebermond oder Schneemond.

Die Webadresse www.timeanddate.de (das Unternehmen ist in Norwegen beheimatet) listet etliche traditionelle Namen auf.
September, Oktober, November, Dezember: Nummerierungen

In diesen Monatsnamen stecken die Zahlen Sieben, Acht, Neun und Zehn - oder sette, otto, nove, dieci, wie man in Italien vorzählen würde. Das passt gar schlecht zum heutigen Jahreskreis, in dem diese Monate die Nummern 9 bis 12 tragen. Die Divergenz verrät zweierlei über die ursprüngliche römische Kalenderpraxis:

    • Das Jahr begann ursprünglich zwei Mondmonate später
    • Die Mondmonate wurden zunächst ganz prosaisch durchnummeriert
Der Herbst im Barockgarten Nürnberg
Im Dezember fanden, um die Zeit der Wintersonnenwende, die Saturnalien statt.

Dabei gedachte man dem Gott Saturn, der den Menschen einst das Goldene Zeitalter beschert haben soll.

Die Felder waren ungepflügt und verschenkten dennoch ihre Früchte. Herren bedienten ihr Sklaven und ließen sich von diesen verspotten.

Man schlemmerte und soff, anstatt zur arbeiten.
März: Mars
Mars bewacht das Grazer Zeughaus
Das römische Jahr begann ursprünglich Anfang März, zumal man in diesem Monat erstmals Soldaten über die im Winter aufgeweichten Straßen marschieren lassen konnte.

Dieser damals erste Mondmonat war dem göttlichen Mars geweiht und wurde schließlich auch nach diesem benannt: marzo.

Auch der deutsche Name März kann die Abstammung vom Mars nicht verleugnen.

Bei den Römern war der Kriegsgott sehr beliebt. Soldaten trainierten am Marsfeld und traten martialisch auf.

Mit ihrer Hilfe etablierten die Römer ein Weltreich, dessen imperiale Grenzen letztlich aber ziemlich überdehnt waren.
Jänner: Janus
Janus (links) und Bellona im Schönbrunner Schlosspark
153 v. Chr. verlegten die Römer zunächst den Beginn des Amtsjahres um zwei Monate vor. Später sollte auch das Kalenderjahr mit dem Jänneranfang starten. Im Namen Ianuarius (deutsch: Januar) verbirgt sich der römische Gott Janus. Er sah merkwürdig aus, besaß er doch zwei Gesichter: eines vorne, eines hinten am Kopf.

Damit konnte Janus, angeblich ein Sohn des Saturn, zurück und vorwärts gleichzeitig blicken - was gut zum Jahreswechsel passte. Auch heute erinnern wir uns aus diesem Anlass zurück an die Geschehnisse im abgelaufenen Jahr und schauen mehr oder weniger zweckoptimistisch dem nächsten entgegen.

Der doppelgesichtige Janus galt als Tür- und Torgott, als Gottheit des Anfangs und des Endes. Die Griechen kannten keine passende Entsprechung.
Janus (rechts) und Jupiter, Platz im Hof der Wiener Hofburg
Februar: Reinigungsriten

Im ursprünglich letzten Monat waren Reiningungsriten angesetzt, die Februa hießen. Deren Name ging gleichsam auf den ganzen Monat über.

Man hätte ihn auch anders nennen können: So wurden am 23. Februar die Terminalien gefeiert, die dem Terminus, Gott der Grenzsteine, geweiht waren.
Grenzstein aus 1555, Bisamberg
Sprachlich verwandt ist der Terminus, der einen abgegrenzten Fachbegriff bezeichnet, der Termin, der eine Frist begrenzt, oder der Zugendbahnhof, an dem in Rom die Schienen enden: Roma Termini.

Das Terminal am Flughafen bildet ebenso eine Grenze. Hier tritt man vom landseitigen in den luftseitigen Bereich des Airports über.
April: Aphrodite?
Aphrodite, Wandgemälde in Florenz
In manchen Stadtstaaten Griechenlands ehrten Menschen die Liebesgöttin Aphrodite mit dem Monatsnamen Aphrodision.

Davon leiten sich die Aphrodisia ab - ein Fest, das von Hetären gefeiert wurde. Diese gebildeten Damen (griechisch eigentlich: Gefährtinnen) nahmen einen sozial höheren Rang ein als die sogenannten "Flötenmädchen".

Ebenfalls auf die Aphrodite gehen die Aphrodisiaka zurück: Das waren allerlei Nahrungs- und sonstige Mittelchen, denen man eine luststeigernde Wirkung nachsagte.

Dazu zählten etwa zerriebene Stierhoden, Muscheln, geraspelte Hirschhörner oder Schlangen.
Nachteil dieser Erklärung: In Rom verehrte man die Liebesgöttin unter dem Namen Venus. Wie die Aphrodite stand die Venus für die sinnliche Liebe. Am 1. April beging man ihr zu Ehren ein Fest. Die Frauen erhofften sich von der Venus göttlichen Beistand im Liebesleben.

Aus dem Festtag wurden die elftägigen Veneralia. Julius Caesar stammte aus dem Geschlecht der Iulier, das seine Herkunft von der Venus ableitete. Er förderte den Venus-Kult mit dem Bau eines Tempels am römischen Forum.

Der Name des Monats April mag sich also von der Aphrodite herleiten. Vielleicht rührt er aber auch recht prosaisch vom Wort aperire her (lateinisch: öffnen), womit das Öffnen der Knospen gemeint wäre.
Mai: Maia ?

Für diesen Monatsnamen existierten verschiedene Begründungen. Ovid schrieb, er rühmte die Älteren (lateinisch: maiores). Setzt man auf die Mythologie, käme hingegen primär die Maia in Frage. Sie war eine der Töchter des Titanen Atlas. Von Zeus (römisch: Jupiter) geschwängert, gebar sie den Gott Hermes (Merkur).

Gemeinsam mit ihrer Mutter Pleione und ihren Geschwistern verehrte man die Maia im Siebengestirn der Plejaden - einem freiäugig sichtbaren Sternhaufen und alten Kalendergestirn.
Das Siebengestirn: Der Pfeil verweist auf den Plejadenstern Maia
Am 1. Mai feierte man jedenfalls das Fest zu Ehren der "guten Göttin", Bona Dea, die teilweise mit der Maia gleichgesetzt wurde.


Juni: Juno ?

Im Gegensatz zum Mai bezeichnete Ovid den Juni in seinen Fasti als Monat der Jungen (lat.: iuniores). Allerdings scheint die Herleitung des Monatsnamens von der Juno wahrscheinlicher. Die Göttliche war immerhin Gattin des großen Jupiter.
Wie ihr griechisches Pendent Hera galt Juno als Gottheit der Ehe und der Ehefrauen. Zu ihren Attributen zählt der Pfau, weshalb sie mit diesem Vogel z.B. auch vor der Müncher Residenz posiert (siehe Foto links).
Der Juno war kein Gestirn geweiht. Doch 1804 entdeckte der deutsche Karl Ludwig Harding den dritten Asteroiden zwischen Mars und Jupiter.

Erst diese nur 250 km durchmessende und mit freiem Auge daher niemals sichtbare Welt erhielt Junos Namen - und zwar auf Vorschlag des Mathematikers Carl Friedrich Gauß.
Der Kleinplanet Juno (Pfeil) verrät sich durch seine Bewegung
Juli: Julius Cäsar

Cäsars Reformen veränderten den Kalender entscheidend. Cäsar führte unter anderem eine neue Schaltregel ein. Schaltmonate waren obsolet. Ein Schalttag alle vier Jahre sollte genügen, um den neuen Kalender - wie nennen ihn den julianischen - mittelfristig mit dem Sonnenlauf in Einklang zu halten.
Cäsars Büste in Pisa
Dies trug der Vorstellung Rechnung, wonach ein Sonnenjahr 365,25 Tage umfasst (genau genommen sind es 365,242 Tage).

Auch das erfuhr Cäsar wohl vom Astronomen Sosigenes in Alexandria.

Somit hatte sich der einstige Lunarkalender über den Lunisolarkalender nun endgültig zum Solarkalender gewandelt.

Kurz nach Cäsars Tod im Jahr 44 v. Chr. brachte der Konsul Marcus Antonius ein Gesetz zur Umbenennung des einst fünften Monats ein.
Seither trägt dieser Monat den Namen Iulius, also Juli.

Ende Juli bzw. Anfang August wurde übrigens der Stern Sirius erstmals wieder kurz in der Morgendämmerung sichtbar. Man machte diesen hellsten Fixstern im Sternbild Großer Hund für die heißesten Tage des Jahres verantwortlich: die bis heute bekannten Hundstage.


August: Augustus

Wie erwähnt, verfügte Cäsar die Einführung eines singulären Schalttags im Abstand von vier Jahren. Die Römer pflegten jedoch eine inkludierende Zählweise: Sie rechneten bei Zeitangaben das Ausgangsdatum mit.

Ein Beispiel für eine solche Inklusivzählung ist die biblische Auferstehung Jesu "am dritten Tage". Tatsächlich lagen zwischen der Kreuzigung am Freitag Nachmittag und dem Fund des leeren Grabs am folgenden Sonntag - mathematisch betrachtet - eher 1,7 Tage.

Auch meine Großmutter pflegte diese Art des Zählens. Als ich ein kleines Kind war, besuchte sie mich stets am Mittwoch und verabschiedete sich trotzdem gern mit dem Spruch "Auf acht Täg'!"

Selbst beim Zählen von Lebensjahren verwenden wir diese Zählweise noch. Ein Neugeborenes steht mit seinem ersten Schrei im 1. Lebensjahr, obwohl es, mathematisch betrachtet, noch nicht einmal ein Millionstel Jahr' als ist. Bei Nachrufen sorgt dies mitunter für Irrtümer: Wer im 86. Lebensjahr verstirbt, ist 85 geworden - nicht 86.
Vielleicht verstanden die Priester Cäsars Anordnung deshalb falsch. Jedenfalls schalteten sie nach Cäsars Tod nicht alle 4 Jahre, sondern, nach Inklusivzählung, alle 3. Somit geriet der Kalender abermals außer Tritt.

Gaius Octavius, später Augustus (lat.: der Erhabene) genannt, korrigierte diesen Fehler im Jahr 8 v. Chr.: Um die überzählig gesetzen Schalttage zu kompensieren, durfte 12 Jahre lang keine weitere Schaltung vorgenommen werden. Danach hatten die Priester ganz nach Cäsars Intention im Abstand von 4 Jahren zu schalten.
Noch zu Augustus' Lebzeiten taufte man den ehemals sechsten Monat nach ihm.

Später versuchten weitere Kaiser, Monatsnamen für sich zu reklamieren: Nicht nur die bislang bloß mit Nummern versehenen Monate September bis Dezember weckten einschlägige Begehrlichkeiten. Allerdings blieben alle derartigen Aneignungen ohne nachhaltige Folgen.
Alle Angaben ohne Gewähr
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