Heiligenschein - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Heiligenscheineffekt, Oppositionseffekt
Auf Gras, krümeliger Erde und ähnlichem Untergrund ist der Kopf des Betrachters gern von einer gewissen Aufhellung umgeben - sofern die Sonne exakt in abgewandter Richtung steht. Dieser "Heiligenschein" fällt bei tiefstehender Sonne und entsprechend langen Schatten leichter auf. Ebenso beim Gehen, weil er "mitwandert".

Der Oppositionseffekt hellt auch den Erdmond, äußere Planeten und Kleinplaneten auf, sofern sie

  • in Opposition zur Sonne stehen
  • und dabei möglichst exakt in der Erdbahnebene (Ekliptikebene) weilen

Der Elongationswinkel liegt dann sehr nahe bei 180 Grad. Es ist dies der Winkel zwischen Sonne und dem Himmelsobjekt, und zwar von der Erde aus betrachtet. Die ekliptikale Breite, also der Abstand zur Ekliptik, tendiert gegen Null.

Der Heiligenscheineffekt (auch Oppositionseffekt genannt) entsteht durch die effizientere Rückwärtsstreuung des Sonnenlichts - und weil die dunklen Schatten von Bodenobjekten aus dieser Perspektive genau hinter den Objekten selbst zu liegen kommen; sie verschwinden somit aus unserem Blick.
Auf dem folgenden Foto ist der Heiligenschein dank des geböschten Hangs sehr weit weg.
Auf Erden lässt sich der Oppositionseffekt nicht nur im Sonnen-, sondern auch im nächtlichen Mondlicht sehen. In diesem Fall dient eben der Mond als Lichtquelle. Beachten Sie bitte die Aufhellung rund um meinen Kopf.

Ein ähnlicher Effekt tritt auf, wenn Sonne, Erde und Saturn exakt in einer Linie stehen. Dann leuchten die - ja aus unzähligen kleinen Objekten bestehenden - Saturnringe aus unserer Perspektive besonders hell auf.
Auch der Vollmond ist dank des Oppositionseffekts wesentlich heller als zwei, drei Tage vor oder nach diesem Termin. Er steht dann auf der Linie Sonne-Erde und damit, wie Astronomen sagen, "in Opposition". Bei den Saturnringen spricht man auch vom Seeliger Effekt oder dem "Opposition surge".

Wegen der hohen Bahnneigung stellt sich der Oppositionseffekt bei Kleinplaneten selten ein. Tom Gehrels wies den Effekt hier erst 1956 nach. Beim Kleinplaneten Fortuna sollte dieser Effekt wegen der geringen Bahnneigung zur Oppositionszeit tatsächlich möglich sein. Wird eine Elongation (Winkelabstand) zur Sonne von 180 Grad erreicht, sind Asteroide um bis zu 0,3 mag heller.
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