Prograd und retrograd
Erheben wir uns in Gedanken wie ein Vogel. Steigen wir von der Nordhemisphäre der Erde ins All. Schauen wir zurück auf unser Sonnensystem. Wir würden sehen, dass praktisch alle Körper gegen den Uhrzeigersinn um die Sonne laufen. Das ist kein Zufall, entstanden sie doch letztlich alle aus einer in sich zusammenstürzenden und dabei immer schneller rotierenden Materiewolke.
Diese allgemeine Bewegung nennt man prograd (lat. etwa: Vorwärtsschritt) bzw. rechtläufig. Eine gegenteilige Bewegungsrichtung hieße somit retrograd bzw. rückläufig.Alle acht Planeten sind prograd, also entgegen dem Uhrzeigersinn um die Sonne unterwegs.Auch im Kleinplanetenreich ist die prograde, rechtläufige Bewegung die Norm. Etwaige Abweichungen deuten auf Bahnveränderungen durch nahe Passagen an einem sehr massereichen Körper hin. Im Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter sind retrograde Objekte die absolute Ausnahme. Bei den erdnahen Asteroiden findet sich ein halbes Dutzend retrograder Himmelskörper. Mehrere Dutzend solcher "Geisterfahrer" existieren außerdem zwischen Jupiter und Neptun.Kometen können hingegen prograd oder retrograd um die Sonne laufen. Ein prominenter Retrograder ist der Komet Halley.
Prograder Umlauf, prograde Rotation
Auch bei der Eigendrehung der Planeten dominiert die prograde Bewegung. Die Planeten, Erde inklusive, rotieren im gleichen Drehsinn - nur Venus und Uranus halten dagegen.
Der prograde Lauf um den Planeten ist auch bei den großen Planetenmonden die Regel. Eine prominente Ausnahme ist der Mond Triton, der aber wahrscheinlich einst von Neptun eingefangen wurde.Sogar die Rotation der großen Planetenmonde um ihre eigenen Achsen erfolgt prograd, also wieder gegen den Uhrzeigersinn. Allerdings haben ihnen ihre Planeten eine "gebundene Rotation" aufgezwungen. Die prograde Rotation wurde dabei soweit verlangsamt, dass sie ebenso lang dauert wie ein prograder Umlauf. Die Monde halten dem Planeten daher stets die gleiche Seite hin. Unser Mond ist das bekannteste Beispiel dafür.