Helligkeitsskala - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Die astronomische Helligkeitsskala

Wer die astronomischen Helligkeiten rasch verstehen will, kann sich die Welt aus der Sicht eines Pinguins vorstellen: Je niedriger die Temperatur, desto lieber ist es ihm. Minusgrade mag er ganz besonders. So ist es auch hier: Sterne sind umso heller, je kleiner der angegebene Wert ist. Negative Zahlen deuten auf besonderen Glanz hin.
Die Schubladen
Die ältesten Sternkataloge teilten Sterne in Klassen ein. Sterne, die dem Betrachter etwa halb so hell erschienen, kamen in die nächste dieser "Schubladen". So setzte sich das Spiel in Richtung immer schwächerer Sterne und höherer Zahlen fort.
Hellere Objekte erscheinen dem Auge ausgedehnter als lichtschwache. Man nennt diesen Effekt "Irradiation". Wer sich dunkel kleidet, um schlanker zu wirken, macht sich letztlich diesen Effekt zunutze.

Wohl deshalb nannte man die Schubladen "Größenklassen", lateinisch Magnitude (abgekürzt "mag" oder einfach "m").

Als das Teleskop immer schwächere Sterne zeigte, wurden weitere Schubladen ("7", "8", "9","10" etc.)  nötig. Um auch hellere Gestirne (etwa die Planeten, Mond und Sonne) unterzubringen, wurde die Skala aber auch am oberen Ende erweitert. Man schuf Größenklassen wie "-1", "-2", "-3", "-4" usw. für die oft noch stärker gleißenden Planeten.
Eine mathematische Funktion
Außerdem gab man die festen, ganzzahligen Schubladen auf und ersetzte sie mit einer steten Funktion. Nun war es z.B. auch möglich, von Helligkeiten wie -3,45 oder 6,77 mag zu sprechen.
Die dahinterliegende Mathematik sieht so aus: Von einer Größenklasse zu nächsten beträgt der Unterschied nicht etwa das doppelte, sondern das 2,511886432-Fache.

Diese Zahl ist die 5. Wurzel aus 100, so dass 5 mag genau dem 100-fachen Helligkeitsunterschied entsprechen.Ein Stern der Magnitude 3,4 ist somit 2,511886432 mal so hell wie einer der Magnitude 4,4 und 6,25 mal (2,511886432 hoch 2) so hell wie einer der Magnitude 5,4.

PS:
Wollen Sie in Excel umrechnen, tragen Sie in der Zelle A1 den Wert in mag ein und setzen Sie in die Zelle A2 die Funktion =POTENZ(2,511886432;A1)
Umrechnungstabelle (gerundet)

Mag      x
1        2,5
1,5      4  
2        6,3
2,5      10
3        16
3,5      25
4        40
4,5      63
5       100
5,5     159
6       251
6,5     398
7       631
7,5    1000
8      1586
8,5    2513
9      3983
9,5    6312
10    10000
Absolute Helligkeit

Die scheinbare Helligkeit von Objekten am irdischen Himmel hängt freilich auch von deren Erddistanz ab. Um diesen bei Vergleichen störenden Parameter los zu werden, haben Astronomen auch eine absolute Helligkeit definiert. Die Skala selbst ist dabei die gleiche.

Bei Sternen tut man hier so, als würde man diese alle aus 10 Parsec Abstand betrachten - das sind 32,6 Lichtjahre. Supernovae vom Typ 1a erreichen so -17 mag absolute Helligkeit, während es unsere Sonne bloß auf +4,73 mag brächte.

Planeten,rückt man zur Ermittlung der absoluten Helligkeit in 1 AE Abstand zur Sonne. Das sind rund 150 Mio. km. Um Phaseneffekte auszuschließen, beobachtet man sie theoretisch auch von dort. Neptun wäre dann -7 mag hell, die Erde -4 mag.

Bei Kleinplaneten und Kometen verfährt man wie bei Planeten. Die Ceres und die Vesta kämen so auf etwa +3 mag, dunkle C-Asteroide wie die Mathilde nur auf 10 mag absoluter Helligkeit.

Bei Meteoren wählt man eine Distanz von 100 km über Grund.
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