Vesta (und Magnya)
Vestalin in Schönbrunn
Nachdem der Bremer Arzt Heinrich Olbers schon den Kleinplaneten Pallas entdeckt hatte, stieß er am 29. März 1807 auf die Vesta: Sie wurde nach der römischen Göttin des Staats-, Altar- und Herdfeuers getauft.
Deren heilige Flamme im Tempel am Forum Romanum durfte nie verlöschen. Jungfräuliche Priesterinnen, die Vestalinnen, hüteten sie.
Der nach der göttlichen Vesta benannte Asteroid zählt zu den mächtigsten im Kleinplanetengürtel zwischen Mars und Jupiter. Er ist immerhin 573 km groß.
Kleinplanet Vesta - Foto: NASA
Der radioaktive Zerfall der Isotope Aluminium-26 und Eisen-60 heizte massereiche Asteroiden auf. In diesem Schmelztiegel sanken schwere Elemente ins jeweilige Zentrum, formten einen heißen Kern aus Eisen und Nickel. Jener der Vesta misst gut 200 km: Darüber spannt sich ein silikatreicher Steinmantel und letztlich eine Kruste aus basaltischem Gestein.
Eine Kollision zerschmetterte Vestas Südpol und hinterließ dort den 500 km weiten Krater Rheasilvia. Aus den Trümmern entstand die Vesta-Familie - eine Schar von Kleinplaneten mit ähnlichen Bahnparametern. Manche Splitter stürzen gelegentlich noch immer zur Erde, und zwar in Form der seltenen HED-Meteorite.
Millbillillie, ein Eukrit
In einem Feuerball gingen im Oktober 1960 über Millbillillie, Westaustralien, Eukrite zu Boden. Unter der dunklen Kruste kam rotbraunes Gestein zum Vorschein. Angeschliffen besitzt es eine feine weißgraue Textur.
Tatahuine, ein Diogenit
Ähnlich dramatisch fiel 1931 ein ganzer Schauer olivgrüner Diogenite herab, und zwar im tunesischen Tatahouine. Beduinen sammelten die grünlichen Steine ein.
Der NWA 1664 zählt zu den Howarditen
Am Abend des 22. April 1942 stürzte ein Stein in Kapoeta im Sudan ab. Man reihte ihn später in die Gruppe der Howardite ein. Diese sind aus Fragmenten von Eukriten und Diogeniten geformt.
Im 19. Jahrhundert trugen die Österreicher Karl von Schreibers und Gustav Tschermak zur Erforschung dieser Meteorite bei. Isotopenuntersuchungen zeigen: Howardite, Eukrite und Diogenite - kurz "HED-Meteorite" genannt - sind miteinander verwandt. Sie dürften in einer Serie teilweisen Aufschmelzens und Kristallisierens im selben Mutterkörper entstanden sein.Dabei rühren die Diogenite aus der größten Tiefe her, die Howardite und brekzierten Eukrite stammen von der Oberfläche. Der Bereich dazwischen gehört den Eukriten.
Diogenit Johnstown unterm Mikroskop
Lichtet man Vesta mit mehreren Farbfiltern ab, erhält man ein Reflexionsspektrum. So wurde auch die Spektralklasse "V" begründet. Das von Vesta reflektierte Licht ähnelt jenem der HED-Meteorite. Diese stammen offenbar direkt oder indirekt von der Vesta: Von ihr selbst oder von einem Mitglied ihrer Famile.
Die Raumsonde Dawn analysierte Vestas Oberfläche vom Orbit aus - und bestätigte die chemsische Verwandtschaft.Es gibt aber auch HED-Meteorite mit einem anderen Sauerstoff-Isotopenverhältnis, die offenbar von einem anderen, wenngleich ähnlichen Himmelskörper stammen. Und es gibt einen bekannten vestaartigen Kleinplaneten, der offenbar nicht zur Vesta-Familie zählt: Der 17 km große Asteroid Magnya kreist viel weiter draußen.
Beobachtungstipps
Oppositionen der Vesta: Mai 2025 (5,7 Mag), Oktober 2026 (6,4 mag), Jänner/Februar 2028 (6,3 mag), Juli 2029 (5,3 mag), November 2030 (6,6 mag)Der Asteroid Magnya (der Name bedeutet soviel wie "hell") ist wesentlich schwieriger zu sehen (Orbit). Visuell könnte das im September 2026 fern der Stadt mit großen Amateurteleskopen gelingen. Himmelsfotografen sind auch hier wieder klar im Vorteil.Helligkeitsmaxima von Magnya in den nächsten Jahren:April 2024 (16,1 mag), Mai 2025 (15,4 mag), September 2026 (14,1 mag), Dezember/Jänner 2027/28 (15,1 mag).
Die Vesta, fotografiert am 10.4.2017 (nahe Bildmitte)