Fokussieren - Scharfstellen
Das Scharfstellen kann speziell bei schwachen diffusen Objekten zur Herausforderung geraten. Für Anfänger und Laien, die man zum Blick durchs Fernrohr einlädt, ist oft schon das Fokussieren hellerer Fixsterne oder Planeten ein Problem.
Fokussieren ist nötig, weil die Temperatur, die Lage des Teleskops oder der Beobachter wechseln. Auch beim Wechsel der Vergrößerung wird zumeist Nachfokussieren nötig. Selbst zwei Betrachter mit selbem Dioptrienwert können nachts infolge der Nachtmyopie unterschiedliche Fokussierungen am Teleskop benötigen.
Scharfstell-Strategien
Die Luftunruhe erschwert das korrekte Fokussieren. Sie lässt das anvisierte Objekt ein wenig im Bildfeld tanzen. Es "explodiert" in unberechenbaren Abständen sogar ein bisschen. Details verschmieren und werden unsichtbar. Speziell bei der Feineinstellung heißt es, auf Momente möglichst ruhiger Luft zu warten.
Hellere punktförmige Objekte (Sterne):
Man stellt sie scharf, in dem man sie möglichst klein und hell erscheinen lässt (wie auf dem folgenden Foto links). Außerhalb des Fokus werden sie zunehmend scheibenförmig (rechts).
Sehr lichtschwache Sterne:
Ist der Stern so lichtschwach, dass man ihn schwer oder nur mit indirektem Sehen erspäht, fokussiert man zuerst besser an einem anderen, helleren Stern in der Nähe.
Diffuse flächige Objekte (Himmelsnebel):
Auch hier stellt man zuerst besser an einem helleren Stern in der Nähe scharf.
Planeten:
Bei Planeten (unten: Saturn im kleinen Fernrohr) stellt man das Planetenscheibchen im ersten Fokussierschritt möglichst klein. Im zweiten Schritt versucht man dann aber, erste Details zu erkennen. Im dritten Fokussierschritt ist man bemüht, möglichst winzige Details zu erspähen - solche, die bloß bei korrekter Fokussierung auftauchen und bei nicht korrekter wieder unsichtbar werden.
Mondoberfläche:
Da stellt man zunächst auf auf größere Formationen scharf. Danach wählt man kleine Features als Indikator: z.B. fast punktförmig anmutende Sekundärkrater. Man sucht Details, die bei korrektem Fokus sichtbar, bei nicht korrektem aber wieder unsichtbar werden.
Der Fokusmotor
Teleskope besitzen unterschiedliche Fokussiereinheiten. In fast allen Fällen werden sie ohne Fokussiermotor ausgeliefert. Man muss also die Finger zum Scharfstellen benutzen und an Knöpfen drehen. Leider versetzt man das Teleskop dabei unwillkürlich in Schwingung. Das angepeilte Objekt wackelt daher im Bildfeld, speziell natürlich bei hohen Vergrößerungen. Das erschwert das korrekte Fokussieren.
Elektrische Fokussiermotoren lassen sich nachträglich an etlichen Teleskopen anbringen. Diese werden von Handboxen gesteuert, die an die Kabelfernsteuerung alter Diaprojektoren erinnern: Der Fokusmotor läuft auf Knopfdruck vor oder zurück, und das oft mit wählbarer Geschwindigkeit. So wird das Scharfstellen ohne manuelle Erschütterung möglich. Allerdings kann ein etwaiges Getriebespiel für Unsicherheiten sorgen.
JMI-Handbox für einen Fokussiermotor. Darin befindet sich eine 9V Batterie
Elektrischer Meade Microfokusser für SC-Teleskope. Der Strahlengang geht direkt hindurch
JMI-Motor zum Anflanschen an den seitlich versetzten Fokussierknopf passender SC-Teleskope
Die Bahtinov-Maske
Leichter geht das Scharfstellen oft mithilfe einer Bathinov-Maske. Vor das Teleskop oder das Kameraobjektiv gesetzt, nutzt man hier das in der Teleskoptechnik sonst eher lästige Phänomen der Lichtbeugung.
Die Beugung an den Maskenschlitzen zerlegt den Stern gleichsam. Das Foto unten zeigt, was dabei mit dem Orion-Stern Rigel passiert.
Der mittlere Strahl wandert beim Fokussieren zum oberen oder zum unteren.
Steht er genau in der Mitte zwischen beiden (wie im Bild oben), ist ordentlich scharf gestellt. Nun nimmt man die Maske wieder ab. Der Fachhandel bietet sie für verschiedene Teleskopdurchmesser an.
Allerdings funktioniert der Trick nur bei punktförmigen Objekten, nicht beim Mond oder den Planeten. Die Sterne müssen außerdem recht hell sein, weil die Maske Licht kostet.
Der Mirror-Flop
Die Hauptspiegellage bei meinem und etlichen anderen Schmidt-Cassegrain-Teleskopen (SC) ändert sich, wenn das Instrument auf ein neues Ziel ausgerichtet wird.
Bei altazimutaler Aufstellung tritt diese Spiegelkippung (im Englischen gern "Mirror-Flop" genannt) ein, wenn sich die Höhe des anvisierten Gestirns ändert. Bei parallaktischer Aufstellung liegen die Dinge deutlich komplizierter.
Abhilfe sollte eine Spiegelklemmung schaffen, wie sie in einigen (teureren) SCs eingebaut ist. Die Firma Baader bietet außerdem den nachträglichen Einbau für bestimmte Teleskope der Marke Celestron an.
Und beim Fernglas?
Ferngläsern besitzen oft einen Mitteltrieb, der gleichzeitig für beide Okulare gilt. Man fokussiert damit zunächst fürs (zumeist) linke Auge. Danach dreht man am (zumeist) rechten Okular und stellt fürs rechte Auge scharf. Damit ist ein sogenannter "Dioptrienausgleich" definiert. Beim Neufokussieren sollte dann ein Drehen am Mitteltrieb reichen - so wenigstens die Theorie.
Ein älteres russisches Fernglas 8x30 mit Mitteltrieb
Andere Ferngläser setzen auf die Einzelokular-Einstellung. Hier dreht man am linken und am rechten Okular extra; die Reihenfolge ist egal. Etwaiges Neufokussieren ist stets an beiden Okularen vorzunehmen.
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