Emissionsnebel, Reflexionsnebel, Dunkelnebel und Offene Sternhaufen treten zeitweilig gemeinsam in ein- und derselben Himmelsregion auf. Das ist kein Zufall, denn alle vier haben mit dem Geburtsvorgang von Sternen zu tun.
Die Reflexionsnebel - Staub im All
Wir haben auf der Seite über die Emissionsnebel ausführlicher erzählt, wie Sterne geboren werden: In Molekülwolken und in Gruppen. Hat die jugendliche Sternenbande alles verbliebene Gas verblasen, bleiben nur noch mikroskopisch kleine Staubpartikel zurück, bestehend z.B. aus Kohlenstoff oder Silizium.
Diese streuen das Sternenlicht naher Sterne. Ihrer Winzigkeit wegen bevorzugen sie dabei die kurzwellige Strahlung. Deshalb muten diese Nebel auf Fotos bläulich an. In unserer Erdatmosphäre sorgen Moleküle für einen vergleichbaren Effekt, Himmelsblau genannt. Größere Aerosole wie Wassertröpfchen streuen hingegen farbneutral - deshalb ist der bedeckte Himmel grau.
Unser Auge ist des Nachts nur wenig farbtüchtig. Es zeigt uns die subtile bläuliche Tönung der Reflexionsnebel nicht. Wir machen, falls überhaupt, nur ein äußerst mattes Grau im Teleskop aus.
Astronomen sprechen von Reflexionsnebeln, doch diese Bezeichnung ist unglücklich: Streungsnebel wäre korrekter, denn die winzigen Staubteilchen sind keine spiegelnden, sondern lichtstreuende Objekte.
Foto links: Unter dem Kerngebiet des M42 finden wir den Stern Iota Orionis. In diesem Bereich wird offensichtlich mehr Licht gestreut als emittiert.
Der unter Astro-Amateuren wohlbekannte M78 im Orion gehört zu dieser Objektkategorie. Er wurde bereits 1780 von Pierre Méchain entdeckt und gilt als hellster Reflexionsnebel. Allerdings kann ich diesen Befund nicht nachvollziehen, denn selnst fotografisch ist M78 für mich als Wiener eine überaus harte Nuss. Auf Fotos scheint er aus zwei Kernen zu bestehen.
Überhaupt ist der Orion das Eldorado für Reflexionsnebeljäger. So finden wir dort den relativ hellen NGC 1788, den NGC 2023 und den NGC 2024.
Ein anderes Beispiel ist der NGC 1977 im Orion, der natürlich ebenfalls mit einem Offenen Sternhaufen verwoben ist. Dessen Sterne - vor allem der leicht bläulich strahlende 42 Orionis - sorgen letztlich für das gestreute Nebellicht. Der Gestalt wegen spricht man hier mitunter vom Runnig Man Nebula. Teile dieses Nebel werden auch als NGC 1973, NGC 1975 and NGC 1977 gelistet. Auch dieses Gebilde ist Teil jener ausgedehnten Molekülwolke, die sich über weite Teile des Sternbilds Orion erstreckt.
Der Reflexionsnebel NGC 1977 im Orion
Auch die Plejaden zeigen fern der Stadt im Teleskop noch Spuren des Staubs, speziell beim Stern Merope (NGC 1435, auch Merope Nebel genannt). Allerdings dürften uns die zarten, bläulichen Wolken näher stehen als die Mitglieder dieses Offenen Sternhaufens selbst.
Die Plejaden im Stier. Beim Stern Merope schimmert der intensivste Nebel
Der sogenannte Lagunennebel M8 im Schützen ist, ähnlich wie der Orionnebel M42, primär Emissions- aber teilweise auch Reflexionsnebel: Als Beleg dafür braucht man sich bloß die unterschiedlichen Farben auf Astrofotos anzusehen. Im Zentrum des Geschehens strahlt eine Region besonders hell. Sie wird mitunter auch Stundenglasnebel genannt, und zwar ihrer sanduhrähnlichen Form wegen. Außerdem ist der junge Offene Sternhaufen NGC 6530 im Nebel eingebettet.
Der Lagunennebel im Schützen: Emissions- und Reflexionsnebel zugleich
Ebenfalls im Schützen liegt M20, der dreigeteilt anmutende Trifid-Nebel. Sein nur unter besten Bedingungen gut beobachtbarer Nordteil soll primär Reflexionsnebel sein.
Beobachtungstechnik & Fototipps
Aufgrund ihres äußerst bescheidenen Glanzes erfordern Reflexionsnebeln einen möglichst dunklen Himmelshintergrund. Der Standort entscheidet über ihre Sichtbarkeit. Auch fern der Stadt sind Dunkeladaption und peripheres Sehen für visuelle Fernrohrbeobachter wichtig. Mitunter muss man eingebettete Sterne außerhalb des Bildfelds positionieren, falls diese das Auge zu sehr in Beschlag nehmen.
Oft treten Reflexionsnebel noch gemeinsam mit Emissionsnebeln auf. Doch diese beiden Objektkategorien unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt: Das Spektrum der Emissionsnebel besteht aus wenigen hellen Linien, das der Reflexionsnebel ist hingegen ein Kontinuum - genauso wie das Sternenlicht, das Mondlicht oder der kombinierte Photonendreck der städtischen Beleuchtung.
Deshalb helfen Filter hier nur sehr eingeschränkt. Eventuell empfehlen sich leichte Light Pollution Filter, die wenigstens das gelbe Licht von Natriumlampen dämpfen. Allerdings stehlen solche Filter auch den anvisierten Reflexionsnebeln Licht.
Gleiches gilt für die fotografische Abbildung solcher Himmelsnebel. Man braucht "schnelle" Optiken mit Öffnungszahlen von 5 bis vielleicht 8. Mit langbrennweitigen Teleskopen tut man sich eher schwer. Auch hier mag man es mit leichten Light Pollution Filtern versuchen, die nicht allzu viel Nebellicht kosten. In jedem Fall sind die Verfahren der Deep Sky Fotografie anzuwenden.
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