Visuelle Beobachtung von Kleinplaneten
Früh entdeckte Kleinplaneten sind grosso modo heller als die später aufgefundenen. Daher kann die dem Namen vorangestellte Nummer - z.B. (4) Vesta oder (19) Fortuna zumindest als grobe Orientierung dienen. Manche dieser Frühfunde lassen sich fern der Stadt im Fernglas blicken.Spätere zeigt bestenfalls das Teleskop. Eine große Zahl lässt sich von Amateuren nur fotografisch festhalten. Die Allermeisten der heute bekannten Asteroiden sind sogar dafür zu lichtschwach.
Der Asteroid (628) Christine zog am 7.7.2022 mit 13,1 mag am Sternhaufen M107 vorbei
In jedem Fall unterscheidet sich ihr Anblick nicht von jenem der Sterne. Wir machen nur Lichtpünktchen aus, ohne Gestalt und ohne Details. Selbst die Ceres oder die Vesta bleiben unter einem scheinbaren Durchmesser von 0,5".Wir dürfen uns aber freuen, den gewünschten Kleinplaneten überhaupt aufgefunden zu haben. Hier einige Tipps dazu. Doch wie ist man sicher, wirklich einen Kleinplaneten vor sich zu haben?
Die verräterische Bewegung
Schauen wir auf die Uhr: Fixieren wir den Minutenzeiger mit den Augen, beobachten wir sein Voranschreiten. Beim Stundenzeiger gelingt das so nicht. Besäße die Uhr bloß diesen Stundenzeiger, wüssten wir zunächst gar nicht, ob sie überhaupt läuft.Um das zu klären, würden wir hinsehen, wegschauen und erst nach einiger Zeit erneut auf die Uhr blicken. Kleinplaneten sind wie der Stundenzeiger. Sie bewegen sich überaus gemächlich zwischen den Fixsternen.
Wir müssen das Bildfeld - wie einst Johann Palisa - zeichnerisch festhalten. Kehren wir nach Stunden zurück, sollte sich der Kleinplanet merklich weiterbewegt haben.
Mit Glück bildet er mit Fixsternen im gleichen Bildfeld eine gerade Linie bzw. ein gleichseitiges oder gleichschenkeliges Dreieck.Unser Auge ist recht geschickt, Veränderungen dieser geometrischen Figuren zu erkennen.So bemerken wir die Bewegung rascher.
Bewegung der Flora am 22./23.3.2025 innerhalb von 9 Stunden. Gesichtsfeld: 0,5 Grad
Die Positionsveränderung ist jedenfalls der beste Beweis dafür, dass wir es tatsächlich mit einem Kleinplaneten zu tun haben.
Bewegung direkt schauen
Nur sehr, sehr selten rast ein Objekt so nah an der Erde vorbei, dass man ihm bei seiner Bewegung zwischen den Fixsternen zuschauen kann, ohne das Aug' vom Okular zu nehmen.Mir ist das zweimal bei recht nahen Erdbahnkreuzern gelungen: Im März 2006 beim 2006 VV2 und im Jänner 2022 beim 1994 PC1. Die beiden Apollo-Asteroiden bewegten sich mit 1 bzw. 2 Bogensekunden pro Zeitsekunde weiter. Hier war es bei hoher Vergrößerung ausnahmsweise so, als würde man dem Minutenzeiger beim Fortschreiten zusehen.Ganz besonders eindrucksvoll wird diesbezüglich der Vorbeiflug von Apophis am 13. April 2029 sein.
Ausgewählte Kleinplaneten
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