Meteorite - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
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Meteorite

Meteorite sind Irrläufer aus dem All. Das Gros stammt ursprünglich aus dem Kleinplanetengürtel, der sich zwischen Mars und Jupiter erstreckt. Die himmlischen Sendboten sind meist älter als jedes irdische Gestein. Der Altmeister der Meteoritenforschung war Ernst Florens Chladni (Artikel via internet.archive.org)

Meteorite ohne vorangehenden, beobachteten Fall zu finden ist Österreich fast aussichtslos. Dennoch lassen sich Meteorite betrachten und in Ausnahmefällen sogar berühren. Zum Studium dieser Sendboten aus dem All bietet sich vor allem der Meteoritensaal im Wiener Naturhistorischen Museum (NHM) an: Das Museum beherbergt die älteste und größte Schausammlung der Welt. Das meteoritische "Gründungsobjekt" war das 1751 gefallene Hraschina-Eisen (Artikel via internet.archive.org, USA)
Der altehrwürdige Meteoritensaal des NHM wurde unter dem damaligen Generaldirektor Prof. Christian Köberl umsichtig umgebaut.
Er präsentierte die Neuaufstellung der Schau am 13.11.2012.

Der Saal hat seine Atmosphäre bewahrt, bietet dem Besucher jetzt aber wesentlich mehr Information. Eine eigene Vitrine ist den in Österreich gefundenen Meteoriten gewidmet.
Ein empfehlenswertes Buch über Meteorite stammt von  den Spezialisten des Naturhistorischen Museums in Wien: Franz Brandstätter, Ludovic Ferriere und Christian Köberl: Meteoriten - Zeitzeugen der Entstehung des Sonnensystems
Zu den alljährlichen Mineralientagen in München bringen Händler aus aller Welt unter anderem Meteorite mit. Und auch bei den kleinen heimischen Mineralienschauen entdeckt man gelegentlich einen "Außerirdischen".

Eisenmeteorite

Diese Meteorite stammen wohl großteils aus dem Kern zerborstener Kleinplaneten. Sie fallen relativ selten zur Erde, sind dann aber verhältnismäßig leicht zu finden - zum Beispiel mit Metalldetektoren.

Der Eisenmeteorit von Odessa. Er hinterließ Krater in Texas. 
Dieser Eisenmeteorit aus Namibia wurde beim Einschlag ordentlich geschockt.
Ein Einzelstück jenes Meteoritenschauers, der ein ganzes Kraterfeld im ostsibirischen Sikhote-Alin schlug (Artikel via web.archive.org, USA).
Beim Aufschlag geschockt, schossen manche Sikhote-Alin-Eisenmeteorite wie Schrapnell davon.
In diesen Plättchen des Hraschina-Meteoriten fand Alois von Widmanstätten 1808 die später nach ihm benannten Strukturen: Oben mit Anlauffarben, unten nach Ätzung. Die Plättchen sind in der Meteoritenschausammlung des NHM in Wien zu sehen (Artikel via web.archive.org, USA).
Widmanstätten-Muster im Eisenmeteoriten von Toluca.
Der Eisenmeteorit Chinga ist ein seltener Ataxit, womöglich mit sogar kulturgeschichtlicher Bedeutung.
Steineisenmeteorite

Dies Steinmeteorite besitzen einen extrem hohen Eisenanteil. Die Mesosiderite dürften bei der Kollision zweier Kleinplaneten entstanden sein: Einer bestand aus Stein, der andere aus Eisen. Die prächtigen Pallasite sollen jeweils aus dem Grenzbereich zwischen Steinmantel und Eisenkern eines größeren Kleinplaneten stammen.

Prächtige Olivinkristalle im Pallasit von Esquel, einem Steineisenmeteoriten.
Forschungsgeschichtlich äußerst wichtig ist der Meteorit von Krasnojarsk. Ursprünglich war dieser Pallasit als "Pallas-Eisen" bekannt.
Steinmeteorite

Diese stellen den mit Abstand häufigsten Meteoritentyp. Die Chondrite stellen besonders altes Urgestein des Sonnensystems, sind älter als irdisches Gestein. Achondrite wurden noch im Mutterkörper aufgeschmolzen und verloren dabei das ursprüngliche Aussehen. Zu solchen Mutterkörpern zählen größere Kleinplaneten wie die Vesta, der Erdmond und der Planet Mars.
1492 krachte dieser Steinmeteorit in ein Feld bei Ensisheim  im Elsass. Er wurde in der Kirche angekettet. Eine eigene Bruderschaft  wacht mittlerweile über ihn. Hier ist er der Chondrit zu Gast im NHM Wien (Artikel).
Ensisheim (links die Hauptmasse)  ist der älteste datierbare Meteoritenfall in Europa, von dem noch  Material existiert! Selbst weltweit wird er in dieser Disziplin nur vom  japanischen Nogata (gefallen 861) übertrumpft.
In der Vergangenheit wurde viel vom Meteoriten Ensisheim abgeschlagen. So kam auch dieses Handstück in die Sammlung des NHM Wien.
Ein winziges Stückchen Ensisheim,  klein wie ein Fingernagel. Übrigens: Dem Fall ging ein Feuerball am  Himmel voraus; Albrecht Dürer, damals gerade in Basel, sah ihn.
Am 15.2.2013 ließ die Druckwelle eines Meteoritenfalls Fenster im russischen Oblast Tscheljabinsk bersten. Die Glassplitter verletzten über tausend Menschen. Hier ein kleines Fragment dieses Chondriten.

Viele Steinmeteorite sind brekziiert, erzählen von Zusammenstößen ihrer Mutterkörper, der Kleinplaneten.
Andere scheinen fast nur aus uralten Chondren zu bestehen, deren Entstehung nach wie vor umstritten ist (Artikel via internet.archive.org, USA).
Hier eine solche Chondre im Mikroskop.
Manche Meteorite kennen helle Einschlüsse. Diese CAIs sind reich an Calzium und Aluminum - so ziemlich das älteste Material des Sonnensystems.
Der Marsmeteorit Tissint, ein neues Prachtstück im NHM-Wien. Heftige Einschläge auf dem Mars schleuderten solches Gestein einst in All. Ein Bruchteil stürzte nach langer Reise zur Erde.
Der DaG 476 wurde vielleicht gleichzeitig mit dem Marsmeteoriten Tissint ins All geschleudert. Hier ist er stark vergrößert.
Auch der DaG 1037 stammt vom Mars.
Die NASA-Sonde Dawn erforschte den Kleinplaneten Vesta: Der Achondrit Johnstown kommt demnach von dort.
Ganz wenige Meteorite stammen vom Mond; hier eine Mikroskopaufnahme des Dho 379 (Artikel via internet.archive.org, USA)

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