Meteorite
Meteorite sind Irrläufer aus dem All. Das Gros stammt ursprünglich aus dem Kleinplanetengürtel, der sich zwischen Mars und Jupiter erstreckt. Die himmlischen Sendboten sind meist älter als jedes irdische Gestein.
Die traditionellen Klassen sind Eisenmeteorite, Steineisenmeteorite und Steinmeteorite. Jede Klasse besitzt mehrere Gruppen.
Phänomenologisch unterscheidet man zwischen beobachteten Fällen und den Funden. Bei den Fällen wurde das Herabstürzen vor dem Auffinden beobachtet, bei den Funden nicht. Es gibt übrigens auch uralte fossile Meteorite.
Eisenmeteorite
Diese Meteorite stammen großteils aus dem Kern von massereicheren Kleinplaneten. Der Zerfall radioaktiver Isotope erhitzte diese Welten. Sie schmolzen auf, differenzierten und erhielten einen schalenförmigen Aufbau.
Eisenmeteorite fallen relativ selten zur Erde. Sie sind dann aber verhältnismäßig leicht zu finden - zum Beispiel mit Metalldetektoren. Es gibt zahlreiche Gruppen sowie mehrere Dutzend Exemplare, die sich keiner bekannten Gruppe zuordnen lassen.
Der Eisenmeteorit von Odessa. Er hinterließ Krater in Texas.
Dieser Eisenmeteorit aus Namibia wurde beim Einschlag ordentlich geschockt.
Ein Einzelstück jenes Meteoritenschauers, der ein ganzes Kraterfeld im ostsibirischen Sikhote-Alin schlug (Artikel via web.archive.org, USA).
Beim Aufschlag geschockt, schossen manche Sikhote-Alin-Eisenmeteorite wie Schrapnell davon.
Widmanstätten-Muster im Eisenmeteoriten von Toluca.
Der Eisenmeteorit Chinga ist ein seltener Ataxit, womöglich mit sogar kulturgeschichtlicher Bedeutung.
Steineisenmeteorite
Diese steinernen Meteorite besitzen einen extrem hohen Eisenanteil. Die Mesosiderite dürften bei der Kollision zweier Kleinplaneten entstanden sein: Einer bestand aus Stein, der andere aus Eisen.
Die prächtigen Pallasite sollen jeweils aus dem Grenzbereich zwischen Steinmantel und Eisenkern eines massereicheren, differenzierten Kleinplaneten stammen.
Prächtige Olivinkristalle im Pallasit von Esquel, einem Steineisenmeteoriten.
Der Mesosiderit Vaca Muerta erzählt von einer kosmischen Kollision.
Steinmeteorite
Diese stellen den mit Abstand häufigsten Meteoritentyp dar. Die Chondrite sind besonders altes Urgestein des frühen Sonnensystems, älter als jedes irdische Gestein. Sie sind undifferenziert, waren somit niemals Teil eines größeren, heißen Körpers mit Schalenaufbau. In ihnen stecken kleine Silikatkügelchen, die namensgebenden Chondren.
Man teilt Chondrite anhand ihrer chemischen Zusammensetzung vor allem in die Gewöhnlichen Chondrite (H-Chondrite, L-Chondrite, LL-Chondrite), die Enstatit-Chondrite (EH-Chondrite, EL-Chondrite) und die Kohligen Chondrite (mehrere Untergruppen wie z.B. CI, CO, CV, CM).
Ensisheim (1492, links die Hauptmasse) ist der älteste datierbare Meteoritenfall in Europa, von dem noch Material existiert! Selbst weltweit wird er in dieser Disziplin nur vom japanischen Nogata (gefallen 861) übertrumpft.
In der Vergangenheit wurde viel vom Meteoriten Ensisheim abgeschlagen. So kam auch dieses Handstück in die Sammlung des NHM Wien.
Ein winziges Stückchen Ensisheim, klein wie ein Fingernagel. Übrigens: Dem Fall ging ein Feuerball am Himmel voraus; Albrecht Dürer, damals gerade in Basel, sah ihn.
Am 15.2.2013 ließ die Druckwelle eines Meteoritenfalls Fenster im russischen Oblast Tscheljabinsk bersten. Die Glassplitter verletzten über tausend Menschen. Hier ein kleines Fragment dieses Chondriten.
Viele Steinmeteorite sind brekziiert, erzählen von Zusammenstößen ihrer Mutterkörper, der Kleinplaneten.
Andere scheinen fast nur aus uralten Chondren zu bestehen, deren Entstehung nach wie vor umstritten ist (Artikel via internet.archive.org, USA).
Hier eine solche Chondre im Mikroskop.
Manche Meteorite kennen helle Einschlüsse. Diese CAIs sind reich an Calzium und Aluminum - so ziemlich das älteste Material des Sonnensystems.
Die oben gezeigten Gewöhnlichen Chondrite sind silikatreich. Es gibt aber auch solche mit höherem Kohlenstoffanteil: Die Kohligen Chondrite. Auch sie entstanden vor 4,56 Milliarden Jahren, aber offenbar in größerer Sonnendistanz.
Berühmt ist der kohlige Chondrit Allende, Mexiko, der 1969 fiel. Man ordnet ihn der Gruppe CV3 zu.
Ein anderes Beispiel ist der Wüstenmeteorit DaG 006, Gruppe CO3
Meteorit Orgueil, Gruppe CI1, gefallen in Frankreich 1864: Vermutlich der ursprünglichste aller Meteoriten. Hier eine Mikroskopaufnahme.
Die folgenden Steinmeteorite zählen nicht zu den Chondriten, da sie ihr Chondren verloren haben. Diese Achondrite stammen von einem größeren, differenzierten Himmelskörper - also einem, der in seiner Frühzeit aufschmolz und dabei einen Kern, einen Mantel und eine Kruste ausbildete. Achondrite können aus dem Mantelbereich oder aus der Kruste einer solchen Welt herrühren.
Der Marsmeteorit Tissint, ein neues Prachtstück im NHM-Wien. Heftige Einschläge auf dem Mars schleuderten solches Gestein einst in All. Ein Bruchteil stürzte nach langer Reise zur Erde.
Der DaG 476 wurde vielleicht gleichzeitig mit dem Marsmeteoriten Tissint ins All geschleudert. Hier ist er stark vergrößert.
Auch der DaG 1037 stammt vom Mars.
Die NASA-Sonde Dawn erforschte den Kleinplaneten Vesta: Der Achondrit Johnstown kommt demnach von dort.
Ganz wenige Meteorite stammen vom Mond; hier eine Mikroskopaufnahme des Dho 379 (Artikel via internet.archive.org, USA)
Beobachtungstipp:
- Schauen Sie sich Meteorite im Naturhistorischen Museum in Wien an
- Suchen sie dort u.a. die uralten fossilen Meteorite
- Spüren Sie jene Himmelskörper auf, die Ähnlichkeiten zu bestimmten Meteoritengruppen aufweisen
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