Tektite - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Tektite

... bestehen aus natürlichem Glas. Ihr Name leitet sich von "tektos" (griech., geschmolzen) ab und wurde um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert vom österreichischen Geologen Franz E. Suess geprägt.

Tektite sind keine Meteorite. Sie entstehen aber bei extrem heftigen Meteoriteneinschlägen, und zwar aus irdischem Gestein. Dieses steigt hoch in die Erdatmosphäre auf und regnet dann weit vom Zentrum der Katastrophe wieder herab.

Auch diese Zeugen von Einschlagskatastrophen lassen sich im Wiener Naturhistorischen Museum (NHM) bewundern. Die hübschen grünen Modavite finden sich gelegentlich auf lokalen Schmuckbörsen.

Es gibt vier klassische Streufelder der Tektite.

Moldavite

Im zentraleuropäischen Feld findet man die 15 Mio. Jahre alten grünen Moldavite, die gleichzeitig mit dem Nördlinger Ries-Krater entstanden.

Ein Moldavit im Gegenlicht. In Transluzenz und Farbe sind diese natürlichen Gläser wohl einzigartig.
Früher hielt man Moldavite für Abfall der böhmischen Glasherstellung, sprach von "Flaschensteinen".
Die Moldavite aus Böhmen zeigen eine große Formenvielfalt. Weitere findet man in Mähren und in der Lausitz.
Rundliche Moldavite sind eher selten. Dieses Exemplar wurde hier stark vergößert.
Durch Jahrmillionen der Lagerung in Sedimenten wurde das einst glatte Antlitz der Moldavite oft angegriffen und zeigt Struktur.
Die transluzente Natur der natürlichen Moldavite stammt vom geringen Eisenanteil.
Moldavit im Mikroskop: Man sieht Schlieren und Gasblasen.
Australasiatische Tektite

Das mit Abstand weiteste Streufeld ist das australasiatische. Hier gräbt man die schwarzen Indochinite und die Australite aus. Beide sind rund 790.000 Jahre alt. Ein passender Krater wurde leider noch nicht identifiziert.

Einer 2016 veröffentlichten Untersuchung der Universität Heidelberg zufolge, wären mehrere Einschläge zu etwa derselben Zeit Auslöser der Tektitbildung. Einer dieser Impakte soll außerdem den Darwin-Krater auf Tasmanien hinterlassen haben.
Bei den Indochiniten herrschen halbsymetrische Formen vor - Indiz für Rotation der glutflüssigen Glasmassen beim Flug.
Auch hier gestaltete die lange Lagerung das Antlitz der Gläser mit. Man findet oft Gruben ...
... oder Scharen paraleller Furchen.
Nur dünne Exemplare sind transluzent und zeigen eine Färbung ähnlich einem Cola-Getränk. Die eingeschlossene Blase entstand während des Flugs.
Indochinite aus Muong Nong weisen geschichteten Aufbau auf, was sich mit dem Flug heißer Glasmassen schlecht vereinbaren lässt.
Sollten diese Muong-Nong-Indochinite, hier im Mikroskop, nahe dem unentdeckten Krater entstanden sein?
Besonders weit geflogen sind hingegen die Australite, die man in Australien findet. Das belegt auch die rundliche Gestalt.
Nordamerikanische Tektite
In den USA stößt man auf die Bediasite und die selteneren Georgiaite, die beide mit dem 34 Mio. Jahre alten Chesapeake-Bay-Krater zu tun haben.

Links: Ein Bediasit, gefunden in Texas - stark vergrößert.
Ivorite
An der Elfenbeinküste gibt es dann noch die sehr seltenen, eine Million Jahre alten Ivorite. Sie stammen vom Bosumtwi-Krater in Ghana.

Links: Ein Ivorit im Meteoritensaal des NHM in Wien.
Beobachtungstipp:

  • Schauen Sie sich Tektite im Naturhistorischen Museum in Wien an
  • Sehen Sie (eingefasste) Moldavite bei Schmuck- und Mineralienschauen?



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