Galilei und der Orion
Zunächst wollte Galilei das ganze Sternbild des Orion zeichnen. Doch das Fernrohrgesichtsfeld zeigte immer nur einen engen Ausschnitt. Es war äußerst mühsam, nacheinander Bildfeld an Bildfeld zu reihen. Galilei war überwältigt von der "ungeheuren Menge der Sterne", die er auf 500 schätzte, und verschob das Projekt aus Zeitmangel.
Stattdessen widmete er sich bloß dem Gürtel des Orion, der von altersher aus drei sichtbaren Sternen bestand, und arbeitete sich von dort zu den sechs Sternen in Orions Schwert vor. Dabei trug er insgesamt 80 Lichtpünktchen in seine Karte ein.
Der Orion steckt voller interessanter Himmelsobjekte. Dazu zählen der leicht bläuliche Kniestern Rigel, der Teil hat am berühmten Winter-Sechseck.
Der orangefarbige Schulterstern Beteigeuze machte in den letzten Jahren ob seiner gut sichtbaren Helligkeitsschwankungen von sich reden. In fernerer Zukunft wird er zur Supernova geraten.
Rigel und Beteigeuze ähneln einander in puncto Helligkeit. Umso leichter fällt es, deren Farben miteinander zu vergleichen. Sie sind Ausdruck unterschiedlicher Oberflächentemperaturen. Jene des Rigel ist deutlich heißer als die unserer Sonne, jene von Beteigeuze etwas kühler. Obwohl es paradox klingt: Heißere Sterne erscheinen uns in einem etwas "kalten" Weiß, kühlere in einem "warmen".
Am einfachsten fällt der Vergleich, wenn man beide Sterne mit dem Fernglas anvisiert - und dieses absichtlich ein wenig unscharf stellt.
Beachtung finden auch die drei gleich hellen Gürtelsterne, die fast exakt in einer Linie angeordnet zu sein scheinen. Daher rankten sich, je nach Kulturkreis, unterschiedliche Mythen um sie. Es sind wahre Leuchtkraftriesen. Jedes Mitglied dieses Trios strahlt zigtausendfach mehr Energie ab als unsere eigene Sonne.
Das ganze Sternbild wird von einer gigantischen Molekülwolke durchzogen, die einer kosmischen Geburtsklinik mit mehreren getrennten Kreißsälen gleicht. Deshalb findet man dort besonders viele Deep Sky Objekte, die allesamt mit dem Thema Sterngeburt zu tun haben: Dunkelnebel, Emissionsnebel, Reflexionsnebel und Offene Sternhaufen.
Der Orionnebel, später M42 genannt, scheint Galilei entgangen zu sein. Im Kernbereich funkelt der Vierfachstern Theta Orionis.
Dieser Nebel zählt zu den sogenannten Emissionsnebeln. Solche Objekte strahlen selbst Licht aus.
Es sind riesige Wolken aus Gas und Staub, in denen schon Sterne geboren wurden und noch immer geboren werden.
Das starke UV-Licht der jungen Sonnen regt das Nebelgas an und ionisiert es teilweise - daher die Lichtemission. Hier leuchten unter anderem Wasserstoff und doppelt ionisierter Sauerstoff.
Dieses höchst faszinierende Objekt vereint quasi alles auf einen Blick: Denn manche Regionen des M42/43 fungieren auch als Reflexions- bzw. Dunkelnebel. Und die bereits sichtbar gewordenen Sonnen darin bilden selbstverständlich einen jungen Offenen Sternhaufen.
Kurzum: Der Orionnebel ist ein Eldorado für Fernrohrbesitzer. Je dunkler der Standort, desto weiter greifen die sichtbaren Nebelmassen in den Raum hinaus.
Beobachtungsaufgaben
- Wieviele Sterne erkennen Sie im Gürtel und im Schwert des Orion mit freiem Auge, wieviel Dutzend zeigt ein Fernglas bzw. ein Teleskop?
- Lässt sich der Nebel im Schwert des Orion ähnlich wie die Offenen Sternhaufen in ein Meer von Sternchen auflösen, oder bleibt ein unauflösbarer, diffus schimmernder Lichtflecken zurück ?
- Erahnen Sie den Nebelfleck mit freiem Auge (fern der Stadt)?
- Nützen Sie den Orion, um Ihre Faust bei völlig durchgestrecktem Arm zu vermessen. So besitzen Sie einen Winkelmesser, der nie daheim vergessen wird
- Erkennen Sie den Farbtunterschied zwischen Beteigeuze (links oben) und dem Rigel (rechts unten)?
- Wie schätzen Sie Beteigeuzes aktuelle Helligkeit ein?
Literatur für Deep-Sky-Beobachter
Anders als Sternhaufen sind Emissionsnebel in der Stadt nicht einfach zu beobachten. Bei flächigen Objekten hilft nämlich auch eine höhere Vergrößerung nicht weiter: Sie dunkelt zwar den aufgehellten Himmelshintergrund ein, in gleichem Maße aber auch den Nebelflecken.
Sogenannte Nebelfilter schaffen ein wenig Abhilfe. Sie lassen große Teile jener Wellenlängen durch, in denen diese Objekte Licht aussenden - und dunkeln die Frequenzen dazwischen ab.
Amateurastronomen fassen Offene Sternhaufen, Kugelsternhaufen, Gas- und Staubnebel sowie Galaxien gern unter dem Begriff Deep-Sky-Objekte zusammen.
Sterne beobachten in der Stadt
Klaus M. Schittenhelm stellt Touren am Himmel zusammen, die für die Balkonsternwarte taugen; darunter befinden sich auch die allerhellsten Deep Sky Objekte. Schwächere sind von der Stadt aus nicht mehr zu sehen.
Klaus M. Schittenhelm stellt Touren am Himmel zusammen, die für die Balkonsternwarte taugen; darunter befinden sich auch die allerhellsten Deep Sky Objekte. Schwächere sind von der Stadt aus nicht mehr zu sehen.
Deep Sky Reiseführer
Ronald Stoyans Werk gilt geradezu als Standardliteratur zur Beobachtung von Sternhaufen, Gasnebeln oder Galaxien. Für die meisten der vielen hier beschriebenen Objekte braucht man einen Beobachtungsplatz fern der Stadt.
Ronald Stoyans Werk gilt geradezu als Standardliteratur zur Beobachtung von Sternhaufen, Gasnebeln oder Galaxien. Für die meisten der vielen hier beschriebenen Objekte braucht man einen Beobachtungsplatz fern der Stadt.