Beteigeuze - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Beteigeuze - der schwächelnde Riese
Die beiden Schultersterne des Orion heißen Beteigeuze (links oben in der Figur und oft auch Betelgeuse geschrieben) sowie Bellatrix (rechts oben).

Beteigeuze ist ein Roter Riese mit einem Vielfachen der Sonnenmasse. Einer Studie von Anfang 2021 zufolge sind es 16,5 bis 19 Sonnenmassen.

Wilhelms Herschels Sohn John hielt sich von 1836 bis 1839 am Kap der Guten Hoffnung auf. Im Jänner 1839 fiel ihm auf, dass Beteigeuzes Helligkeit um grob die Hälfte einbrach. Er verglich dazu dessen Helligkeit mit Rigel (Orion), Prokyon (Kleiner Hund) und Aldebaran (Stier).
Beteigeuze befindet sich bereits in der frühen Helium-Brennphase und wird - voraussichtlich in mehr als hunderttausend Jahren - als Supernova explodieren. Entsprechend minimal ist unsere Chance, dies mitzuerleben. Für die Erde bestünde dabei übrigens keine Gefahr, zumal der Abstand dieses Sterns mindestens 530 Lichtjahre beträgt.

Es war dies auch der erste Stern, dessen Durchmesser direkt gemessen werden konnte - ein Durchbruch, der sich im Dezember 2020 zum 100. mal jährte. Mein Artikel Das Maß der Sterne (Wiener Zeitung) erzählt die Geschichte und weitere Details über diese ferne Riesensonne.

Der stark aufgeblähte Stern Beteigeuze ist auf der astronomischen Helligkeitsskala normalerweise um die 0,45 mag hell. Er variiert seinen Glanz allerdings. Besonders signifikant dabei ist eine Lichtwechselperiode um 430 Tage (Astronomical Telegram #13439). Hinzu gesellen sich aber weitere Perioden, z.B. eine knapp sechsjährige. Für letztere gibt es nun eine faszinierende Erklärung: siehe weiter unten.

Zusammen führen diese Perioden zu einem mit freiem Auge erkennbaren Lichtwandel zwischen 0,2 und 0,7 mag. Doch im Lauf des Jahres 2019 hat der Stern sehr viel mehr an Helligkeit eingebüßt, wahrscheinlich weil Staub in seiner äußeren Hülle die Sicht behinderte. Dann "erholte" sich Beteigeuze wieder.

Im Jänner 2024 brach seine Helligkeit erneut ein, diesmal um knapp 0,4 mag.
Ein unsichtbarer Begleiter?
Lange hatte man nach einem Begleitstern von Beteigeuze gesucht, um die sechsjährige Lichtwechselperiode zu erklären. Nicht einmal mit dem Hubble Space Telescope gelang es, einen solchen aufzuspüren. Doch schließlich wurden Astronomen mit dem 'Alopeke Instrument am Gemini North Telescope offenbar fündig: 'Alopeke heißt Fuchs auf Hawaiianisch; der Name verrät den Standort des US-Teleskops.

Beteigeuze wäre demnach also ein Doppelstern, wie im Juli 2025 bekannt gegeben wurde. Der leicht bläuliche Begleiter - wir nennen ihn Beteigeuze B - soll grob die eineinhalbfache Masse unserer eigenen Sonne besitzen. Weil das Beteigeuze-System nur zehn Millionen Jahre alt ist, dürfte er seine Energie noch gar nicht aus dem für Sterne so typischen Wasserstoff-Brennen (also der Fusion von Wasserstoff zu Helium) beziehen. Die Komponente B stünde also erst am Beginn ihres Sternenlebens, während die Komponente A - der helle Hauptstern - das seinige bald beenden wird.

Ursache für den höchst unterschiedlich raschen Entwicklungsweg der beiden gleichzeitig geborenen Sterne ist der enorme Massenunterschied: Denn je mehr Masse ein Stern angesammelt hat, desto heftiger steigen Druck und Temperatur in seinem Inneren. Entsprechend rascher verzehrt er sich. Je mehr Masse, desto kürzer ein Sternenleben!

Die Umlaufbahn des Begleitsterns wäre bei einer Umlaufszeit von sechs Jahren sehr eng. Er zöge gleichsam durch die ausgedehnte Gashülle des Hauptsterns. Das bremste ihn ein - er sollte in den nächsten Jahrtausenden seinem Ende entgegen spiralisieren und in den Hauptstern selbst stürzen.

Diese Vereinigung würde dann die Masse des Hauptsterns weiter erhöhen - und den Zeitpunkt seiner Explosion als Supernova noch näher rücken.

Warum ich hier so oft die Möglichkeitsform verwende? Weil die Entdeckung nicht in trockenen Tüchern ist. Wie Skeptiker betonen, lag das Signal des Begleiters nur geringfügig über dem Hintergrundrauschen. Eine Ortsveränderung durch die rasche Bewegung wurde bislang auch nicht nachgewiesen. Es braucht also weiterer hochauflösender Beobachtungen, um die Existenz des Beteigeuze B unzweifelhaft nachzuweisen.
Beobachtungsaufgaben
Den Begleitstern erspäht man mit den besten Amateurteleskopen nicht. Den Hauptstern aber schon mit freiem Auge. Verfolgen Sie Beteigeuzes weitere Entwicklung mit!

Vergleichen Sie seine Helligkeit mit der des Aldebaran im Stier, mit jener von Rigel bzw. Bellatrix oder mit der von weiteren Orion-Sternen. Es ist einfach.
Warten Sie, bis die genannten Sterne hoch am Himmel (und damit grob in Südrichtung) stehen. Sonst verfälscht die Erdatmosphäre das Ergebnis zu sehr.

Stellen Sie sich, in dieser Reihenfolge, Fragen zu Beteigeuze:

  • Wirkt er aktuell heller oder schwächer als Aldebaran (0,99 mag) ?
  • Wirkt er aktuell heller oder schwächer als Rigel (0,28 mag) ?
  • Wirkt er aktuell heller oder schwächer als Bellatrix (1,64 mag) ?
  • Wirkt er aktuell heller oder schwächer als Alnitam (1,75 mag) ?
  • Wirkt er aktuell heller oder schwächer als Alnitak (1,90 mag) ?
  • Wirkt er aktuell heller oder schwächer als Mintaka (2,4 mag) ?

Falls Beteigeuzes Helligkeit zwischen der von zwei Vergleichssternen liegt, fragen Sie sich bitte, ob diese mehr zu der einen als zu der anderen tendiert - oder halbwegs zwischen den beiden liegt.

Wer will, kann die Differenz zwischen den beiden entsprechenden Helligkeitswerten genauso teilen. Die sind hier in der astronomischen Größenskala notiert (je niedriger der Wert, desto größer die Helligkeit).

Notieren Sie auf jeden Fall Ihren Eindruck und wiederholen Sie die Schätzung, wann immer Sie den Orion erblicken.

  • Machen Sie Veränderungen aus oder leuchtet der Stern wieder konstant?

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