Kleinplaneten-Gruppen - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Kleinplanetengruppen


Natürlich kreisen auch die Kleinplaneten um die Sonne. Sie sind schließlich in der gleichen rotierenden Materiewolke entstanden wie Mars, Erde oder Jupiter. Aber ihre Bahnformen unterscheiden sich oft von jenen der Planeten.
Kleinplaneten (hier gelb) weichen stark von der Ekliptik (weiß) ab - Grafik erstellt mit Guide
  • Asteroidenorbits sind oft deutlich gegen die Erdbahnebene geneigt. Am irdischen Himmel können sich Kleinplaneten daher recht weit von der Ekliptik entfernen - siehe Grafik oben. Kleinplaneten sind gewissermaßen "auf die schiefe Bahn" geraten. Entsprechend schauen auch ihre Oppositionsschleifen anders aus als die von Planeten.

  • Außerdem weichen ihre Bahnen teils stark von der Kreisform ab. Sie folgen oft recht exzentrischen Ellipsen; der sonnennächste Bahnpunkt (Perihel) ist der Sonne deutlich näher als der sonnenfernste (Aphel). Bei Erde oder Venus gibt es diesbezüglich kaum Unterschiede.

Beides - Bahnneigung und Bahnexzentrizität - sind Folgen von Bahnstörungen, ausgelöst durch nahe Begegnungen mit anderen Kleinplaneten, durch Zusammenstöße oder durch den Schwerkrafteinfluss des Planeten Jupiter.

Die Raumbahnen beliebiger Asteroiden und Kometen zeigt die Small-Body Database der NASA - aus beliebiger Perspektive und auf Wunsch animiert: Unter Search gibt man den Objektnamen ein und klickt dann den Orbit Viewer an.

Gemäß ihrer Bahnen teilt man Asteroide in Bahngruppen ein.
Hauptgürtel-Asteroiden

Die meisten Objekte kreisen brav im Hauptgürtel (auch Kleinplaneten- oder Asteroidengürtel genannt) zwischen Mars und Jupiter. Sie besitzen traditionell weibliche Namen. Der Hauptgürtel wird mehrfach von Resonanzzonen geteilt

  • Im inneren Hauptgürtel (2 bis 2,5 AE Sonnenabstand) finden sich vor allem Steinasteroide mit der Vesta (Orbit) als größtem Vertreter

  • Im mittleren Hauptgürtel zwischen 2,5 und 2,8 AE dominieren zunehmend kohlenstoffreiche Asteroide, mit der Ceres (Orbit) als herausragendstem Objekt

  • Im äußeren Hauptgürtel, der bis etwa 4 AE reicht, führt die Hygiea (Orbit) die Schaar der dunklen C-Asteroide an

  • Am äußersten Rand des Gürtels finden sich tausende Asteroide der Hilda-Gruppe. Sie kreisen in 3:2 Resonanz mit Jupiter. Namensgeberin ist die von Johann Palisa 1875 in Pula entdeckte Hilda (Orbit)
Jenseits des Hauptgürtels

Was nicht im Hauptgürtel dahin zieht, erhält traditionell männliche Namen.

  • In den kalten Regionen jenseits des Hauptgürtels schließen zunächst die Trojaner an. Sie eilen dem Jupiter 60 Winkelgrad voraus oder folgen ihm in ebenso großem Abstand. Den ersten Trojaner - Achilles (Orbit) - fand Max Wolf im Jahr 1906. Manche dieser Objekte können von Amateuren fotografiert werden; visuell sind sie zu lichtschwach

  • Noch weiter draußen existieren verschiedene weitere Gruppen, darunter die Centauren. Der größte ist Chariklo (Orbit), nur etwa 19 mag hell. Für Amateurastronomen sind sie nicht erreichbar

  • Von den sogenannten Kuiper-Gürtel-Objekten (Kupiter Belt Objects, KBOs) lässt sich Pluto (Orbit) von Amateuren fotografieren
Diesseits des Hauptgürtels

Nun kommen wir zu den Kleinplaneten diesseits des Hauptgürtels.

  • Die Amor-Asteroiden wagen sich auf ihren langgezogenen Ellipsen ins innere Planetensystem vor, kreuzen dabei die Marsbahn. Der erste Vertreter - Amor (Orbit) - ging 1932 ins Netz. Berühmter ist der Asteroid Eros (Orbit)

  • Apollo- und Aten-Asteroiden machen selbiges mit der Erdbahn. Namensgeber dieser Gruppen sind die Asteroiden Apollo (Orbit) und Aten (Orbit)

  • Es gibt weitere Gruppen, die selbst vor dem Venus- oder Merkurorbit nicht halt machen.

Von besonderem Interesse ist alles, was der Erde nahe kommt: Man spricht von Near Earth Objects, kurz NEOs, sobald der sonnennächste Bahnpunkt (Perihel genannt) weniger als 1,3 AE an die Sonne heranrückt. NEOs müssen also nicht notwendigerweise die Erdbahn (Radius 1 AE) kreuzen.

Falls doch: Zwar gibt es auch zwischen den Bahnen der Erdbahnkreuzer und dem Erdorbit keine wirklichen Schnittpunkte; sie ziehen ober- oder unterhalb des Erdorbits vorbei. Langfristige Bahnstörungen können irgendwann aber für tatsächliche Schnittpunkte sorgen. Eine Gefahr besteht selbst dann nur, wenn Asteroid und Erde gleichzeitig einen solchen Schnittpunkt erreichen.

Erdbahnkreuzer mit Durchmessern über 140 m werden auch PHOs oder PHAs (potentially hazardous objects bzw. asteroids) genannt, sofern sie sich der Erde bis auf 0,05 AE nähern. Es gibt Tausende davon. Eine aktuelle Liste der nächsten Vorbeiflüge von diesen und noch viel kleineren Asteroiden findet man bei spaceweather.com (USA).

Mitunter werden die zumeist sehr kleinen PHOs aufgrund ihrer intimen Distanz hell genug, um kurzzeitig im Amateurfernrohr aufzutauchen.

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