Neulicht
Ein oder zwei (selten drei) Kalendertage nach Neumond taucht die schmale Mondsichel erstmals am Abendhimmel auf: recht knapp nach Sonnenuntergang, in der hellen Abenddämmerung und meist nur recht knapp über dem Westhorizont. Für alte Kulturen begann mit der Sichtung dieses sogenannten "Neulichts" ein neuer Mondmonat.
Das Neulicht-Phänomen wiederholt sich im durchschnittlichen Rhythmus von 29 oder 30 Tagen: Solange dauert damit der Mondmonat. Sah man den Mond am ersten erwarteten Tag nicht, begann der neue Mondmonat am Folgeabend.
Der Mondkalender ist (bei uns) Geschichte
Nach zwölf Mondmonaten sind erst 354 Tage verstrichen - rund elf Tage weniger, als sie das Sonnenjahr umfasst. Im reinen Mondkalender schieben sich die Monate deshalb in nur 33 Jahren durch sämtliche Jahreszeiten. Würde man also stets im selben Monat aussäen, fiele die Aussaat alsbald in den Winter.
Für Ackerbau betreibende Kulturen eignete sich solch ein reiner Mondkalender denkbar schlecht. Deshalb schob man ab und dann einen Schaltmonat ein. Bei den Babyloniern entschied darüber zunächst der König. Später ersann man eine fixe Regel, um Sonnen- und Mondlauf im Einklang zu halten.
Auch im alten Rom war es zunächst Aufgabe der Priester, nach dem Neulicht Ausschau zu halten. Ihre Beobachtung wurde verkündet. Weil dann auch Zinsen fällig wurden, ging der Ruf (lat.: calare, rufen) auf den Namen des Schuldbuchs über.
Dieses "Calendarium" gebar unseren Begriff "Kalender". Später entkoppelte man die Kalendermonate vom Mondlauf. In ihrer heutigen Form wurden sie schließlich von Julius Cäsar fixiert.
Unser Kalender beachtet den Mondlauf somit überhaupt nicht mehr. Nur bei der Bestimmung des Osterdatums spielt der Mond noch eine Rolle.
Jedoch: Die Ähnlichkeit der Wörter "Mond" und "Monat" verrät die einstige Wurzel dieses Zeitmaßes. Mehr über die babylonische und die römische Astronomie finden Sie in meinem Lesebuch Helden des Himmels.
Die Neulichttermine
Die ganz schmale Mondsichel ist nicht leicht zu erspähen. Das exakte Datum des Sichtbarwerdens hängt vor allem ab von:
- Winkelabstand des Mondes zur Sonne ("Elongation" genannt)
- Höhe des Mondes über dem Horizont
- Tiefe der Sonne unter dem Horizont (bestimmt die Helligkeit des Dämmerungshimmels)
In der Praxis kommen noch weitere Faktoren hinzu. Jedenfalls beeinflusst auch der Standort des Beobachters den exakten Termin. Ähnliches gilt für das viel weniger beachtete Altlicht - also für das letzte Sichtbarwerden des abnehmenden Mondes vor Neumond in der Morgendämmerung.
Die folgenden Termine entstammen dem Astronomischen Almanch für Österreich (Download über den Österreichischen Astronomischen Verein).
3.12.2024
1.1.2025
30.1.2025
1.3.2025
30.3.2025
28.4.2025
28.5.2025
27.6.2025
26.7.2025
25.8.2025
24.9.2025
24.10.2025
22.11.2025
22.12.2025
In den Tagen nach dem jeweiligen Neulichttermin fällt die Sichtung des Mondes zunehmend leichter. Dann macht sich auch der Erdschein eindrucksvoll bemerkbar.
Beobachtungsaufgaben
- Wann machen Sie das jeweilige Neulicht aus?
- Gelingt Ihnen die Sichtung am theoretischen Termin
- Oder gelingt Ihnen die Sichtung erst ein bzw. zwei Tage später?
Fototipps gefällig?
Das Neulicht lässt sich mit einer DSLR sowohl durchs Teleskop als auch ohne Teleskop - dafür dann unter Einsatz eines starken Teleobjektivs - fotografieren.
Alle Angaben ohne Gewähr