Spektralklassen - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
Direkt zum Seiteninhalt
Reflexionsspektren - Spektralklassen


Wissenschaftler studierten hunderte Meteorite und teilten sie aufgrund chemischer Gemeinsamkeiten in zahlreiche Gruppen und Untergruppen. Bei den Kleinplaneten ist die Schubladenbildung schwieriger, weil wir nur wenige Exemplare vor Ort studieren oder gar Proben entnehmen konnten.

Allerdings reflektieren Kleinplanetenoberflächen das Sonnenlicht in unterschiedlicher Weise. Man maß deren Reflexionsvermögen (Albedo) im sichtbaren Licht, sowie in mehreren unterschiedlichen Wellenlängen (also quasi "Farben"). Später gesellten sich noch die viel aussagekräftigeren Messungen im nahen Infrarot und im Ultraviolett hinzu.


Eingedellte Kurven

Resultat sind tausende mehr oder weniger eingedellte Kurven. Anhand dieser Diagramme kristallisierten sich in den Siebzigerjahren Typen heraus - etwa die C-, M- und S-Asteroiden.

Ein Jahrzehnt später hielt man sogar bei 14 Gruppen. Der US-Astronom David James Tholen entwickelte 1984 ein Klassifikationsschema, das noch heute im Gebrauch steht.

Die Mitglieder der Koronis- oder Flora-Familie und ebenso die Hebe zählen z.B. zu den S-Asteroiden ("S" wie Silikat). Die Hungaria-Familie mitsamt ihrem Mitglied Eger gehört zu den E-Asteroiden ("E" nach dem Mineral Enstatit), die Hilda-Familie zur C-Klasse ("C" wie Carbon, Kohlenstoff).

"V" steht für Spektren, die der Vesta ähneln. Fortuna reiht man in die "G"-Klasse, einer Untergruppe der "C"-Klasse mit Abweichungen im UV-Bereich des Spektrums. Solche zeigen auch die "B"-Asteroide, die der "C"- und "G-"Klasse ähneln - darunter fällt auch der Asteroid Phaethon.

Der Kleinplanet Psyche und einige weitere Asteroiden vertreten die M-Klasse ("M" wie "metallisch"). Diese Spektren zeigen so gut wie keine Dellen und sind bei allen Asteroiden dieser Klasse sehr ähnlich. Wahrscheinlich sind dies die freigelegten, eisernen Kerne von einst größeren Kleinplaneten.


Auch Meteorite spektroskopiert

Mit einem ähnlichen Verfahren wandte man sich auch den Meteoriten zu. Dabei zeigten sich Ähnlichkeiten im Reflexionsverhalten zwischen Asteroidenklassen und Meteoritengruppen.

Die Zuordnung zu einem individuellen Asteroiden klappt so aber nicht. Die Reflexionsspektren sind nämlich bei weitem nicht so aussagekräftig wie z.B. Sternspektren. Den Kleinplaneten fehlen Atmosphären, die für Scharen charakteristischer Spektrallinien sorgen würden.

Daher bleibt das Verfahren zu grob, um individuelle Mutterkörper zweifelsfrei zu identifizieren. Nur beim Kleinplaneten Vesta ist man sich - mit Einschränkungen - sicher.

Übrigens unterliegen Asteroide der "Weltraumverwitterung". Aufgrund von Einschlägen und wegen des Sonnenwinds röten sich ihre Oberflächen mit der Zeit, was sich auch in den Reflexionsspektren widerspiegelt.
Zurück zum Seiteninhalt