Vollmond - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Vollmond
Dass unser Montag (italienisch lunedi) nach dem Mond benannt wurde, ist wohl eine Binsenweisheit.

Warum aber gibt bzw. gab es zwischen Berlin und Sidney zahlreiche Luna Parks? Aus meiner Kindheit sind mir noch einige temporäre Vergnügungsparks dieses Namens aus Italien bekannt:

Das große Vorbild dafür war der seit 1903 existierende, berühmte Lunapark auf Coney Island, New York. Dort konnte man unter anderem für 50 Cent ein "Raumschiff" besteigen und eine simulierte Reise zum Erdbegleiter unternehmen, über die Mondoberfläche spazieren und Mondbewohner kennen lernen (eine sehr ausführliche Story von Jeffrey Stanton, engl., findet sich im Internetarchiv, USA).
Die Sache mit der Zwölf
Alle 29 oder 30 Kalendertage erblicken wir das Vollmondsmybol im Kalender. Denn im Abstand von durchschnittlich 29,53 Tagen bilden Sonne, Erde und Mond eine Linie im Raum. Der Mond steht dann in Opposition zur Sonne. Nach 12 Vollmonden ist fast ein ganzes Jahr verstrichen. Genauer: 354,36 Tage.

Die Tatsache, dass im Sonnenjahr 12 volle Mondmonate Platz finden, erklärt die große Bedeutung der Zahl "12" - man denke nur an die 12  Götter auf dem griechischen Olymp. Die Zwölf geriet gewissermaßen zur "heiligen Zahl".
Nur wenn der erste Vollmond in die ersten elf Januartage fällt, kann sich vor Jahresende noch ein 13. Vollmond ausgehen (2023, 2026 ...).
Trägt man die Örter der Vollmonde am Sternenhimmel in eine Karte ein, entdeckt man: Die Vollmondpositionen schieben sich dabei jeweils um etwa ein Zwölftel der Mondbahn weiter. Es gibt keine ganze Zahl, die das besser beschreibt als die Zwölf.

In einem Mondmonat zieht auch die Sonne um rund ein Zwölftel auf ihrer jährlichen Sonnenbahn weiter.

Mond- und Sonnenbahn sind etwa 5 Grad zueinander geneigt. Die Bewegungszone der beiden Himmelslichter wurde von den Priesterastronomen Mesopotamiens aus obigen Gründen ausgerechnet in 12 gleich lange Abschnitte geteilt: Das sind die sogenannten 12 Tierkreiszeichen, die im fiktiven Konstrukt der Astrologie überdauert haben.
Die grob in diesen Zeichen liegenden Sterne wurden zu (ungleich großen) Figuren zusammen gefasst und später mit griechischen Legenden umwoben. So entstanden dann die bis heute bekannten Sternbilder des Tierkreises.
Vom Lenzmond zum Christmond
Erst ab dem 16. Jahrhundert setzten sich die uns heute vertrauten, aus dem Lateinischen stammenden Monatsnamen wie März oder Dezember durch. Zuvor taufte man die Monate nach bäuerlichen Arbeiten, Erscheinungen der Natur oder religiösen Festen. Der Jänner hieß Hartung bzw. Hartmonat. Es folgten Schneemonat, Lenzmonat, Ostermonat, Wonnemonat, Brachmonat, Heumonat, Ährenmonat, Herbstmonat, Wein- oder Weinlesemonat, Wind- oder Nebelmonat und zuletzt der Christmonat.

Statt “Monat” verwendete man häufig das Wort "Mond". Der Hartmonat wurde Hartmond genannt, der Schneemonat Schneemond, der Lenzmonat Lenzmond usw.  

Auch der Vollmond im jeweiligen Monat hieß dann so. Freilich hingegen die Bezeichnungen auch vom Kulturkreis ab. Andere Völker kannten etwa einen Krähenmond, Grasmond, Blumenmond, Milchmond, Rosenmond, Erdbeermond, Donnermond, Biebermond oder Schneemond. Die Webadresse www.timeanddate.de listet etliche Varianten auf.
Blue Moon - Blau ist keine lunare Farbe
Gelegentlich - wie im Mai 2025 - fallen zwei Vollmonde in den selben Kalendermonat, wobei die langen Monate (31 Tage) statistisch gegenüber den kürzeren (30 Tage) bevorzugt sind. Hingegen geht sich im kurzen Februar mitunter nicht einmal ein einziger Vollmond aus (2018, 2037).

So ein Doppelmond bringt obige, recht lyrische Bezeichnungsweise durcheinander. Ab 1818 nannte ein US-amerikanischer Bauernkalender (Farmer's Almanach) den vierten Vollmond einer (drei Monate dauernden) Jahreszeit Blue Moon - und schob diesen quasi zwischen die altvertrauten Mondnamen ein. 1946 geriet der Begriff Blue Moon dann aufgrund eines Irrtums in der US-Zeitschrift Sky & Telescope zur Bezeichnung für den 2. Vollmond im selben Kalendermonat.

Früher machte man den Mond (Luna) für die menschlichen Stimmungen verantwortlich - vergleiche die Ähnlichkeit der Worte Luna und Laune. Im Englischen steht blue auch für die Traurigkeit. Daher eroberte der Blue Moon rasch die Schallplattenbranche. Blue Moon, Blue Moon of Kentucky, When my Blue Moon turns to Gold again oder Once in a Blue Moon eröffneten den mondmusikalischen Reigen (die obigen Links führen ins Internet-Archiv, USA).
Weitere Blue-Moon-Songs folgten.

In jedem Fall ist Blue Moon nur ein Name. An der Farbe des betreffenden Vollmonds ändert sich rein gar nichts.
Warum er so hell ist
Der volle Mond strahlt besonders gleißend - mehr, als es die reine Geometrie erwarten ließe. Er ist sechsmal heller als der Mond im ersten oder letzten Viertel, und etwa doppelt so hell wie der Mond drei Tage vor bzw. nach dem Vollmondtermin.

Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen wird das Sonnenlicht zum Vollmondtermin recht exakt rückwärts zur Erde gestreut. Diese Rückwärtsstreuung ist wesentlich effizienter als jede Seitwärtsstreuung. Zum anderen fallen die pechschwarzen Schatten von großen und kleinen Strukturen auf dem Mond aus unserer Perspektive dann genau hinter diese Objekte - seien es nun Felsbrocken oder Staubkörner. Aus unserem Blickwinkel verschwinden die dunklen Schatten somit.

Das führt zu einer außergewöhnlich starken Aufhellung: Das Phänomen wird Oppositionseffekt oder Heiligenscheineffekt genannt.
Der volle Mond ist sogar kräftig genug, um den schwarzen Himmel blau zu tönen. So wie unsere Luft das Blau aus dem Sonnenlicht heraus streut und damit das Firmament in Farbe taucht, macht sie das auch mit dem Mondlicht.

Tatsächlich gibt es Lebewesen, die recht empfindlich auf dieses zusätzliche Licht des vollen Monds reagieren - und Menschen, die meinen, dann schlecht schlafen zu können.
Im Schein des Vollmonds lässt sich nachts recht gut fotografieren (siehe Foto oben, hier lesen Sie Tipps dazu). Man kann diese Mondphase auch nutzen, um die unterschiedlichen Grautöne der Mondmeere zu studieren oder deren unterschiedliche Farbtönung mithilfe der Fotografie sichtbar zu machen.
 
Die feinen Strahlensysteme, die von jungen Einschlagskratern wie Tycho auszugehen scheinen, machen sich jetzt ebenfalls prominenter als sonst bemerkbar.
Ein Gestirn für Verliebte
Der volle Mond ist ein Gestirn für Romantiker und Verliebte. Er ist lieblich anzusehen, hängt wie ein uns beobachtendes Auge am Himmel. Besonders schön ist das in lauen Sommernächten, wenn der Mond nicht allzu hoch über den Horizont klettert. Sind Verliebte getrennt, können Sie trotzdem gleichzeitig zum Mond aufblicken - und fühlen sich so einander zumindest ein bisschen näher!
Jack Brooks verglich den Anblick 1953 im Songtext zu "That's Amore" mit einer Flade Pizzateig: "When the moon hits your eye like a big pizza pie, that's amore". Ein Hit für Dean Martin!

Im Licht des Vollmonds werfen wir selbst einen auffälligen Mondschatten, zumindest fern künstlicher Lichtquellen.

Da Sonne und Vollmond einander gegenüber stehen, geht der volle Mond dann auf, wenn die Sonne untergeht - und umgekehrt. Allerdings stimmt die Uhrzeit nicht genau, was unter anderem mit der optischen Wirkung unserer Erdatmosphäre zu tun hat. Johannes Kepler wollte dieses Phänomen offenbar bei einer Mondfinsternis in Linz studieren (Artikel).

Mondfinsternisse sind jedenfalls bloß bei Vollmond möglich: Nur wenn der Mond genau 180 Grad von der Sonne absteht, kann er in den Erdschatten eintreten. Dass dies nicht bei jedem Vollmond passiert, ist dem 5-Grad-Winkel zwischen Mond- und Sonnenbahn geschuldet. Eine Mondfinsternis gibt es nur, wenn der Vollmond sehr nahe dem Schnittpunkt der beiden zueinander geneigten Bahnen weilt.
Eine Übung fürs freie Auge
Es wird Sie überraschen: Der Mond erscheint so klein am Himmel, dass Sie ihn mit dem Nagel des kleinen Fingers verdecken könnten.
Trotzdem zeigt er Ihnen, selbst mit freiem Auge betrachtet, mehr Details als jeder Planet im Teleskop!

Das liegt vor allem an den ausgedehnten Mondmeeren: Sie bedecken rund ein Drittel der uns zugewandten Mondhälfte. Deren Oberflächen sind deutlich dunkler als die von unzähligen Kratern zernarbten Hochländer.

Studieren Sie den Mond doch einmal ohne optische Hilfsmittel (Brille ausgenommen):

  • Bemerken Sie die unterschiedlichen Grautöne der Mondmeere?
  • Könnten Sie den Anblick zeichnerisch festhalten?

Das wäre jedenfalls eine gute Übung, bevor Sie ein Fernrohr auf Mars, Jupiter oder Saturn richten.
Ein Störenfried für Astronomen
Astronomisch betrachtet, ist der Mond zumeist ein Störenfried. Die schwachen Sterne ertrinken in vom ihm aufgehellten Nachthimmel. Nur die hellsten setzen sich noch durch. Wer schwache Sterne und Meteore, vor allem aber diffuse Objekte wie die Milchstraße, Gasnebel oder Galaxien beobachten möchte, meidet die Nächte rund um den Vollmondtermin nach Möglichkeit.
Beobachtungsaufgaben

  • Können Sie den Vollmondtermin mit freiem Auge (ohne vorigen Blick auf den Kalender) auf den Tag genau bestimmen?

  • Zu welcher Jahreszeit reitet der volle Mond hoch am Himmel, zu welcher hebt er sich nur wenig über den Horizont?

  • Machen Sie das dunkle Blau des vom Vollmond aufgehellten Nachthimmels aus?

  • Welche Farbtönung würden Sie dem vollen Mond selbst zuschreiben - neutral, gelblich, bläulich? Macht es einen Unterschied, ob Sie mit dem linken oder rechten Auge schauen?

  • Erkennen Sie mit freiem Auge oder Fernglas zum Vollmondtermin die unterschiedlichen Grautöne der Mondmeere? Wie weit erstrecken sich im Fernglas die längsten Strahlengebilde auf dem Mond (ein Zehntel der Mondscheibe, ein Viertel, ein Drittel oder länger)?
Fototipps gefällig?
    Der Vollmond lässt sich mit einer DSLR ohne Teleskop (dafür aber mit einem starken Teleobjektiv) sowie durchs Teleskop fotografieren. Ohne Teleskop sind, vor allem mit Normal- und Weitwinkelobjektiven, sogar Landschaftsaufnahmen im Lichte des Mondes möglich.
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