Die Woche
Unterschiedliche Kulturen teilten den Monat - es war ursprünglich oft ein Mondmonat zu 29 oder 30 Tagen - in verschiedene Intervalle. In der römischen Antike bürgerte sich unsere siebentägige Woche ein.Vielleicht ist sie eine mesopotamische, vielleicht eine jüdische Erfindung. Damit ließ sich der Monat jedenfalls in vier Teile (also "Wochen") portionieren: Keine schlechte Idee, gibt es doch auch vier herausragende Mondphasen (erstes Viertel, Vollmond, letztes Viertel und Neumond).Ein Mondmonat dauert im Schnitt rund 29,5 Tage. Viertelt man diese Spanne, landet man bei knapp 7,4 Tagen - also nahe der siebentägigen Woche. Außerdem kannte man damals exakt sieben Wandelgestirne: also sichtbare Himmelsobjekte, die sich zwischen den Fixsternen weiter bewegten. Das waren Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn und die Sonne.
Die Astrologie wurzelte einerseits in Mesopotamien und andererseits in Griechenland. In der Antike fiel sie bei den Römern auf besonders fruchtbaren Boden. Für viele Menschen Roms stand vermeintlich jede Stunde - und damit auch jeder Tag - unter der Herrschaft eines anderen Mitglieds der sieben Wandelgestirne bzw. ihrer Gottheiten.
Kein Wunder, dass die siebentägige Woche im römischen Reich rasch Verbreitung fand; wenngleich aus astrologischen Motiven. In Folge benannte man jeden der sieben Tage nach der vermeintlich damit verbundenen Gottheit.Die siebentägige römische Woche wurde schließlich auch von den Germanen übernommen. Sie rückten an die Stelle der römischen Götter ihre eigenen Gottheiten - und zwar jene, denen sie ähnliche Eigenschaften zusprachen. So entstanden die auch heute noch bei uns gebräuchlichen Wochentagsnamen.
Der Mondtag (Montag)
Es braucht nicht viel Fantasie, um den Ursprung dieses Wochentags zu erraten. Er ist natürlich dem Mond bzw. der Mondgöttin Luna gewidmet. Die Römer sprachen vom dies lunae, die Italiener nennen ihn bis heute lunedi.
Im Englischen fehlt bloß ein Buchstabe, um die Herkunft ganz unverblümt zu verraten: monday. Wer sich in Norwegen ein Date zu Wochenbeginn ausmacht, freut sich auf den mandag.
"No moon at all" benötigen die Esten, für die unser Montag einfach "erster Tag" (esmaspäev) heißt. So ganz selbstverständlich ist das nicht, denn englischsprachige PC-Kalender starten die Woche gern mit dem Sonntag. Und das, obwohl die Norm den Wochenbeginn seit 1976 eben mit dem Montag festschreibt.
"No moon at all" benötigen die Esten, für die unser Montag einfach "erster Tag" (esmaspäev) heißt. So ganz selbstverständlich ist das nicht, denn englischsprachige PC-Kalender starten die Woche gern mit dem Sonntag. Und das, obwohl die Norm den Wochenbeginn seit 1976 eben mit dem Montag festschreibt.
Der Mond wurde, des silbrigen Lichts wegen, auch mit dem Edelmetall Silber verwoben. Links die Luna-Figur im Naturhistorischen Museum Wien
Die namensgebende Mondgöttin Luna wurde auch als Jagdgöttin Diana verehrt.
Vor Jagdschlössern erhebt sich gern eine Diana-Statue, und die wiederum trägt oft eine Mondsichel auf der Stirn: Ein deutlicher Hinweis auf die Wesensgleichheit beider Göttinnen.
Eine mondsichelbewährte Diana-Figur findet sich auch im Schönbrunner Schlosspark, wie das Foto belegt
Der Marstag (Dienstag)
Der Mars kommt in der Mythologie nicht immer gut weg. Das dürfte vor allem am auffallend rötlichen Farbton des Gestirns Mars liegen. Diese Kolorierung ließ Menschen einst an Feuer und Blut denken. Die besondere Bewegung des Mars am Himmel gemahnte außerdem an Katastrophen, die rasch daher kamen und dann lange anhielten: zum Beispiel Kriege, Dürren oder Seuchen.In Mesopotamien nannte man das Gestirn Nergal. Dieser Gott stand für die Unterwelt, Brände, Krankheiten oder Kämpfe. In Griechenland führte dieser Wandelstern den Namen Ares.
Dieser Gott symbolisierte den männermordenden, ungestümen Krieg. Er bildete den Gegensatz zur Kriegs- und Weisheitsgöttin Athene, die für Strategie und Taktitk stand.
Im römischen Imperium erfuhr der Kriegsgott Mars besondere Verehrung. Die martialisch agierenden Römer huldigten ihm am Marsfeld. Sie tauften außerdem den März und den Dienstag (italienisch: martedi) nach ihm.
Auch später schmückten Herrscher ihre Monumentalbauten gern mit Statuen und Büsten des Kriegsgotts Mars, um ihre miltärische Potenz zu betonen.
Auch später schmückten Herrscher ihre Monumentalbauten gern mit Statuen und Büsten des Kriegsgotts Mars, um ihre miltärische Potenz zu betonen.
Mars posiert auch im Salzburger Mirabellgarten für ein Foto
Entsprechend hält der Gott Mars auch in einer Niesche am Eingang des Grazer Zeughauses Wache.
Foto: Mars im Nürnberger Barockgarten
Der rötlichen Farbe wegen wurde der Planet Mars - und damit auch der gleichnamige Gott - mit dem Eisenerz in Zusammenhang gebracht.
Da haben die Alten gut geraten, denn tatsächlich stammt die Kolorierung unseres äußeren Nachbarplaneten von Eisenoxiden an seiner Oberfläche.
Foto: Mars im Nürnberger Barockgarten
Der englische Wochentag Tuesday (norwegisch: tirsdag) ist nach dem Gott Tyr benannt, zuständig für Kampf und Sieg - also gewissermaßen die nordische Entsprechung des römischen Kriegsgotts Mars.Unser Dienstag leitet sich vom Namen der nordischen Volks- und Gerichtsversammlung Thing ab, die wiederum unter dem Schutz des erwähnten Gottes Tyr stand. Von diesem speziellen Tag, dem Ding, stammt auch unsere Bezeichnung dingfest machen (also eigentlich: jemanden der Versammlung zuführen). Das Parlament Norwegens heißt heute Storting ("Großes Ting"), das der dortigen Sami wird Sameting genannt.
Der Merkurtag (Mittwoch)
Der sonnennächste und kleinste Planet Merkur taucht immer nur kurz in der Morgen- oder Abenddämmerung auf. Er pendelt gewissermaßen zwischen der Erde und dem Himmel hin und her. Der ihm zugeordnete Gott - Hermes bei den Griechen, Merkur bei den Römern - galt daher als Mittler zwischen den anderen Gottheiten und den Menschen.Kein anderer Planet zieht so flink durch die Sternbilder wie Merkur. Diese Schnelligkeit verband ihn einst mit dem Quecksilber (englisch: mercury). Er wurde von allen verehrt, die es eilig hatten - darunter Diebe, Reisende und Händler. Merkurs Bedeutung als Gott der Markttreibenden überlebte in den Worten mercato (italiensich: Markt) oder merkantil.
Für die Babylonier symbolisierte Merkur den Nabu, Gott der Schreibkunst und Weisheit. Sein Name bedeutete auch Ankünder. Sein Attribut war der Schreibgriffel. Gebe es einen Gott für Journalisten, Merkur wäre ein guter Kandidat.
Die Römer widmeten Merkur den Mittwoch. Im Italienischen kommt das mit mercoledi noch zum Ausdruck. Der englische Wednesday verrät hingegen eine Beziehung zum südgermanischen Gott Wodan. Dieser wurde in der nordischen Götterwelt Odin genannt (vergleiche onsdag, norwegisch für Mittwoch).
Foto links: Die Merkurstatue in Tulln
Odins enges Verhältnis zu Dichtung und Magie mag uns an den römischen Merkur erinnern.
Odins Stellung im nordischen Götterpantheon ist allerdings bedeutender als jene des Merkur im römischen Götterreigen.
Dennoch gibt es im Deutschen keinen Odinstag. Unsere prosaische Bezeichnung Mittwoch glänzt durch Fantasielosigkeit. Wollte man damit die Erinnerung an den heidnischen Gott Odin ausmerzen?
Foto links:
Merkur an einem Kachelofen in der Feste Salzburg
Der Jupitertag (Donnerstag)
Als strahlend heller Lichtpunkt war der Planet Jupiter seit Alters her berühmt. Ein kompletter Lauf durch den Tierkreis dauert 12 Jahre; ebenso viele Monde kennt ein Jahr. Damit stand dieses Gestirn für die himmlische Ordnung schlechthin.
Zwar ist die Venus heller, sie bleibt aber nie die ganze Nacht über sichtbar. Und der Mars überflügelt den Jupiter nur gelegentlich an Glanz.
So geriet gerade der Planet Jupiter zu einem Sinnbild besonderer Beständigkeit.
Bei den Babyloniern repräsentierte er den hohen Gott Marduk, zu dem der König in engstem Verhältnis stand.
Bei den Babyloniern repräsentierte er den hohen Gott Marduk, zu dem der König in engstem Verhältnis stand.
Bei den Griechen symbolisierte er den Göttervater Zeus. Bei den Römern glänzte er für den überaus mächtigen Gott Jupiter.
Foto: Jupiter regiert den Planetenbrunnen im Oberösterreichischen Landhaus, Linz
Geweiht wurde ihm der Donnerstag, was im Italienischen noch heute klar zum Ausdruck kommt (Jupiter: Giove, Donnerstag: giovedi).
Der englische Thursday (norwegisch: torsdag) leitet sich von Jupiters nordgermanischer Entsprechung Thor ab.
Thor war auch als Donnergott begannt; daran erinnert uns die kontinentalgermanische Bezeichnung Donar. Davon wiederum stammt unser Donnerstag.
Jupiter im Nürnberger Barockgarten
Der Venustag (Freitag)
Menschen verehrten das helle Gestirn Venus unter verschiedenen Namen. Dessen jeweilige Sichtbarkeitsdauer am Morgen- bzw. Abendhimmel ähnelt grob jener einer menschlichen Schwangerschaft - vielleicht ist das der Grund, warum man ausgerechnet diesen Wandelstern mit einer weiblichen Gottheit verband.Im Zweistromland wurde die Venus unter den Namen Inanna bzw. Istar verehrt. Sie galt als Liebes- und als Kriegsgöttin. Die Griechen tauften die für die sinnliche Liebe zuständige Gottheit Aphrodite.
Sie verquickten die Liebesgöttin außerdem mit dem Kupfer, weshalb man ihr auf der kupferreichen Insel Zypern besonders huldigte.
In manchen Stadtstaaten ehrten Menschen sie mit dem Monatsnamen Aphrodision. Davon leiten sich wohl die Aphrodisia ab - ein Fest, das von Hetären gefeiert wurde.
Anders als die sogenannten "Flötenmädchen" nahmen diese gebildeten Damen (griech. eigentlich: Gefährtinnen) einen sozial höheren Rang ein.
Ebenfalls auf den Namen der Aphrodite gehen die Aphrodisiaka zurück: allerlei Nahrungs- und sonstige Mittelchen, denen man eine libidosteigernde Wirkung nachsagte.
Foto: Venus-Aphrodite, Statue in Athen
Die Römer setzten die Aphrodite mit ihrer Göttin Venus gleich, zuständig vor allem für die sinnliche Liebe. Venus war die (letztlich wenig erfolgreiche) Schutzgöttin von Pompeji.
Der 1. April galt als ihr Feiertag, wobei sich der Monatsname selbst vielleicht von Aphrodite herleitet - oder von aperire (lat.: öffnen, z.B. im Zusammenhang mit Knospen).
Die Festivitäten am 1. April zu Ehren der Venus hießen jedenfalls Veneralien. Sehr viel später prägte man den Begriff venerische Krankheiten, und zwar in Anspielung an die göttliche Venus und die Liebeslust.
Foto: Venus im Hof des Regensburger Rathauses
Der englisch Friday aber auch unser deutscher Wochentagsname Freitag gehen wohl auf die nordische Göttin Frigg zurück. Sie galt als Gemahlin Odins (siehe Merkur) und damit auch als Schutzgöttin der Ehe. Im südgermanischen Raum wurde diese Göttin Frija genannt.Das klingt ähnlich wie Freya - eine Gottheit, die in nordischen Mythen die Rolle der Liebesgöttin spielte. Mitunter, aber wahrscheinlich irrtümlich, wird daher Freya, nicht Frigg, als Namensgeberin des Freitags genannt. Der norwegische Wochentagsname fredag führt ebenfalls auf diese falsche Fährte. Kurzum: Unser Freitag leitet sich wohl von der germanischen Ehegöttin Frija (Frigg) ab.
Der Saturntag (Samstag)
Seiner langsamen Bewegung wegen wurde der Planet Saturn einst mit dem griechischen Gott Kronos - er stand unter anderem für das Alter - verbunden. Der Planet braucht über 29 Jahre, um alle Sternbilder des Tierkreises zu besuchen. Früher erlebten viele Menschen nur einen, wenige vielleicht zwei komplette Umläufe.Der griechischen Mythologie nach stürzte Kronos einst seinen Vater Uranos. Er entmannte diesen außerdem mit einer Sichel. Danach befürchtete Kronos, seine Kinder würden das gleiche mit ihm tun - weshalb er sie alle zu verschlingen suchte.
Nur Kronos' Sproß Zeus überlebte durch eine List. Er erfüllte Kronos' Schicksal und stürzte diesen tatsächlich.
Die ganz leicht gelbliche Tönung des Saturn ließ die Menschen an den Ackerbau (hier taucht abermals die Sichel auf!) denken - und an das vegetarische Goldene Zeitalter, das Kronos den Menschen einst beschert haben soll.
Alles gedeihte damals wie von selbst. Es herrschten paradiesische Zustände auf Erden.
Foto: Kronos bzw. Saturn verschlingt seine Kinder - hier im Nürnberger Barockgarten
Die Römer setzten den griechischen Kronos ihrem Saturn gleich, dem Gott der Aussaat. Sie widmeten ihm das ausgelassene, karnevalsähnliche Fest der Saturnalien sowie den Samstag - woran der englische Begriff Saturday erinnert.Die Etymologie des deutschen Wochentagsnamens ist aber komplizierter: Sie fußt auf dem griechischen sambaton, das wiederum auf dem jüdischen Sabbat ruht.
Der Sonnentag (Sonntag)
Dieser Wochentagsname will seine Herkunft nicht verleugnen. Er war der Sonne bzw. dem römischen Sonnengott Sol gewidmet. Der englische sunday ist ähnlich vielsagend wie das norwegische søndag.Bei den Christen ist der letzte Wochentag der Tag des Herrn: Zum Herrn gehörig heißt im Lateinischen dominicus. Deshalb spricht man in Italien von domenica, wenn man den letzten Tag der Woche meint.Zuvor stand dieser Tag unter der vermeintlichen Herrschaft des Sol. Dier Gott galt speziell ab dem 2. Jahrhundert als unbesiegt und wurde deshalb als Sol invictus verehrt. Kaiser Aurelian wollte die Einheit im römischen Reich fördern und forcierte deshalb den Sonnenkult. Er selbst sah sich natürlich als oberster Repräsentant dieses Gottes auf Erden und verfügte, dessen Geburtstag am 25. Dezember zu feiern. In Folge setzten die Christen ihr Weihnachtsfest auf diesen Termin.Das griechische Pendent zum römischen Sol hieß übrigens Helios. Dieser Gott fuhr tagtäglich mit dem Sonnenwagen übers Firmament. Vier nur schwer zu bändigende Rosse zogen ihn. Von seinem hohen Ausguck aus blieb dem Helios nichts verborgen. Er war eine alles sehende Gottheit und wusste natürlich, was Götter und Menschen die ganze Woche lang trieben.
Kopie der Helios-Statue vom Giebel des Pantheon in der Metro-Station Akropolis. Der echte Helios verschmähte öffentliche Verkehrsmittel. Er zog den privaten Sonnenwagen vor
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