Astronomische Opposition
In der Astronomie bezeichnet man mit Opposition zumeist ein Ereignis, bei dem Sonne, Erde und ein Mitglied unseres Sonnensystems eine Linie bilden (mit der Erde dazwischen).
Das klappt nur mit Objekten, die letztendlich weiter von der Sonne abstehen können als die Erde selbst - also bei den äußeren Planeten Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun sowie bei Abertausenden Kleinplaneten. Die inneren Planeten Merkur oder Venus können für irdische Betrachter hingegen nie in Opposition zur Sonne stehen.
Opposition am Beispiel des Mars (nicht maßstabgetreu)
Die uns zugewandte Hemisphäre des betreffenden Himmelskörpers ist zur Oppositionszeit ident mit der von der Sonne angestrahlten; das Objekt ist zur Gänze beleuchtet und zeigt somit keine Phaseneffekte - sondern wirkt kreisrund ähnlich dem Vollmond.
Um die Opposition herum werden zumeist auch die größe Helligkeit und der größte scheinbare Durchmesser im Teleskop erreicht. Geringfügige Abweichungen von dieser Regel entstehen durch den elliptischen Charakter der Bahnen.
Ein Objekt in Opposition erreicht seinen Höchststand im Süden zur lokalen Mitternacht. Im Osten Österreichs entspricht das fast genau 0 Uhr MEZ bzw. 1 Uhr MESZ.
In Ephemeriden erreicht die Elongation - das ist der Winkel zwischen der Sonne und dem Objekt - nun ihren Höchstwert. Dieser Winkel tendiert gegen 180 Grad (Höchstwerte unter 180 Grad sind möglich, falls die Bahn des Objekts deutlich gegenüber der Sonnenbahn geneigt ist).
Der Mond in Opposition heißt Vollmond. Er erscheint uns dann kreisrund. Aufgrund des Heiligenschein-Effekts nimmt sein Glanz zu diesem Termin besonders stark zu.
Auch der Mars ist in Opposition kreisrund. Mit zunehmendem Abstand zu diesem Termin zeigt er eine deutliche Phase; nach der Opposition ist diese östlich (links) zu sehen, wie auf dem Foto.
In Opposition liegt Jupiters Schatten genau hinter ihm. Das Ein- und Auftauchen der Monde in bzw. aus diesem Schatten wird somit unbeobachtbar. Ziehen Monde vor dem Planeten vorbei, fallen deren Schatten fast mit den Mondscheibchen zusammen.
Dank des Heiligenscheineffekts strahlt Saturrns Ring in Opposition auf, was zur gesteigerten Gesamthelligkeit beiträgt. Der Schatten der Planetenkugel auf dem Ring verschwindet. Das Foto entstand nach der Opposition und zeigt den Planetenschatten deshalb auf der östlichen (linken) Seite des Rings.
Uranus und Neptun sind zu klein und zu weit entfernt, um außerhalb der Opposition mit klar erkennbaren Phaseneffekten aufzuwarten. Sie (und ihre Monde) wirken um den Oppositionstermin herum aber wenigstens eine Spur heller als sonst.
Die Kleinplaneten, von denen sich etliche im Fernrohr als schwache, aber bloß sternartige Pünktchen erkennen lassen, erlangen um den Oppositionstermin ebenfalls ihre maximale Helligkeit - was das Auffinden erleichtert.
Oppositionsschleife
Stünde die Erde unbewegt im Zentrum des Planetensystems, würden die Planeten aus unserer Perspektive stets rechtläufig (prograd) durch den Tierkreis laufen. Sie veränderten ihre tägliche Position relativ zu den Fixsternen beständig gegen den Uhrzeigersinn und liefen - wieder in Relation zu den Fixsternen - nach links.
Da sich unsere Beobachtungsplattform namens Erde aber selbst bewegt, werden die äußeren und damit langsameren Planeten von Mars bis Neptun von uns jedoch auf der schnelleren Bahn überholt.
Es ist, als säßen wir in einem Ringelspiel, um das eine Person langsam und entgegen dem Uhrzeigersinn herum schreitet. Solange das Ringelspiel steht, marschiert diese Person aus unserer Sicht immer nach links. Setzt sich das Ringelspiel in Fahrt, überholen wir sie Person aber immer wieder auf der schnelleren Innenbahn.
Aus unserer Perspektive wird die Person daher scheinbar ihren Lauf vor dem Häuserhintergrund unterbrechen, zurückbleiben und bald wieder in gewohnter Weise weitermarschieren.
Jupiters Oppositionsschleife. Zeitmarken im 10-Tage-Intervall
So ist das auch mit den Wandelgestirnen. Weil die Bahnen der Planeten zur Erdbahn ein wenig geneigt sind, gibt es kein simples Hin- und Her der scheinbaren Bewegung. Vielmehr entstehen Schleifen am Himmel.
Die Wandelgestirne laufen zunächst rechtläufig gegen den Uhrzeigersinn. Dann werden sie langsamer, halten inne (Astronomen sagen, sie sind nun "stationär") und drehen ihre Laufrichtung um. Sie werden also scheinbar rückläufig und ziehen mit zunehmendem Tempo nach rechts.
Dann strahlen sie in der Oppositionsstellung auf, laufen noch weiter und verlangsamen ihren Schritt wieder. Schließlich halten sie neuerlich inne (sind also wiederum "stationär") und nehmen dann die ursprüngliche rechtläufige Bewegung nach links wieder auf.
Je sonnenferner ein Objekt, desto kleiner fällt dessen Oppositionsschleife aus und desto häufiger kommt es zur Oppositionsstellung.
Oppositionsschleife der Ceres. Zeitmarken wieder im 10-Tage-Intervall
Beim Kleinplaneten Ceres - er kreist zwischen Mars und Jupiter - kommt es alle 467 Tage zur Opposition. Weil die Bahnen der Kleinplaneten zur Erdbahn besonders deutlich geneigt sind, schauen deren Oppositionsschleifen etwas anders aus: Sie besitzen eine größere vertikale Ausdehnung als die von Planeten.
Wiederholung im Rhythmus der synodischen Umlaufszeit
Oppositionen sind ein perspektivischer Effekt, an dem die Erdbewegung beteiligt ist. Nahe Objekte laufen uns quasi hinterher. Deshalb kommt es nur alle zwei Jahre zur Opposition des Nachbarplaneten Mars. Je weiter ein Objekt von uns entfernt ist, desto stärker nähert sich die Wiederholungsfrequenz der Oppositionsstellungen hingegen einem Erdenjahr an.
Die Zeitspanne von einer Opposition zur nächsten wird bei Planeten auch synodische Umlaufszeit genannt, wobei das altgriechische Wort Synode für Versammung oder Treffen steht. Tatsächlich treffen Planet, Erde und Sonne dann gewissermaßen in gleicher Stellung wieder zusammen.
Die synodischen Umlaufszeiten der äußeren Planeten:
- Neptun: 367,5 Tage
- Uranus: 369,7 Tage
- Saturn: 378,1 Tage
- Jupiter: 389,9 Tage
- Mars: 779,9 Tage
Von einer Opposition zur nächsten müssen wir im Mittel also warten:
- Neptun: 1 Erdenjahr + 2 Tage
- Uranus: 1 Erdenjahr + 4 Tage
- Saturn: 1 Erdenjahr + 13 Tage
- Jupiter: 1 Erdenjahr + 25 Tage
- Mars: 2 Erdenjahre + 49 Tage
Beim Erdmond entspricht die synodische Umlaufszeit dem Zeitintervall zwischen zwei aufeinander folgenden Vollmonden. Sie umfasst im Mittel 29 Tage, 12 Stunden und 44 Minuten (29,53 Tage).
Bei den inneren Planeten gibt es keine Oppositionen, sehr wohl aber synodische Umlaufszeiten. Nach Ablauf einer solchen Periode befände sich die Erde wieder in Opposition zur Sonne - und zwar von der Venus bzw. vom Merkur aus betrachtet.
Synodische Umlaufszeiten der inneren Planeten im Mittel:
- Venus: 583,9 Tage (1 Erdenjahr + 218 Tage)
- Merkur: 115,9 Tage
Modernes Kopernikus-Denkmal an seiner Wirkungsstätte im polnischen Frombork
Die genannten Perioden von Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn waren bereits im Altertum bekannt: Zunächst machte man dafür aber die vermeintliche Bewegung der Sonne (plus jener des jeweiligen Planeten) verantwortlich.
Die von Kopernikus erkannten Bewegungen der Erde wurden bis weit ins 17. Jahrhundert hinein geleugnet. Sie hatten das philosophische Denken der damaligen Zeit zu sehr herausgefordert (Artikel).
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