Asteroidenmonde - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Asteroidenmonde
Etliche Kleinplaneten besitzen Monde. Sehen oder fotografieren können Hobbyastronomen solche Begleiter leider nicht - es sei denn, ein Erdbahnkreuzer mit Mond flöge einmal dicht an unserem Planeten vorbei. Bei Sternbedeckungen mag Amateuren die Doppelnatur eines einschlägigen Objekts aber durchaus auffallen.
Ein einziger Mond

Lässt man den Pluto außen vor, so gelang die erste offizielle Asteroidenmond-Entdeckung meines Wissens 1985. Damals schoss der zur Apollo-Bahngruppe zählende, 8,5 km große Sisyphus an der Erde vorbei. Radarbilder zeigten einen etwa 0,8 km kleinen Trabanten.

Wesentlich eindrucksvoller präsentierte sich die vom Österreicher Johann Palisa 1884 in Wien entdeckte, 31 km große Ida: Als die Raumsonde Galileo 1993 an ihr vorbei zog, fand man auf deren Fotos den 1,4 km kleinen Mond Dactyl.
Ida und Dactyl. Image Credit: NASA/JPL/Processed by Kevin M. Gill. CC BY-SA 2.0

Weitere Mondfunde folgten, vorwiegend bei den kurzzeitig leichter zu studierenden Erdbahnkreuzern. Aber auch die Hauptgürtelasteroiden Pulcova oder Hermione dürfen sich zu den rund 500 bekannten Mondbesitzern zählen.

Zwei Monde

Als erster Kleinplanet mit gleich zwei Monden entlarvte man im Jahr 2004 die schon 1866 entdeckte Sylvia. Man taufte die beiden Trabanten Romulus und Remus. Sylvia selbst ist 250 km groß, ihre beiden Monde messen jeweils knapp 11 km.

Heute kennt man mehr als ein Dutzend solcher Dreifachsysteme. Zu ihnen zählen unter anderem die Minerva, die Eugenia, die Camilla und die Kleopatra.

Drei Monde

Die bereits 1873 entdeckte Elektra besitzt sogar drei Monde, wie man im Jahr 2021 erfuhr. Elektra ist 183 km groß, ihre drei Trabanten 1,6 bis 6 km klein: Ein Vierfachsystem!
Doppelasteroiden

Ist der Asteroidenmond ähnlich dimensioniert wie der Kleinplanet selbst, spricht man von einem Doppelasteroiden.

Der Hauptgürtelasteroid Antiope, entdeckt 1866, galt lange Zeit als rund 120 km groß. Im Jahr 2000 enttarnte das Keck-II Teleskop auf dem Mauna Kea die Antiope als Doppelkörper. Die beiden Komponenten besitzen jeweils um die 85 km Durchmesser. Das zeigte sich 2001 auch während einer Sternbedeckung.
Auch den 1906 entdeckten Patroclus - er zählt zur Gruppe der Trojaner - gibt es zweimal. Wieder war es das Keck-II Teleskop, dem es gelang, den Lichtpunkt im Jahr 2001 aufzulösen. Der Hauptkörper misst rund 140, der Partner Menoetius 113 km. Das Duo wird Ziel der NASA-Sonde Lucy sein - leider erst 2033.

Doppelmonde

Auch ein Mond kann eine Doppelnatur besitzen. Die Raumsonde Lucy entdeckte 2023 bei ihrem Vorbeiflug am 700 m großen Asteroiden Dinkinesh nicht nur dessen Mond Selam. Wie sie zeigte, besteht dieser Trabant selbst wiederum aus zwei ähnlich dimensionierten Körpern! Die beiden stehen sogar miteinander in Kontakt.

Wie geht das?

Möglicherweise sind Doppelasteroide bzw. Asteroide mit Monden bei Kollisionen mit anderen Kleinplaneten entstanden. Häufiger wird aber der YORP-Effekt ins Treffen geführt: Hier rotiert ein Asteroid zunehmend schneller, bis er aufgrund der Fliehkraft zerfällt.
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