Barlow- & Shapley-Linse - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Barlow- und Shapley-Linse
Die Barlow-Linse wurde um 1830 vom britischen Physiker Peter Barlow entwickelt. Sie wird direkt vors Okular gesetzt. Zwischen dem Objektiv und dem Okular montiert, verlängert diese Zerstreuungslinse die Brennweite eines Teleskops.  

Barlowlinsen werden mit unterschiedlichen Vergrößerungsfaktoren angeboten. Typisch sind 2x, 2.5x, 3x oder 5x. Durch den Einsatz einer Barlowlinse gewinnt man mit ein und dem selben Okular eine zweite, entsprechend höhere Vergrößerung.

Manche Barlowlinsen sind so konzipiert, dass sie sogar unterschiedliche Verlängerungsfaktoren zulassen.
In jedem Fall verlegt eine Barlowlinse den Fokuspunkt nach außen.

Barlow-Linsen kosten Licht. Eine Verdreifachung der Teleskopbrennweite breitet das Licht des Objekts auf die neunfache (3 x 3) Fläche aus. Die Flächenhelligkeit sinkt rechnerisch auf ein Neuntel. In der Realität nimmt die Helligkeit noch weiter ab, weil die Strahlen zwischen den Linsen reflektiert werden. Das Linsenglas verschluckt außerdem einen Teil des Lichts.

Der entsprechende Planet erscheint somit größer - was dem Auge schmeichelt - aber auch dunkler. Deshalb sollte man Barlow-Linsen mit Bedacht einsetzen.

Eine einfache Linse vereint nur das Licht einer einzigen Wellenlänge gleichzeitig im Fokus: Alles andere Licht erzeugt einen farbigen Halo rund um das fokussierte Objekt. Daher führt man die Barlow heute zweilinsig (achromatisch) oder dreilinsig (apochromatisch) aus.
Ich rate zum apochromatischen Design: So wird das Licht dreier Wellenlängen gleichzeitig scharf.

Dennoch mag sich der zusätzliche Einsatz eines Fringe Killer-, Contrast Booster- oder Semi-Apo-Filters am okularseitigen Ende der Barlow bzw. am Okular selbst empfehlen (siehe rechts):

Vor allem, wenn das Teleskop selbst nur über eine achromatische, zweilinsige Objektivlinse verfügt.
Die Shapley-Linse ist für den gegenteiligen Effekt zustandig.

Diese Sammellinse verkürzt die Brennweite des Teleskops, z.B. um ein Drittel.
Sie gestattet ein weiteres Bildfeld und generiert eine hellere, wenngleich kleinere Abbildung. Der Fokuspunkt wird nach innen verschoben.

Shapley-Linsen werden auch Reducer oder Telecompressor genannt. Reducer besitzen meist T2-Innen- und Außengewinde. Oft werden sie auch als Bildfeldebner konzipiert - was der Sternabbildung abseits der Bildmitte zugute kommt. Meiner Erfahrung nach ist die exakte Platzierung im Lichtweg kritisch.

Erfinder der Shapley-Linse war der US-Astronom Harlow Shapley: Er vermaß in den Zehnerjahren des 20. Jh. unsere Milchstraße und stellte die exzentrische Position unserer Sonne darin fest. Allerdings hielt er unsere Galaxis für die einzige im Universum. Mein Buch Helden des Himmels schildert u.a. seine diesbezügliche Große Debatte mit Heber Curtis.


Ein widersprüchlich scheinendes Experiment

Auch wenn es paradox anmutet: Hält man eine die Brennweite des Teleskops verlängernde Barlow-Linse vor ein bedrucktes Papier, erscheint die Schrift kleiner.
Es handelt sich ja um eine negative Linsenkombination mit einer zerstreuenden Wikung.
Mit der brennweitenverringerten Shapley-Linse wird die Schrift vergrößert. Diese Linse ist positiv und bündelt die Strahlen somit.
Alle Angaben ohne Gewähr
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