Meteore: Schall
Synchronschall
Es kommt sehr, sehr selten vor: Manche Menschen hören gleichzeitig mit dem Verglühen des Meteors ein Zischen, Rascheln oder Knistern - man spricht vom "Synchronschall". Das geht schon wegen der Entfernung nicht. Der Schall bräuchte viel zu lang, um den Beobachter zu erreichen. Außerdem ist die Luft in Meteorhöhe zu dünn für eine effiziente Schallübertragung. Wie aber erklärt man dann solche Wahrnehmungen?
Subjektive Erklärungen: "It's all in your brain"
EinbildungReine Einbildung mag in etlichen Fällen zutreffen. Im Alltag können wir davon ausgehen, dass schnelle Bewegungen von Geräuschen begleitet werden. Warum verwenden wir sonst dasselbe Wort - "Ruhe" - um sowohl Bewegungslosigkeit als auch Lautlosigkeit zu bezeichnen? Vielleicht erwarten manche Menschen bei hellen, rasch dahinschießenden Meteoren unbewusst ein dazu passendes, snychrones Geräusch - und meinen deshalb, ein solches zu hören.Bewegung-Ton-SynästhesieUnser Gehirn vermag einen wahrgenommenen Reiz in einen anderen umzuwandeln - z.B. einen optischen in einen akustischen. Man spricht dann von "Bewegung-Ton-Synästhesie". Sie ist nicht bei allen Menschen gleich ausgeprägt. Bei manchen könnte das schnelle, helle Aufblitzen eines Meteors gleichsam "gehirnintern" zu einer synchronen Geräuschwahrnehmung führen.
Objektive Erklärungen: Schwingende Materialen in Betrachternähe
ElektrophonieDurch die Ionisationseffekte im Schusskanal eines Meteors können äußerst langwellige Funksignale entstehen: elektromagnetische Wellen mit Frequenzen zwischen 3 bis 30 kHz. Diese VLF-Signale oder Längstwellen reisen, wie das optische Signal, mit Lichtgeschwindigkeit. Sie treffen also synchron mit der Lichterscheinung beim Beobachter ein. Weil dieser keinen Längstwellenempfänger eingebaut hat, braucht es in seiner Nähe ein Material, das von solchen Wellen in hörbare Schwingungen versetzt wird: Verdächtigt werden Telefonleitungen, Brillengestelle, Aluminiumbleche, Fichtennadeln, dünnes Haar oder Grashalme. Man spricht von Elektrophonie.Photoakustischer EffektBeim raschen Verglühen blitzen helle Meteore Dutzendmal in rascher Folge auf. Die Lichtblitze mögen bestimmte Gegenstände sehr nahe dem Beobachter in Windeseile erwärmen, was wiederum lichtsynchrone Druckoszillationen - und damit Schallwellen - hervorruft: Dieser photoakustische Effekt könnte ein hörbares Knistern und Prasseln verursachen. Zumindest im Labor hat das schon funktioniert. Als geeignete Materialien werden etwa dunkle Textilien, krauses Haar, Blätter oder Gras genannt.
Da die genannten akustischen Synchronschall-Phänomene selten Auftreten, werden wohl noch diverse Zusatzbedingungen erfüllt sein müssen.
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