Galaxien - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Galaxien

Ferne Milchstraßen sind leider keine Beobachtungsobjekte für die Großstadt. Punktförmiges lässt sich aus dem aufgehellten Himmelshintergrund hervor holen, weil hohe Vergrößerungen nur flächiges dämpfen. Galaxien sind nun aber ebenfalls flächige Objekte. Höhere Vergrößerungen kosten ihnen ebenso Licht wie dem Hintergrund.

Besonders bitter ist das im Frühling, wenn der Virgo-Haufen (Abstand rund 50 Mio. Lichtjahre) und der Coma-Haufen (Abstand rund 300 Mio. Lichtjahre) gut zu sehen wären.
Die Galaxien NGC 3628, M66 und M65, fotografiert mit einem nachgeführten 500 mm Tele
Opfer der Städte

Sternfreunde unter richtigem Nachthimmel fürchten mitunter, im ausgedehnten Virgo-Galaxienhaufen die Orientierung zu verlieren - so reich ist diese verhältnismäßig nahe Ansammlung von Michstraßen in den Sternbildern Löwe, Haar der Berenike und Jungfrau. Stadtbewohner sehen so gut wie nichts davon. Ein Grund mehr, die städtische Lichterflut zu hassen.

Die Galaxien ertrinken regelrecht am lichtbesudelten Himmel. Bestenfalls ihre sternähnlich anmutenden Kerngebiete sind zu erahnen. Der Glanz von Galaxien nimmt vom Kern her nach außen ab. Bildlich gesprochen, frisst sich der lichtbesudelte Himmelshintergrund von außen nach innen vor - bis bloß noch dieser Kern oder gar nichts mehr zu erkennen ist.
Die kernnahe Region der Galaxie NGC 2903. Spiralarme sind hier nur im Ansatz sichtbar
Filter helfen kaum

Da bringen auch Filter wenig: Galaxien zeigen ein kontinuierliches Spektrum. Filter würden nicht nur den Himmel eindunkeln, sondern auch die Galaxie selbst. Am ehesten helfen noch "Stadtlicht-Filter", die wenigstens das karottenkackorange der Natriumdampflampen dämpfen und so den Kontrast steigern. Allerdings kosten selbst diese "zarten" Filter auch der Galaxie rund die Hälfte ihres Lichts.

Fotografisch geht auch bei Galaxien mehr als bei der visuellen Beobachtung. Bei einigen wenigen Objekten lassen sich zumindest Spiralarme nachweisen, die weiter außen aber bald im Stadtlicht oder Sensorrauschen untergehen. Wirklich befriedigend ist die Galaxienfotografie von der Großstadt aus nicht.

Aus diesem Grund mangelt es mir bei dieser Objektkategorie an Erfahrung - weshalb ich mich mit Beobachtungstipps zurückhalte.
Die Galaxie M86 im Löwen, stark bearbeitet (f=2050 mm)
Wo es trotzdem spannend wird

Für Großstadtbewohner sind Galaxien am ehesten in den beiden folgenden Zusammenhängen interessant, worauf ich näher auf anderen Seiten eingehe:


    • Jede Galaxie besteht aus Milliarden Sternen. Daher explodieren in jeder einzelnen wohl mehrmals pro Jahrhundert Supernovae. Weil wir das Teleskop auf viele hundert Galaxien richten können, wird fast immer zumindest eine Supernova zu registrieren sein.

Da uns Supernovae punktförmig erscheinen, sind sie bei hoher Vergrößerung leichter zu erblicken als deren Heimatgalaxien. Eine Supernova vom Typ I im Virgo-Haufen wäre bestenfalls 12,5 mag hell. Sofern die freiäugige Sichtbarkeitsgrenze bei 4,5 mag läge, wäre sie in einem Achtzöller (Lichtgewinn: 8 mag) sichtbar.

Die Fotografie steigert die Chance auf Erfolg dramatisch, zumal ich in Wien mit dem Achtzöller bei punktförmigen Objekten 16 mag erreiche. Und da wären in jeder Nacht einschlägige Objekte erfassbar (siehe die US-Site https://www.physics.purdue.edu/brightsupernovae/ ). Meine Fotos in diesem Grenzbereich eignen sich für die Astrometrie - ansehnlich sind sie nicht.



Die hellsten besitzen eine scheinbare Helligkeit von 13 bis 14 mag. Der Glanz variiert aber oft. Der prominenteste Quasar, 3C273, ist zeitweise heller als 12,5 mag. Damit rutschte er unter die Sichtbarkeitsgrenze eines Achtzöllers unter kleinstädtischem Himmel.

Fotografisch fängt man ihn schon mit einem starken, nachgeführten Teleobjektiv ein.
Alle Angaben ohne Gewähr
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