GoTo-Teleskope
Instrumente mit Computersteuerung erleichtern das Auffinden der Beobachtungsobjekte sehr.
Auf der instrumenteneigenen Tastatur gibt man die Bezeichnung des gewünschten Zielobjekts ein, zum Beispiel NGC 7000, SAO 157323, M53 oder Neptun. Alternativ tippt man dessen Koordinaten (Rektaszension und Deklination) ein.
Dank der eingebauten Datenbank weiß das Gerät, wohin es zu zeigen hat. Es setzt die beiden Motoren in Betrieb und richtet sich entsprechend aus. Solche Instrumente werden auch gern "GoTo"-Teleskope genannt.
Ein verhältnismäßig kleines GoTo-Teleskop: Meade ETX 105
Diese alte GoTo-Plattform war laut wie eine Kaffeemühle. Die Öffnung zum Einfüllen der Bohnen fand ich dennoch nicht
Ein großes GoTo-Teleskop von Meade: Das LX90
Damit dies funktioniert, muss das Teleskop bzw. dessen Montierung freilich wissen, wie es bzw. sie im Raum steht. Deshalb ist zumeist der Polarstern bzw. die Nordrichtung am Horizont anzuvisieren.
Dann folgen ein oder zwei bekannte Sterne, die vom Teleskop vorgeschlagen werden. Das Teleskop steuert diese an, so dass sie wenigstens im schwach vergrößernden, parallel montierten Sucherfernrohr auftauchen. Man bringt sie jeweils in die Bildfeldmitte und bestätigt diesen Vorgang. Damit ist das sogenannte Alignment abgeschlossen.
Modernere Teleskope sind mit einer Kamera ausgestattet und schaffen den oben geschilderten Vorgang ganz alleine. Wer die Nordrichtung nicht sieht - z.B. weil er von einem Balkon auf der Südseite des Hauses beobachtet - muss einen Workaround (z.B. mit einer Mire) aushecken.
Die billigeren Computerteleskope sind im Betrieb etwas laut, was nicht nur Romantiker sondern womöglich auch Nachbarn stören wird. Auch landet das gewünschte Objekt dort nicht immer im Bildfeld.
Bei den teureren Varianten lässt sich die Treffergenauigkeit erhöhen: Ich verwende der kompakten Bauweise wegen meist ein LX90 von Meade und bin mit der Elektronik und dem dezenten Geräuschpegel sehr zufrieden.
Leider macht die - nicht mehr aktualisierbare - Meade-Firmware bei meinem LX90 Probleme ("Rubberband-Effekt").
Andere bekannte Marken, die zum Teil auch GoTo-Teleskope herstellen, sind etwa Celestron oder SkyWatcher.
GoTo-Teleskope bzw. Montierungen können nicht nur per Handbox gesteuert werden. Mit passender Software klappt das auch vom PC bzw. Notebook aus. Bei Cartes du Ciel (Skychart) genügt es z.B., das gewünschte Objekt auf einer virtuellen Himmelskarte am Monitor anzuklicken - das Teleskop fährt an dessen Stelle.
Cartes du Ciel (Skychart) dient auch zur Teleskopsteuerung
Bei APT (Astro Photography Tool) lassen sich interessante Objekte aus fertigen oder selbst erstellten Listen wählen.
Objektlisten in APT führen das GoTo-Teleskop an die korrekte Himmelsstelle
Kritik
Noch immer kritisiert so mancher den Einsatz computergesteuerter Teleskope: Der Amateurastronom hätte sich statt dessen besser mit dem Sternenhimmel vertraut zu machen. Und sich dann von Sternchen zu Sternchen bis zum Objekt weiter zu hanteln - ein Vorgang, den man Starhopping nennt.
Doch - Augen auf! - diesen Sternenhimmel gibt es in der Großstadt nicht mehr, weil die Lichtverdreckung die feinen Lichtpünktchen längst vom Himmel gestohlen hat.
Die Wiener Lichtverschmutzung gefährdet auch Vögel und Insekten
Nur die städtischen Straßenlaternen auszuwechseln ist zu wenig. Denn ein solches Bemühen wird von der Wiener Bauwut und dem daraus resultierenden Straßenwahn konterkarriert. Unterm Strich nimmt die Lichtverschmutzung von Jahr zu Jahr zu, wie jeder Amateurastronom bestätigen wird. Der Wiener Himmel badet im Licht, wie das Wiener Schnitzel im Fett.
Abhilfe würden bestenfalls städtische Verordnungen bringen, die das absichtliche oder grob fahrlässige Bestrahlen des Nachthimmels unter Strafe stellen - und verbieten, dass Lampen nach oben anstatt nach unten strahlen. Ein solches Vorgehen wäre intelligent. In Wien vermag ich darauf nicht zu hoffen.
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