Sternbedeckungen - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Sternbedeckungen durch den Mond
Sternbedeckungen für Ihren Wohnort können Sie mit Occult berechnen. Termine für Ihre nächstgelegene Landeshauptstadt listet der Astronomische Almanach für Österreich auf: Download-Link über die Seite des Österreichischen Astronomischen Vereins.
Bei zunehmender Mondphase bedeckt der Mond gelegentlich Sterne mit seinem dunklen Rand und gibt sie am hellen wieder frei. Nach Vollmond, also bei abnehmender Mondphase, ist es genau umgekehrt. Nur sehr selten erwischt es allerdings einen Stern, der hell genug ist, um das Schauspiel auch mit freiem Auge mitzuverfolgen.

Kopernikus hatte solches Glück 1497 in Bologna, als der  Aldebaran hinter dem Mond verschwand. Es ist dies seine erste überlieferte  Himmelsbeobachtung überhaupt.

Wenn Sie sich also für diese kleinen, aber häufigen astronomischen Verfinsterungen interessieren, brauchen Sie ein kleines Teleskop. Je größer seine Öffnung, desto mehr  Sternbedeckungen können Sie damit im Jahreslauf mitverfolgen.
Der dunkle Mondrand schiebt sich langsam aber unerbittlich an den Stern heran.

Das Verschwinden ist recht leicht zu stoppen. Auch, weil der unbeleuchtete Mondteil oft im Erdschein schimmert.
Das Wiederauftauchen eines Sterns am hellen Mondrand ist nicht so leicht zu stoppen.

Erstens leidet der Anblick unter Überstrahlung, und zweitens muss man sehr genau wissen, wann und wo der Stern auftauchen wird.

Hier hilft die Software Occult weiter.
Erfahrene Amateure versuchen, die Termine von Sternbedeckungen möglichst genau mit der Stoppuhr festzuhalten. Ein objektiveres Verfahren ist die Videotechnik.

Auch hier legen Amateure interessante Ergebnisse vor. Näheres dazu bei der International Occultation Timing Association (IOTA) und in ihrem PDF-Manual (Download).
Doppelsterne hinterm Mond
Was passiert, wenn ein Doppelstern so eng ist, dass ihn das Teleskop gar nicht in zwei Komponenten aufzulösen vermag?
Dann sind Sternbedeckungen besonders spannend!

Man sieht dann nur einen einzigen Lichtpunkt, der - wie bei Sternbedeckungen üblich - eigentlich schlagartig ausgeknipst werden sollte. Weil er in Wahrheit aber aus zwei Sternen besteht, mag sich der rasche Helligkeitsabfall in zwei Stufen einstellen.

Amateurteleskope erzielen außerhalb von Sternbedeckungen realistischerweise Auflösungen um 1 Bogensekunde. Sehr enge Doppelsterne erscheinen daher als einzelner Lichtpunkt. Der Mondrand schiebt sich aber wie ein langsamer Scanner über das Sternpaar. Er legt pro Zehntel Zeitsekunde im Mittel 0,055 Bogensekunden zurück. Damit steigert sich die erzielbare Auflösung des Teleskops kurzzeitig bis ums 18fache!

Links: Einzelsterne verschwinden schlagartig hinterm  Mond.
Engste Doppelsterne können sich hingegen durch stufigen Lichtabfall verraten.


Voraussetzung ist, dass die beiden Sternkomponenten möglichst in  Ost-West-Richtung ausgerichtet sind, und nicht etwa in Nord-Süd-Richtung. Sonst nämlich würde sie der Mondrand doch wieder gleichzeitig erfassen. Außerdem  sollte idealerweise zunächst die hellere, dann die schwächere Komponente hinter dem Mond verschwinden.

Beim Stern 68 Geminorum war dies der Fall: Bei der Sternbedeckung am 7.4.2014 erschien sein Licht etwa eine Drittel Sekunde lang wie gedämpft, bevor es endgültig verschwand. Der Abstand der Komponenten betrug etwa 0,19 Bogensekunden. Außerhalb einer Sternbedeckung hätte man den Doppelsterncharakter selbst mit den besten Amateurgeräten niemals belegen können.

Hübsch ist auch die Bedeckung weiter Doppelsterne, die sich leicht im Teleskop trennen lassen. Hier sehen Sie jene des Doppelsterns Gamma Virginis am 3. Juni 2017, gefilmt durchs Teleskop. Die drei ersten Frames zeigen das Verschwinden der beiden Komponenten am (hier nicht sichtbaren) dunklen Mondrand:
Die drei nächsten Frames halten das Wiederauftauchen der beiden Komponenten des Doppelsterns am hellen Mondrand fest:
Der Mond bekommt Gesellschaft
Es muss übrigens nicht immer der Mond sein: Auch Kleinplaneten bedecken Sterne - leider zumeist sehr schwache. Daher sind solche Bedeckungen vergleichsweise schwierig zu beobachten. Hier finden Sie näheres dazu.
Beobachtungsaufgaben
  • Versuchen Sie, Sternbedeckungen mit möglichst großer Präzision und geringer Reaktionszeit zu stoppen - wie gut gelingt das ?

  • Wie sehr hängt die Genauigkeit von der Helligkeit des Sterns ab?

  • Erfolgt das Verschwinden immer augenblicklich, oder verrät sich gelegentlich ein Doppelstern durch stufenweisen Lichtrückgang?

  • Wie beeinflusst die Helligkeit des Mondrands (Eintauchen am hellen oder dunklen Rand, Wiederauftauchen am hellen oder dunklen Rand) wohl die Qualität der Zeitnehmung?
Literatur und Software für Bedeckungsbeobachter
Der Nachfolger des langjährigen heimischen Himmelskalenders steht auf der Website des Österreichischen Astronomischen Vereins zum Download bereit. Der Almanach beinhaltet viele Sternbedeckungen, berechnet für die Landeshauptstädte.

Eine fast unentbehrliche Freeware, wenn Sie Sternbedeckungen selbst berechnen möchten. Die exakten Termine hängen nämlich stark von Ihrem tatsächlichen Beobachtungsort ab. Das Programm zeigt auch Doppelsterndaten an!

Ein dicker englischsprachiger Guide der IOTA zum Thema Sternbedeckung durch den Mond bzw. durch Asteroiden als PDF  (Download)


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