Mondgestein - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Der Mond im Museum
Im neugestalteten Meteoritensaal des Naturhistorischen Museums in Wien ist auch der Mond vertreten: Tatsächlich kann man hier Gestein vom Erdtrabanten sehen.

Das auf Erden vorhandene Mondmaterial speist sich aus folgenden Quellen:

  • Zwischen 1969 und 1972 brachten sechs geglückte, US-amerikanische Apollo-Missionen insgesamt 381,7 kg handverlesene Proben zur Erde

  • Die Sowjetunion erbeutete zwischen 1970  und 1976 mit drei unbemannten, automatischen Luna-Sonden 0,3 kg


  • 2020 gelang China mit Chang'e 5 eine Rückführmission: Die automatische Mondsonde brachte 1,7 kg Mondstaub und Gesteinsproben zur Erde. 2024 holte Chang'e 6 weitere 1,9 kg - und zwar erstmals gezielt von der Mondrückseite.
Das Naturhistorische Museum besitzt auch ein Stück Mondgestein von der Apollo-17-Mission (Foto links).

Es wurde im Taurus-Gebirge nahe dem Littrow-Krater entnommen, einem Gebiet, das Geologen besonders interessant erschien.
Der erwähnte Krater ist nach dem österreichischen Astronomen Johann von Littrow (1781-1840) benannt. Die Probe wurde als eine der letzten händisch eingesammelt, und zwar im Dezember 1972.

Im NHM sind auch Mondmeteorite ausgestellt. Heftige Einschläge von Asteroiden auf dem Mond katapultierten Gestein der Mondkruste ins All. Ein Bruchteil dieser Stücke landete später auf der Erde. Diese lunaren Meteorite unterscheiden sich stark von der Mehrzahl der Himmelsboten, die fast immer von Asteroiden abstammen.
Auf diese Weise kam auch der DAG 400 zu uns und ins NHM (Foto rechts).

Er wurde am 10. März 1998 in der Dar al-Gani-Region in der Libyschen Sahara gefunden und repräsentiert Gestein aus den kraterzernarbten lunaren Hochländern.
Mit einem Gesamtgewicht von 1,425 kg ist der DAG 400 der größte bisher gefundene Mondmeteorit. Während man den genauen Entstehungsort der Mondmeteorite  nicht kennt, ist dieser bei den auf dem Mond gefundenen Gesteinsproben bekannt.  Auch das schenkt den Apollo-Proben einzigartigen Wert. Stellt man die Kosten der  Apollo-Missionen in Rechnung, ergäbe sich sogar ein Grammpreis von 63.000 USD  (nach dem Wert des damaligen US-Dollar).

Am 18. Juni 2013 überreichte NASA-Administrator Charles Bolden - er war  früher übrigens viermal selbst Shuttle-Astronaut - dem Generaldirektor des NHM  in Wien, Christian Köberl, weitere Mondgesteinsproben.

Die wichtigste stammt von der Apollo 15 Mission, die im Sommer 1971 in der  Hadley-Rille des lunaren Apenninen-Gebirges landete.
Es war übrigens der polnische Astronom Johannes Hevelius, der ausgerechnet  den italienischen Gebirgszug im 17. Jahrhundert auf den Mond verpflanzte. Er  begrenzt dort das Mare Imbrium, das Regenmeer.  

Über das Sternbild "Schild" ist Hevelius auch mit der Geschichte Wiens  verflochten.
Der 83,7 Gramm schwere Stein repräsentiert Basalt aus dem Mare Imbrium, dem Regenmeer. Da die Gesteinsschmelze der lunaren Basalte aus dem Mondmantel herrührt, lässt sich über das Studium der Basalte gleichsam unter die Mondkruste blicken.
Außerdem sammelten die Astronauten lunare Glaskügelchen vulkanischen Ursprungs ein, zwischen denen sich Fragmenete von Mare-Basalt finden. Die entsprechenden Bodenproben von Apollo 15 sind grünlich ...
... die von Apollo 17 besitzen hingegen einen orangefarbigen Ton. Das erklärt sich durch unterschiedliche Beimengungen verschiedener Mineralien.
Die jüngsten Glaskügelchen von Chang'e-5 sind bloß 123 Mio. Jahre alt. Vulkanismus muss es also bis vor relativ kurzer Zeit auf dem Mond gegeben haben - damals herrschten Saurier über die Erde (Artikel in science.org, USA).

Übrigens findet man dank hochmoderner Analyseverfahren noch immer Überraschendes in den Apollo-Proben. Die neuen Erkenntnisse sind auch für die Frage der Mondentstehung interessant.

Die meisten Astronomen hängen der sogenannten "Riesenimpakttheorie" (Giant Impact Theory) an. Demnach soll die ganz junge Erde von einem marskleinen Himmelskörper mit dem Arbeitstitel "Theia" getroffen worden sein. Aus dem Auswurfmaterial bildete sich im All dann der Erdmond.
Links mein Foto von der Vorder-, rechts ein NASA-Foto von der Rückseite des Mondes
Kopfzerbrechen bereitet die augenscheinliche Zweiteilung der Mondoberfläche: Auf der erdzugewandten Seite bedecken Mondmeere etwa ein Drittel des lunaren Antlitzes. Auf der erdabgewandten Hälfte sind Maria praktisch nicht vorhanden. Proben von der Mondrückseite mögen dieses Rätsel lösen helfen.

Übrigens: Auch die Mondrückseite badet zwei Wochen lang im Sonnenlicht. Die poetische Zuschreibung "dunkel" entstand bloß, weil man diese Hälfte die längste Zeit nicht kannte. Erst die sowjetische Sonde Luna 3 sandte das erste Foto von der erdabgewandten Mondoberfläche zur Erde - am 7. Oktober 1959.
Weitere Fotos von Mondgestein
Apollo-Mondgestein ist nicht einfach zu fotografieren. Um Veränderungen auszuschließen, ist es bestens verpackt.
Hier ein Detail von obigem Bild: Mondgestein von Apollo 15, ausgestellt während der UN-Ausstellung "50 Years Women in Space" in Wien.
Einschlagsbrekzie, zur Erde gebracht von Apollo 16, im sehr empfehlenswerten Ries-Krater-Museum, Nördlingen.
Hier finden Sie eine kurze Geschichte über die Stadt im Krater.
Eine extrem seltene Gelegenheit: Bei der Unispace 1982 in Wien durfte man Apollo-Mondgestein sogar berühren!
Krümel, aber unschätzbar wertvoll: Proben von 1969, dem Jahr der Mondlandung. Man sah sie bei der Raumflug-Ausstellung SPACE im Technischen Museum.
Und vergessen Sie nicht: Beim Blick zum Mond sehen Sie 70 Milliarden Milliarden Tonnen Mondgestein "auf einmal"!
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