Mars - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Mars

Am 3. Oktober 1815 stürzte ein Stein im französischen Chassigny herab. 99 Gramm fanden ihren Weg ins kaiserliche Naturalienkabinett in Wien. Paul Partsch und Wilhelm Haidinger war bewusst, wie sehr sich Chassigny von anderen Meteoriten unterschied.

Am Morgen des 25. August 1865 fiel nahe Shergotty, Indien, ein knapp fünf Kilo schwerer Meteorit herab. Darin wies der Wiener Sammlungskurator Gustav Tschermak 1871 ein neues Mineral nach.

Am 28. Juni 1911 ging ein Schauer von Steinen im ägyptischen Nakhla bei Alexandria nieder. Noch ahnte niemand die genaue Abstammung dieser drei kosmischen Sendboten. Sie gerieten jedenfalls zum Namensgeber dreier Meteoritengruppen: Shergottite, Nakhlite und Chassignite (später gemeinsam kurz "SNC-Meteorite" genannt).
Das NHM besitzt Fragmente aller drei SNC-Namensgeber!
Die später vor allem in der Antarktis und in Nordafrika gefundenen weiteren Meteorite der nun fünf Klassen sind vergleichsweise jung. Meinen ausführlichen (älteren) Artikel lesen Sie am Server der Wiener Zeitung.
1:1 Modell einer Viking-Sonde
Diese Meteorite stammen von einer großen Welt, die ihre innere Wärme lange behielt und vulkanisch aktiv war.

Der Verdacht fiel auf Mars. Eingeschlossene Gasblasen in SNC-Meteoriten gleichen in ihrer Zusammensetzung der Marsatmosphäre, die beide Viking-Sonden der NASA 1976 analysierten.
Auch der Mars war in seiner Geschichte Opfer heftiger Einschläge. Gelegentlich wurde dabei ein Teil des ausgeworfenen Materials auf über 18.000 km/h beschleunigt. Genug, um die recht geringe Anziehungskraft des roten Planeten hinter sich zu lassen. Womöglich erreicht einer von 25 fortgeschleuderten Brocken die Erde - allerdings erst nach 700.000 bis 5 Mio. Jahren.
DaG 476 (Shergottit) stark vergrößert
Der Marsboden wird von Landesonden mit eingebauten Laboratorien erforscht. Missionen, die Marsgestein in irdische Labors befördern, stehen noch aus.

Deshalb sind Marsmeteorite bei Forschern begehrt: Dank ihres unterschiedlichen Alters liefern sie - lückenhafte - Einblicke in verschiedene Epochen der Marsgeschichte.
DaG 1037, ein Shergottit (vergrößert)
Allerdings handelt es sich um Zufallsstichproben: Wir wissen nicht, von welchen Regionen des Mars sie stammen. Nach besonders großen Kratern zu suchen, macht keinen Sinn.
Berechnungen zufolge reichen nämlich Einschläge, die Krater von bloß 3 km Durchmesser zurück lassen.


Beobachtungstipps

Die nächsten Oppositionen des Mars finden im Jänner 2025, im Februar 2027 und im März 2029 statt. Dann, sowie in den Wochen davor und danach, ist der Planet mit auffälliger Helligkeit am Nachthimmel zu sehen. Das freie Auge erblickt einen ruhig strahlenden, rötlichen Lichtpunkt.
Karte des Marsbeobachters Giovanni Schiaparelli (1850). Von mir markiert: Hellas Planita
Mars am 7. Juni 2016
Das Fernrohr zeigt Details auf dem roten Planeten, wenngleich das Marsscheibchen in diesem Jahrzehnt winzig bleibt. In großen Teleskopen wäre sogar ein Marskrater erkennbar: Die über 2.000 km weite Hellas Planita entstand vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren beim Einschlag eines Kleinplaneten.
Das Naturhistorische Museum in Wien präsentiert etliche Marsmeteorite, darunter den 0,9 kg schweren, 2011 in Marokko gefallenen Meteoriten Tissint.
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