Konjunktionen (hier geht es gleich zur aktuellen Vorschau)
Es gibt in der Astronomie verschiedene Definitionen für den Begriff Konjunktion (lat.; Verbindung), je nach verwendetem Koordinatensystem.
Ich wähle hier eine praktische Variante - und bezeichne einfach das scheinbare Treffen von einem oder mehreren Himmelslichtern so.
Zu den Beteiligten an einer Konjunktion zählen vor allem der Mond, die hellen Planeten, Kleinplaneten, auffällig strahlende Sterne oder prominente Sternhaufen.
2023: Venus, Jupiter, Mond samt Erdschein
Solche Ereignisse sind hübsch anzusehen. Zumeist braucht man dazu kein Teleskop, weil die betreffenden Gestirne einander nicht nahe genug kommen, um ins enge Bildfeld dieses Instruments zu passen. In etlichen Fällen passen sie aber ins großzügigere Gesichtsfeld eines Fernglases.
Für Himmelsfotografen sind Konjunktionen ebenfalls ein Leckerbissen. Oft sind die beteiligten Gestirne hell genug, um während der Belichtung auf eine Nachführung verzichten zu können:
Mond, Mars, Venus 2015
Dann genügen Kamera, Stativ und ein Normalobjektiv bzw. ein leichtes Tele. Wer zusätzlich noch einen Fernauslöser, eine Lesehilfe und eine Bahtinov-Maske zum Scharfstellen einsteckt, tut sich leichter. Gelegentlich ereignen sich Konjunktionen am Dämmerungshimmel, was zusätzlich Farbe in Bild bringt. Siehe: Fotografie ohne Teleskop in meinen Fototipps.
2008: Mond und Venus, knapp vor der Bedeckung des Planeten
Eine folgenreiche Konjunktion
Himmlische Begegnungen sorgten in der Geschichte gelegentlich für großes Aufsehen - vor allem, weil man ihnen eine astrologische, also sterndeuterische Bedeutung zuschrieb. Es gibt aber auch eine Konjunktion, die bedeutenden Einfluss auf die Astronomiegeschichte nehmen sollte.
Am 26. August 1563 (damals galt noch der Julianische Kalender) begegneten der helle Jupiter und der etwas schwächere Saturn einander. In der zweiten Nachthälfte bildeten sie ein enges Lichterpaar im Sternbild Krebs, mit einem gegenseitigen Abstand von bloß 7 Bogenminuten.
Der jugendliche Tycho Brahe war einer der Beobachter. Der Däne bemerkte: Der Termin dieses Treffens wurde nur schlecht vorhergesagt. Berechnungen, die auf Ptolemäus fußten, irrten deutlich. Jene, die nach der neuen, höchst umstrittenen Idee des Kopernikus kalkuliert wurden, waren ebenfalls ungenau.
Tychos Konjunktion am 26.8.1563:
Oben eng Jupiter und Saturn, links unten die Venus
Oben eng Jupiter und Saturn, links unten die Venus
Tycho fasste den Entschluss, den Lauf der Wandelsterne selbst zu erforschen. Er lotete den Sternenhimmel in Folge mit einem einfachen hölzernen Winkelmessgerät aus.
Später gründete er eine riesige Sternwarte auf der Insel Hven, die er zu einem führenden Zentrum der astronomischen Forschung ausbaute. Niemand ermittelte die Örter der Sterne und Planeten so genau wie er.
Sowohl mit Ptolemäus als auch mit Kopernikus hadernd, entwickelte Brahe sein eigenes Weltbild.
Von Ptolemäus übernahm er die bewegungslose Erde im Zentrum von allem. Auch die Sonne ließ er weiterhin um die Erde jagen.
Die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn umrundeten bei Brahe die Sonne, ähnlich wie bei Kopernikus. Doch diese Sonne zog weiterhin tagtäglich um unsere Welt herum - nun eben mit dem ganzen planetaren Tross im Schlepptau.
Für sein tychonisches Weltsystem fehlte Brahe allerdings der mathematische Unterbau. Deshalb stellte er den Schwaben Johannes Kepler an. Der wiederum nutzte die braheschen Marsbeobachtungen später, um nicht das tychonische, sondern die kopernikanische Kosmologie zu belegen und entscheidend zu verbessern - indem er die kopernikanischen Kreisbahnen mit Ellipsen ersetze.
Verschiedene Akteure
Je rascher ein Wandelgestirn durch die Fixsternkulisse zieht, desto häufiger trifft es andere. Der Mond ist am flinkesten, schafft den Weg durch den Tierkreis in knapp vier Wochen. Weil die Mondbahn zur Ekliptik um etwa fünf Grad geneigt ist, passiert er die hellen Sterne sowie auffällige Sternhaufen wie die Plejaden oder die Hyaden einmal in geringerem, dann in weiterem Winkelabstand.
Meist versuchen die Planeten, dem Mond ein wenig "davon zu laufen". In gut einem Monat überholt er sie dennoch.
Venus, Mars und der junge Mond samt hellem Erdschein (20.2.2015)
Der Mond strahlt wesentlich kräftiger als alle Sterne und Planeten zusammen. Er stiehlt seinen jeweiligen Rendezvouspartnern und -partnerinnen gewissermaßen die Show. Anders ist dies, wenn er bloß als zarte Mondsichel in Erscheinung tritt. Dann würzen Erdschein und das dunkle Blau der letzten Abend- bzw. ersten Morgendämmerung die Szenerie zusätzlich.
Manch enge Begegnung entgeht uns, da sie am Taghimmel stattfindet. Ähnliches gilt für den sonnennahen, flinken Merkur, der sich nur zeitweise - und bei uns bestenfalls in der hellen Dämmerung - zeigt: Auch seine Besuche bei anderen Planeten oder prominenten Sternen gehen zumeist im Himmelsblau unter.
2000: Venus nahe der Plejaden
Die Stelldicheins der gleißenden Venus mit dem Mond, mit ihren Planetenkollegen, auffälligen Sternen oder den genannten Sternhaufen ereignen sich hingegen oft in der frühen Morgen- oder späten Abenddämmerung:Dann präsentiert sich der Dämmerungshimmel oft im dunkelsten Blau.Am wirklich dunklen Nachthimmel können gegenseitige Konjunktionen der äußeren Planeten Mars, Jupiter und Saturn stattfinden. Allerdings sind deren Bahnen unterschiedlich stark zur Ekliptik geneigt.
Deshalb halten auch sie bei solchen Rendezvous' einen gewissen Respektabstand zueinander ein. Extrem enge Begegnungen oder gar Bedeckungen sind äußerst selten. So verschmolzen Mars und Jupiter am Abend des 12. September 1170 scheinbar miteinander, weil der Mars tatsächlich vor dem Jupiter vorbei zog. Der englische Mönch Gervasius von Canterbury hielt den Anblick fest.
Treffen von Mond, Mars, Jupiter und Venus, 1991
Amateurastronomen freuen sich besonders über die seltenen Fälle, bei denen zwei Planeten gleichzeitig im Fernglas oder im noch deutlich kleineren Bildfeld eines Teleskops zu sehen sind.
Gelegentlich gesellt sich ein weiteres Gestirn hinzu: Dann bilden drei Objekte ein auffälliges Lichterdreieick am Himmel.
Im Juli 1991 fanden sich mit Venus, Jupiter, Mars und Mond sogar vier zusammen.
Besonders hübsch sind Konjunktionen, in denen der noch ganz junge oder der schon ganz alte Mond die Hauptrolle spielt. Wir sehen ihn dann als zu- bzw. abnehmende, sehr schlanke Sichel - gemeinsam mit dem Erdschein. Auch in dieser sehr frühen oder sehr späten Phase mag der Mond gegebenenfalls hellen Planeten (vor allem Venus, Jupiter oder Mars) begegnen.
Der Mond mit Erdschein passiert die Plejaden (11.4.2024)
Alljährlich im März und April schiebt sich die noch zarte Mondsichel abends mit Sicherheit zwei oder dreimal am Sternhaufen der Plejaden vorbei. Im Juni und Juli tut dies die bereits wieder zart gewordene Mondsichel am Morgenhimmel.
Im Mai steht der Sternhaufen all zu nah bei der Sonne und bleibt unbeobachtbar. Von August bis Februar ist der Mond bei seiner Passage an den Plejaden noch bzw. schon recht rundlich und überstrahlt diese leicht. Ganz besonders deutlich wird dies im November: Da bekommen die Plejaden praktisch vom Vollmond Besuch!
In jedem Fall sind Konjunktionen ein Spiel der Perspektive. Sie kommen nur aus Sicht des irdischen Betrachters zustande. Im Raum trennen Millionen bis Milliarden Kilometer die dahinwandelnden Akteure voneinander.
Auswahl der nächsten Konjunktionen
13.12.: Mond in den PlejadenAm Abend finden wir den Mond im Osten. Er streift die Plejaden und bedeckt sogar einige Sterne dieses Offenen Haufens. Leider ist er schon fast voll, was die Sichtbarkeit des Siebengestirns dramatisch erschwert. Wahrscheinlich wird man ein Fernglas brauchen, um es zu erspähen.3.1.2025: Mond nahe VenusDie Mondsichel weilt abends knapp zwei Grad links unterhalb der hellen Venus4.1.2025 Mond nahe SaturnAn diesem Abend trifft der Mond auf den Saturn und bedeckt ihn sogar! Näheres hier.Der 185 mal lichtschwächere Saturn steht abends links unterhalb der gleißenden Venus. Bei einem Abstand von 2 Grad passen beide Gestirne gleichzeitig ins Gesichtsfeld eines Fernglases.
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