Jupiters Wolkenbänder - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Jupiter und seine Wolkenbänder
Jupiter gleißt am Firmament. Am 7. Dezember 2024 erreicht er, zwischen den Hörnern des Sternbilds Stier weilend, seine Oppositionsstellung. Gegen 24 Uhr steht er genau im Süden. Kein anderer himmlischer Lichtpunkt strahlt zu Mitternacht so hell wie er - denn die noch kräftigere Venus ist da bereits untergegangen.



Links: Jupiter am 28.2.2017
Jupiters Durchmesser wächst im Fernrohr auf 48 Bogensekunden. Um Jupiter im Teleskop so groß zu sehen, wie den Vollmond mit freiem Auge, muss man bloß 33fach vergrößern. Das schaffen selbst kleine Fernrohre. Allerdings vergrößert man dabei auch die Luftunruhe mit.

Mit zunehmendem Abstand zum Oppositionstermin werden die geometrischen Bedingungen wieder ungünstiger. Jupiter zieht sich in den folgenden Wochen und Monaten immer mehr vom Morgenhimmel zurück, sein Höchststand im Süden schiebt sich weiter in Richtung Abend vor.
Der mythische Göttervater
Als strahlend heller Lichtpunkt war dieser Wandelstern seit Alters her bekannt. Ein kompletter Lauf durch den Tierkreis dauert 12 Jahre; ebenso viele Monde kennt ein Jahr. Damit stand dieses Gestirn für die himmlische Ordnung schlechthin.
Zeus führte die Götter des Olymp an. Hier thront er am Giebel der Athener Akademie
Zwar ist die Venus heller, bleibt aber nie die ganze Nacht über sichtbar. Und der Mars überflügelt den Jupiter nur gelegentlich im Glanz. So geriet dieser Planet auch zu einem Sinnbild besonderer Beständigkeit.
Jupiter im Nürnberger Barockgarten
Bei den Babyloniern repräsentierte er den hohen König Marduk, zu dem der König in engstem Verhältnis stand.

Bei den Griechen symbolisierte er den Göttervater Zeus.

Bei den Römern glänzte er für den überaus mächtigen Gott Jupiter.

Geweiht wurde ihm der Donnerstag, was im Italienischen noch heute klar zum Ausdruck kommt (Jupiter: Giove, Donnerstag: giovedi).
Der englische Thursday (norwegisch: torsdag) leitet sich von Jupiters nordgermanischer Entsprechung Thor ab. Thor war auch als Donnergott begannt; daran erinnert uns die kontinentalgermanische Bezeichnung Donar. Davon wiederum stammt unser Begriff Donnerstag.
Galilei und Jupiter
Der erste Planet, den Galilei mit seinem verbesserten Teleskop ordentlich beobachten konnte, war der Jupiter. Er gleißte im Winter 1609/10 im Sternbild Stier. Galilei durfte seinen Anblick mit dem anderer heller Sterne im Himmelsstier oder im Orion vergleichen.

Fixsterne wären "etwas Glänzendes, das ringsum Strahlen aussendet und funkelt", schrieb er im Sternenboten. Sie erschienen im wesentlichen punktförmig, wenngleich von starkem Schimmer umgeben: "Der Gesichtswinkel wird nicht von dem eigentlichen Körperchen des Sterns bestimmt, sondern von dem Glanz, der es breit umgibt".
Hingegen sah er Jupiter als kleine Kugel, "vollkommen rund und wie mit dem  Zirkel gezogen". Sein Anblick erinnerte an eine verkleinerte Version unseres  Vollmonds.

Tatsächlich muss Galilei selbst mit seinem stärksten Teleskop den Jupiter immer noch etwas kleiner erblickt haben als den Mond mit freiem Auge. (Links: So wird Galilei den Jupiter gesehen haben)
Mit seinem nur 30-fach vergrößernden Sehglas war es ihm auch nicht möglich, irgendwelche Details auf dem Planetenscheibchen zu erkennen.

Selbst die starke Abplattung des Jupiter entging ihm: Der raschen Rotation von knapp zehn Stunden wegen ist der Äquatordurchmesser um sieben Prozent größer als der Poldurchmesser. Wer weiß: Vielleicht nahm Galilei dieses Phänomen zwar wahr, interpretierte es aber als optischen Fehler seines Teleskops.
Bei Babyloniern, Griechen und Römern repräsentierte dieses Gestirn besonders hochrangige Gottheiten. Darauf spielte Galilei an, als er diesen Planeten in seinem Sternenboten als das "edelste"  aller Gestirne bezeichnete. (Links: So sieht Jupiter in einem sehr kleinen, modernen Teleskop aus).
Tatsächlich ist Jupiter nach der Sonne der mächtigste Himmelskörper im ganzen  Sonnensystem. Im Durchmesser übertrifft er die Erde elfmal, an Masse gleich um  das 318-fache. Würde man ihn zerlegen, könnte man die anderen Planeten mit  seiner Materie noch ein zweites und ein drittes Mal erschaffen.

Die erste Bestimmung der Rotationszeit Jupiters gelang Giovanni  Cassini ab 1663 in Bologna, als er mit einem 1,5 Meter langen Teleskop des  römischen Instrumentenbauers Giuseppe Campani Flecken auf dem Planeten erspähte.  Cassinis kam auf 9 Stunden 50 Minuten. Tatsächlich dauert ein Tag auf Jupiter  nur sechs Minuten länger.

Später, in Paris, erkannte Cassini dann auch die  abgeplattete Form der Jupiterkugel.
Jupiter selbst beobachten
Schon mit freiem Auge fällt der farblose, überaus ruhige Glanz Jupiters auf. Das Fernglas lässt bereits dessen Scheibchenform erkennen.

Im Amateurfernrohr wird die Abplattung (bedingt durch Jupiters rasche Rotation) deutlich. Das Instrument zeigt außerdem Details, bei denen es sich allerdings nicht um Phänomene der Jupiteroberfläche, sondern um atmosphärische Strukturen handelt - um Wolkenbänder, die parallel zum Äquator liegen.
So präsentierte sich Jupiter am 21.4.2016.

Die Bildbearbeitung deckt feinste Strukturen in den Wolkenbändern auf, die dem Auge selbst im großen Amateurteleskop verborgen bleiben.
Man erkennt ein Spiel aus dunkleren Bändern und helleren Zonen. Prominent sind normalerweise die beiden Bänder beiderseits des Äquators und die beiden ebenfalls dunkleren Polargebiete. Vor allem der Anblick der Äquatorialbänder kann von einer Beobachtungssaison zur nächsten aber deutlich variieren.
Je nach Fernrohrleistung macht man in den Bändern Einzelheiten aus, sieht zusätzliche Bänder oder den berühmten Großen Roten Fleck  (GRF). Allerdings sind alle Details auf Jupiter ziemlich blass. Sie treten nicht so kontrastreich hervor, wie auf obiger Grafik.
Ihr Anblick ähnelt eher dem Foto links, wenn Sie dieses aus ein paar Metern Abstand betrachten. Ein Blau- (z.B. Wratten Nr. 80A) oder ein Grünfilter (z.B. Wratten Nr. 56) steigert den Kontrast zwischen den hellen Zonen und den dunklen Bändern.
Das vierteilige Meade Filterset 1,25 Zoll (12, 23A, 58, 80) beinhaltet Farbfilter, die man zur Beobachtung von Venus, Mars, Jupiter und Saturn einsetzen kann. Omegon bietet ein sechsteiliges Set, das sich allerdings mehr an die Besitzer großer Teleskope richtet  (Wratten Nr. 21, 25, 82, 12, 56, 47).  

Ohne wesentliche Farbveränderung steigert ein Kontrastfilter wie der Baader Neodymium (Mond- und Skyglow) die Sichtbarkeit von Details auf Jupiter, speziell jene des Großen Roten Flecks. Weiteres über den Einsatz von Filtern lesen Sie hier.
Wer ohne Filter beobachtet, mag versuchen, Farbnuancen wahrzunehmen und etwaige Tönungen zu beschreiben.

Den Farbenreichtum der Jupiterfotos wird man visuell aber nicht erwarten dürfen. Auf den Bildern sind Kontrast und Farbsättigung übersteigert. Das macht man nicht, um den Betrachter zu täuschen - vielmehr möchte man so Details herausarbeiten, die dem Auge sonst verborgen blieben.
Beobachtungsaufgaben
  • Ab welcher Vergrößerung erkennen Sie den abgeplatteten Umriss Jupiters?
  • Fallen Ihnen Wolkenbänder beiderseits des Äquators auf?
  • Erspähen Sie weitere Details innerhalb von Wolkenbändern?
  • Machen sich die dunkleren Polgebiete bemerkbar?
  • Sehen Sie im größeren Teleskop nicht bloß Grautöne, sondern auch Farbnuancierungen?
Lesen Sie hier über Jupiters Großen Roten Fleck und über seine vier großen, hellen Monde.
Fototipps gefällig?
    Details auf Jupiter lassen sich mit Teleskop und CCD-Kamera festhalten. Mit einer DSLR geht das wesentlich schlechter.
    Literatur für Planetenbeobachter
    Planeten beobachten
    Von Günther D. Roth. Ein  etwas älteres, aber äußerst vorzügliches Werk für alle, die Planeten im Teleskop studieren möchten! Gebraucht kaufen und Versandkosten beachten.

    Sonne, Mond, Planeten beobachten und  fotografieren
    Ein Buch zu oben genanntem Themenkreis, das sich u.a. auch der digitalen Fotografie widmet.
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