Jupiters Wolkenbänder - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
Direkt zum Seiteninhalt
Jupiter und seine Wolkenbänder
Jupiter gleißt am Firmament. Am 3. November 2023 erreicht er im Sternbild Widder seine Oppositionsstellung und steht dann zu Mitternacht genau im Süden. Kein anderer himmlischer Lichtpunkt weit und breit ist zu dieser Zeit so hell wie er - denn die noch kräftigere Venus spielt gerade Morgenstern und geht somit erst später auf.



Links: Jupiter am 28.2.2017
Jupiters Durchmesser wächst im Fernrohr auf 50 Bogensekunden. Um Jupiter im Teleskop so groß zu sehen, wie den Vollmond mit freiem Auge, muss man bloß 36fach vergrößern. Das schaffen selbst kleine Fernrohre. Allerdings vergrößert man dabei auch die Luftunruhe mit.

Mit zunehmendem Abstand zum Oppositionstermin werden die geometrischen Bedingungen wieder ungünstiger. Jupiter zieht sich dann immer mehr vom Morgenhimmel zurück, sein Höchststand im Süden schiebt sich weiter in Richtung Abend vor.
Galilei und Jupiter
Der erste Planet, den Galilei mit seinem verbesserten Teleskop ordentlich beobachten konnte, war der Jupiter. Er gleißte im Winter 1609/10 im Sternbild Stier. Galilei durfte seinen Anblick mit dem anderer heller Sterne im Himmelsstier oder im Orion vergleichen. Fixsterne wären "etwas Glänzendes, das ringsum Strahlen aussendet und funkelt", schrieb er im Sternenboten. Sie erschienen im wesentlichen punktförmig, wenngleich von starkem Schimmer umgeben: "Der Gesichtswinkel wird nicht von dem eigentlichen Körperchen des Sterns bestimmt, sondern von dem Glanz, der es breit umgibt".
Hingegen sah er Jupiter als kleine Kugel, "vollkommen rund und wie mit dem  Zirkel gezogen". Sein Anblick erinnerte an eine verkleinerte Version unseres  Vollmonds. Tatsächlich muss Galilei selbst mit seinem stärksten Teleskop den Jupiter immer noch etwas kleiner erblickt haben als den Mond mit freiem Auge. (Links: So wird Galilei den Jupiter gesehen haben)
Mit seinem nur 30-fach vergrößernden Sehglas war es ihm auch nicht möglich, irgendwelche Details auf dem Planetenscheibchen zu erkennen. Selbst die starke Abplattung des Jupiter entging ihm: Der raschen Rotation von knapp zehn Stunden wegen ist der Äquatordurchmesser um sieben Prozent größer als der Poldurchmesser. Wer weiß: Vielleicht nahm Galilei dieses Phänomen zwar wahr, interpretierte es aber als optischen Fehler seines Teleskops.
Bei den Babyloniern, den Griechen und den Römern repräsentierte dieses  Gestirn die höchstrangigen Gottheiten Marduk, Zeus bzw. Jupiter. Darauf spielte  Galilei an, als er diesen Planeten in seinem Sternenboten als das "edelste"  aller Gestirne bezeichnete. (Links: So sieht Jupiter in einem sehr kleinen, modernen Teleskop aus).
Tatsächlich ist Jupiter nach der Sonne der mächtigste Himmelskörper im ganzen Sonnensystem. Im Durchmesser übertrifft er die Erde elfmal, an Masse gleich um das 318-fache. Würde man ihn zerlegen, könnte man die anderen Planeten mit seiner Materie noch ein zweites und ein drittes Mal erschaffen.

Übrigens: Die erste Bestimmung der Rotationszeit Jupiters gelang Giovanni Cassini ab 1663 in Bologna, als er mit einem 1,5 Meter langen Teleskop des römischen Instrumentenbauers Giuseppe Campani Flecken auf dem Planeten erspähte. Cassinis kam auf 9 Stunden 50 Minuten. Tatsächlich dauert ein Tag auf Jupiter nur sechs Minuten länger. Später, in Paris, erkannte Cassini dann auch die abgeplattete Form der Jupiterkugel.
Jupiter selbst beobachten
Schon mit freiem Auge fällt der farblose, überaus ruhige Glanz Jupiters auf. Das Fernglas lässt bereits dessen Scheibchenform erkennen.

Im Amateurfernrohr wird die Abplattung (bedingt durch Jupiters rasche Rotation) deutlich. Das Instrument zeigt außerdem Details, bei denen es sich allerdings nicht um Phänomene der Jupiteroberfläche, sondern um atmosphärische Strukturen handelt - um Wolkenbänder, die parallel zum Äquator liegen.
So präsentierte sich Jupiter am 21.4.2016.

Die Bildbearbeitung deckt feinste Strukturen in den Wolkenbändern auf, die dem Auge selbst im großen Amateurteleskop verborgen bleiben.
Man erkennt ein Spiel aus dunkleren Bändern und helleren Zonen. Prominent sind normalerweise die beiden Bänder beiderseits des Äquators und die beiden ebenfalls dunkleren Polargebiete. Vor allem der Anblick der Äquatorialbänder kann von einer Beobachtungssaison zur nächsten aber deutlich variieren.
Je nach Fernrohrleistung macht man in den Bändern Einzelheiten aus, sieht zusätzliche Bänder oder den berühmten Großen Roten Fleck  (GRF). Allerdings sind alle Details auf Jupiter ziemlich blass. Sie treten nicht so kontrastreich hervor, wie auf obiger Grafik.
Ihr Anblick ähnelt eher dem Foto links, wenn Sie dieses aus ein paar Metern Abstand betrachten. Ein Blau- (z.B. Wratten Nr. 80A) oder ein Grünfilter (z.B. Wratten Nr. 56) steigert den Kontrast zwischen den hellen Zonen und den dunklen Bändern.
Tipp: Das vierteilige Meade Filterset 1,25 Zoll (12, 23A, 58, 80) beinhaltet Filter, die man zur Beobachtung von Venus, Mars, Jupiter und Saturn einsetzen kann. Omegon bietet ein sechsteiliges Set, das sich allerdings mehr an die Besitzer großer Teleskope richtet  (Wratten Nr. 21, 25, 82, 12, 56, 47).  
Wer ohne Filter beobachtet, mag versuchen, Farbnuancen wahrzunehmen und etwaige Tönungen zu beschreiben.

Den Farbenreichtum der Jupiterfotos wird man visuell aber nicht erwarten dürfen. Auf den Bildern sind Kontrast und Farbsättigung übersteigert. Das macht man nicht, um den Betrachter zu täuschen - vielmehr möchte man so Details herausarbeiten, die dem Auge sonst verborgen blieben.
Beobachtungsaufgaben
  • Ab welcher Vergrößerung erkennen Sie den abgeplatteten Umriss Jupiters?
  • Fallen Ihnen Wolkenbänder beiderseits des Äquators auf?
  • Erspähen Sie weitere Details innerhalb von Wolkenbändern?
  • Machen sich die dunkleren Polgebiete bemerkbar?
  • Sehen Sie im größeren Teleskop nicht bloß Grautöne, sondern auch Farbnuancierungen?
Lesen Sie hier über Jupiters Großen Roten Fleck und über seine vier großen, hellen Monde.
Fototipps gefällig?
    Details auf Jupiter lassen sich mit Teleskop und CCD-Kamera festhalten. Mit einer DSLR geht das wesentlich schlechter.
    Literatur für Planetenbeobachter
    Planeten beobachten
    Von Günther D. Roth. Ein  etwas älteres, aber äußerst vorzügliches Werk für alle, die Planeten im Teleskop studieren möchten! Gebraucht kaufen und Versandkosten beachten.

    Sonne, Mond, Planeten beobachten und  fotografieren
    Ein Buch zu oben genanntem Themenkreis, das sich u.a. auch der digitalen Fotografie widmet.
    Folgenreiche Erkenntnisse
    Mein Buch Helden des Himmels geht sehr ausführlich auf die philosophischen und religiösen Implikationen der Galileischen Beobachtungen ein.

    Ich lege es Ihnen ganz besonders ans Herz.
    Alle Angaben ohne jegliche Gewähr oder Haftung. Ich übernehme keine Verantwortung für die Inhalte, Preisangaben oder Handlungen anderer Sites, auf die sich Links meiner Web-Seiten richten.
    Zurück zum Seiteninhalt