Meteorströme - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Meteore: Aktuelle Shortlist der reichsten Ströme
Neben den im folgenden genannten vier reicheren Meteorströmen gibt es dutzende weitere, in der Regel schwächere Ströme.

Mitunter können diese aber eine ungewohnte Aktivität zeigen.

Schauen Sie sich deshalb unbedingt auch den aktuellen Meteor Shower Calender der IMO an: Literaturseite


Foto links: Perseide am 13.8.2021
Eine umfassendere Liste von Mag. Thomas Weiland finden Sie außerdem im Astronomischen Almanach für Österreich (kostenloser Download über die Seite des Österreichischen Astronomischen Vereins).

Ich nenne nur die Termine der Aktivitätsmaxima: Denn hier darf man, optimale Bedingungen vorausgesetzt, die meisten Sternschnuppen pro investierter Zahl an Nachtstunden erwarten. Wissenschaftlich orientierte Amateurastronomen beobachten auch mehrere Nächte vor und nach dem jeweiligen Aktivitätsmaximum.
Geminiden - 2023: Beste Bedingungen (von der Kälte freilich abgesehen)

Die Geminiden stammen vom Kleinplaneten (3200) Phaeton, obwohl dieser zur Zeit kaum Staub sondern bloß gasförmiges Natrium freisetzt. Die bei uns eintreffenden Teilchen müssen also bereits vor längerer Zeit von ihm ins All entlassen worden sein. In einigen Jahren soll die japanische Sonde DESTINY+ an ihm vorbei jagen und Nahaufnahmen heimsenden.

Die Geminiden strahlen vom Sternbild Zwillinge aus, nahe dem Stern Castor, und treffen mit verhältnismäßig langsamen Tempo ein (35 km/sec). ZHR: 140 bis 150.

Die ersten Geminiden treten um den 4., die letzten um den 17. Dezember auf. Das theoretische Maximum soll am 14.12.2023 gegen 20 Uhr MEZ stattfinden.

Die meisten Sternschnuppenströme sind in der späteren zweiten Nachthälfe am besten zu sehen, weil ihr jeweiliger Ausstrahlungspunkt erst nach und nach seine größte Höhe am Firmament erreicht. Nicht so bei den Geminiden: Ihr Radiant in den Zwillingen geht im Großraum Wien schon gegen 16:40 Uhr  MEZ auf - und kulminiert bereits gegen 1:50 MEZ. Die astronomische Nacht beginnt außerdem schon zeitig, um 17:55. Da ist am 14.12.2023 auch der ganz junge Mond schon längst verschwunden.

Man kann diesen Strom im Jahr 2023 also sehr gut beobachten.
Quadrantiden (Bootiden) - 2024 ungünstig

Das Maximum der Quadrantiden ist ungewöhnlich spitz. Ihr nächstes erfolgt am 4. Jänner um 10 Uhr MEZ. Der Radiant liegt oberhalb der Bootes-Figur. Er sinkt am Abend zunächst und erreicht gegen 20:20 MEZ (Großraum Wien) den Tiefpunkt (7 Grad, Richtung Nord). Ab dann es geht wieder aufwärts:

Beim Einsetzen der astronomischen Dämmerung gegen 5:52 ist der Ausstrahlungspunkt bereits 66 Grad im Ostnordosten hoch geklettert. Die Zahl an Meteoren sollte dabei zunehmen. Irgendwann gegen 6:15 sinkt sie wieder, weil dann zunehmend mehr Sternschnuppen im heller werdenden Dämmerungshimmel "ertrinken".

Diese Meteore tauchen mit rund 40 km/sec in unsere Lufthülle ein. Ihre Teilchen rühren entweder vom Kometen 96P Machholz oder vom Kleinplaneten 2003 EH1 her. ZHR: 120.

Leider geht der noch halb beleuchtete Mond in der Maximumsnacht (3./4.1.2024) gegen Mitternacht auf und beeinträchtigt ab dann mit seinem Glanz den Blick auf die Quadrantiden. Zum Zeitpunkt des Mondaufgangs steht der Radiant erst um die 18 Grad hoch.
Lyriden - 2024 sehr ungünstig

Ihren Ursprung haben die Lyriden im Kometen C/1861 G1 Thatcher. Sie langen mit 48 km/sec bei uns ein. ZHR: 30, nach einer anderen Quelle 18.

Das nächste Maximum wird für die Nacht vom 22. auf 23. April 2024 erwartet. In der Nacht davor und in der Nacht danach sollte die Aktivität vergleichsweise hoch sein. Die astronomisch wirklich dunkle Nacht währt in der Maximumsnacht und im Großraum Wien von etwa 22:00 bis 3:50 MESZ. In dieser Zeit klettert der Radiant im Sternbild Leier von 16 Grad (Nordost) auf 71 Grad (Südost), die Zahl der sichtbaren Lyriden nimmt ebenfalls zu.

Dann setzt langsam die astronomische Dämmerung ein, und irgendwann in der nächsten halben Stunde gehen die Sichtungen des immer heller werdenden Himmels wegen wieder zurück.

Allerdings stört 2024 der fast komplett beleuchtete, die ganze Nacht sichtbare Mond.
Perseiden - 2024 sehr günstig

Die Perseiden sind der einzige reiche Meteorstrom, der sich hierzulande bei sommerlichen Temperaturen sehen lässt. Seinetwegen ist der August weithin als der "Sternschnuppenmonat" bekannt. Diese Meteore stammen vom Kometen 109P Swift-Tuttle (Kerndurchmesser 26 km) ab und schießen mit 61 km/sec daher. ZHR: 100

Das Maximum dieses Stroms findet 2024 am 12.8. gegen 18 Uhr MESZ statt. Damit bieten sich die Nächte vom 11. zum 12. und vor allem jene 12. auf 13. August besonders an.

Die astronomische Nacht (Sonne mindestens 18 Grad unterm Horizont) dauert im Osten Österreiches von etwa 22:20 MESZ bis etwa 3:40 MESZ. Danach hellt der Himmel zunehmend auf. Weil gegen Morgen hin normalerweise aber auch die Meteoraktivität zunimmt, wird man in der Praxis bis grob 4:15 MESZ beobachten wollen.

Der Mond verabschiedet sich früh vom Himmel: Am 12.8.2024 gegen 23:00 MESZ, in der Nacht davor sogar noch etwas früher.
Alle Angaben ohne Gewähr
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