Meteorströme - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
Direkt zum Seiteninhalt
Meteore: Aktuelle Shortlist der reichsten Ströme
Neben den im folgenden genannten vier reicheren Meteorströmen gibt es dutzende weitere, in der Regel schwächere Ströme.

Mitunter können diese aber eine ungewohnte Aktivität zeigen.

Schauen Sie sich deshalb unbedingt auch den aktuellen Meteor Shower Calender der IMO an: Literaturseite


Foto links: Perseide am 13.8.2021
Eine umfassendere Liste von Mag. Thomas Weiland finden Sie außerdem im Astronomischen Almanach für Österreich (kostenloser Download über die Seite des Österreichischen Astronomischen Vereins).

Ich nenne nur die Termine der Aktivitätsmaxima: Denn hier darf man, optimale Bedingungen vorausgesetzt, die meisten Sternschnuppen pro investierter Zahl an Nachtstunden erwarten. Wissenschaftlich orientierte Amateurastronomen beobachten auch mehrere Nächte vor und nach dem jeweiligen Aktivitätsmaximum.
Geminiden - 2024: Sehr ungünstig

Die Geminiden rühren wohl vom Kleinplaneten (3200) Phaethon her. Hier sein gewagter Orbit. Allerdings setzt dieser zur Zeit kaum Staub sondern bloß gasförmiges Natrium frei. Die bei uns eintreffenden Teilchen müssen also bereits vor längerer Zeit ins All entlassen worden sein.

Himmelsfotografen werden Phaethon im Oktober 2026 (14,9 mag) ablichten können. In großen Amateurteleskopen mag er sich, fern der Stadt, Mitte Dezember 2027 zeigen. Dann erreicht er eine bescheidene Helligkeit von 13,4 mag.

Die Geminiden strahlen vom Sternbild Zwillinge aus, nahe dem Stern Castor, und treffen mit verhältnismäßig langsamen Tempo ein (35 km/sec). ZHR: 140 bis 150.

Die ersten Geminiden treten um den 4., die letzten um den 17. Dezember auf. Das theoretische Maximum soll in der Nacht vom 13. zum 14.12.2024 gegen 2:30 MEZ stattfinden.

Die meisten Sternschnuppenströme sind in der späteren zweiten Nachthälfe am besten zu sehen, weil ihr jeweiliger Ausstrahlungspunkt erst nach und nach seine größte Höhe am Firmament erreicht. Nicht so bei den Geminiden: Ihr Radiant in den Zwillingen geht im Großraum Wien schon gegen 16:40 Uhr  MEZ auf - und kulminiert bereits gegen 1:50 MEZ. Die astronomische Nacht beginnt außerdem schon zeitig, um 17:55.

Leider stört der schon fast volle Mond die Beobachtung ganz gehörig - und das die ganze Maximumsnacht lang.
Quadrantiden (Bootiden) - 2025: Gut, aber durchwachsen

Das Maximum der Quadrantiden ist ungewöhnlich spitz. Ihr nächstes erfolgt am 3. Jänner 2025 um 16 Uhr MEZ. Die Kurzvorschau der IMO kann ich nicht nachvollziehen, sie ist wohl irrtümlich: "The Quadrantids will next peak on the Jan 2-3, 2025 night". Daher fahre ich hier nach meiner eigenen Rechnung fort. Deren Richtigkeit bestätigt mittlerweile auch der IMO-Kalender für 2025 (pdf).

Die Sonne geht im Großraum Wien gegen 16:16 unter, das Ende der astronomischen Dämmerung wird bereits um 18:07 erreicht. Der junge Mond (Alter: 3,8 Tage, Untergang um 20:22) weilt zu diesem Zeitpunkt 17 Grad hoch im Südwesten und stört kaum, die gleißende Venus leistet ihm intime Gesellschaft.

Wer will, mag in der späten Dämmerung (vielleicht ab 17:30 Uhr) nach sogenannten Erdstreifern Ausschau halten. Diese sind sehr selten, ziehen bei niedrig stehendem Radianten aber über große Teile des Himmels.

Der Ausstrahlungspunkt der Meteore steht um 18:07 nämlich nur 11 Grad hoch im Nordnordwesten, was die Zahl sichtbarer Meteore hemmt. Er liegt oberhalb der Bootes-Figur, dessen Hauptstern sich noch unter dem Horizont versteckt. Der Radiant sinkt danach noch tiefer und erreicht gegen 20:20 MEZ (Großraum Wien) den Tiefpunkt (7 Grad, Richtung Nord). Ab dann geht es mit ihm wieder aufwärts.

Allerdings währt das Quadrantiden-Maximum nur wenige Stunden. Während der Radiant höher steigt und uns somit immer günstigere Sichtbarkeitsbedingungen einräumt, nimmt die Zahl der bei der Erde eintreffenden Meteore immer mehr ab. Daher tue ich mir schwer, eine optimale Zeitspanne für Beobachtungen anzugeben. Sie wird wohl irgendwann in der ersten Hälfte der Nacht vom 3. zum 4. Jänner liegen.

Beim Einsetzen der astronomischen Dämmerung am Morgen des 4. Jänner gegen 5:52 ist der Ausstrahlungspunkt bereits 66 Grad im Ostnordosten hoch geklettert. Gegen 6:15 "ertrinken" zunehmend mehr Sternschnuppen im heller werdenden Dämmerungshimmel.

Diese Meteore tauchen mit rund 40 km/sec in unsere Lufthülle ein. ZHR: 120. Sie rühren wohl vom Kleinplaneten 2003 EH1 (Orbit) her, der wiederum ein "ausgebrannter", mittlerweile inaktiver Kometenkern sein dürfte. Er ist zu lichtschwach, um von Amateuren erfasst zu werden.
Lyriden - 2025 sehr günstig

Ihren Ursprung haben die Lyriden im langperiodischen Kometen C/1861 G1 Thatcher (Umlaufszeit rund 422 Jahre und damit bis etwa 2283 unerreichbar für Amateurastronomen) - hier sein Orbit. Sie langen mit 48 km/sec bei uns ein. ZHR: 30, nach einer anderen Quelle 18.

Das nächste Maximum wird für den frühen Nachmittag der 22. April 2025 erwartet. In der Nacht davor und in der Nacht danach sollte die Aktivität vergleichsweise hoch sein. Die astronomisch wirklich dunkle Nacht währt in der Maximumsnacht und im Großraum Wien von etwa 22:00 bis 3:50 MESZ. In dieser Zeit klettert der Radiant im Sternbild Leier von 16 Grad (Nordost) auf 71 Grad (Südost), die Zahl der sichtbaren Lyriden nimmt ebenfalls zu.

Dann setzt langsam die astronomische Dämmerung ein, und irgendwann in der nächsten halben Stunde gehen die Sichtungen des immer heller werdenden Himmels wegen wieder zurück.

Der abnehmende Mond stört 2025 nur wenig. Er hebt sich am 22.4. erst um 3:39 und am 23.4. gar erst um 4:00 MESZ über den Horizont.
Perseiden - 2025 sehr ungünstig

Die Perseiden sind der einzige reiche Meteorstrom, der sich hierzulande bei sommerlichen Temperaturen sehen lässt. Seinetwegen ist der August weithin als der "Sternschnuppenmonat" bekannt. Diese Meteore
schießen mit 61 km/sec daher. ZHR: 100

Sie stammen vom Kometen 109P/Swift-Tuttle (Kerndurchmesser 26 km; hier sein Orbit), der zuletzt 1992 zu sehen war. Aufgrund seiner (variierenden) Umlaufszeit von derzeit 135 Jahren werden Amateure diesen Kometen erst wieder im Jahr 2126 zu Gesicht bekommen.

Das Maximum dieses Meteorstroms findet am 12.8.2025 gegen 22 Uhr MESZ statt.

Wer will, kann in  der astronomischen Dämmerung (21:32 bis 22:22 MESZ, Sonne 12 bis 18 Grad unterm Horizont) nach den sogenannten Erdstreifern Ausschau halten. Diese sind sehr selten, ziehen bei niedrig stehendem Radianten aber über große Teile des Himmels: 2024 konnte ich einen hellen Perseiden um 21:57 MESZ im Bild festhalten, grob 28 Grad über dem Osthorizont und durch das Pegasusquadrat schießend! Der Radiant im Perseus stand zu diesem Zeitpunkt erst 24 Grad hoch.

Die anschließende astronomische Nacht (Sonne mindestens 18 Grad unterm Horizont) dauert im Osten Österreiches von etwa 22:22 MESZ bis etwa 3:40 MESZ. Danach hellt der Himmel zunehmend auf. Weil gegen Morgen hin normalerweise aber auch die Meteoraktivität zunimmt, wird man in der Praxis bis grob 4:15 MESZ beobachten wollen.

Allerdings: Der weitgehend noch volle Mond stört am 12.8.2025 ab etwa 21:30 Uhr. Er hellt den Himmel die ganze Nacht lang auf - noch mehr in Nächten mit hoher Luftfeuchtigkeit. Man wird also nur die allerhellsten Meteore sehen. Somit sind die Bedingungen für die Perseiden im Jahr 2025 höchst ungünstig.
Wollen Sie weiter in die Zukunft rechnen? Tipps dazu finden Sie hier.


Alle Angaben ohne Gewähr
Zurück zum Seiteninhalt