Polarlicht: Schallwahrnehmungen - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Die Aurora hören - geht das?
Sehr selten berichten Beobachter in hohen nördlichen Breiten von Schallwahrnehmungen - und zwar zum Teil gleichzeitig mit der visuellen Erscheinung. Sie hören ein Knistern, Zischen, Pfeifen oder Klatschen.

Dieser Hörschall tritt bestenfalls episodenhaft auf. Vermutlich ist er so schwach, dass er leicht von anderen, künstlichen oder natürlichen Geräuschen überdeckt bzw. maskiert wird.
Natürliche Umwandler: VLF-Wellen kommen in den Hörbereich

Während der Magnetstürme werden elektromagnetische ULF-Wellen sowie VLF-Wellen produziert (näheres dazu hier). Das sind fürs menschliche Ohr nicht wahrnehmbare Funkwellen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Deren Frequenzen decken sich aber teilweise mit jenen des Hörschalls, der von etwa 20 Hz bis 20 kHz reicht.

Daher mögen in raren Fällen offenbar einfache Gegenstände in Beobachternähe als Schallwandler fungieren. Sie sollen obige Funkwellen in akustische Druckwellen verwandeln. Verdächtigt wurden in diesem Zusammenhang unter anderem Hochspannungsleitungen, Brillengestelle, krauses Kopfhaar oder Blätter.


Elektrostatische Entladungen

2012 legten Forscher der finnischen Aalto-Universität eine Untersuchung vor: Sofern sich eine Temperaturinversion etwa 70 Meter Höhe über dem Beobachter aufbaut, finden während der Aurora darin offenbar elektrostatische Entladungen statt. Die soll man dann zum Teil hören können. Hier ein kurzes, verstärktes Hörbeispiel auf Youtube:
Verklanglichung von Schwankungen des Erdmagnetfelds

Bestimmte Magnetfeld-Messensoren, die Fluxgate Magnetometer, geben dank der eingebauten Elektronik eine Spannung mit einer Frequenz von z.B. 100 kHz aus. Diese Frequenz schwankt, wenn sich das Magnetfeld verändert - und genau das geschieht während eines Polarlichts. Man kann diesen Strom in Schall verwandeln: Die Sonifikation (Verklanglichung) macht selbst geringfügige Schwankungen des Erdmagnetfelds als Tonhöhenschwankungen wahrnehmbar.

Stuart Green beschreibt ein solches Selbstbauprojekt. Kai-Marius Pedersen filmte den Tanz der Aurora nahe dem norwegischen Tromsö im Zeitraffer und vertonte dieses Video mit der gleichzeitig erhobenen Magnetfeld-Sonifikation Greens. Sehen und hören Sie das eindrucksvolle Ergebnis auf Youtube!
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