Brockengespenst, Glorienschein
Ähnlich wie der Regenbogen, zeigen sich das sogenannte "Brockengespenst" und die Glorie mit der Sonne im Rücken, also auf der sonnenabgewandten Seite des Betrachters.
Das Brockengespenst ist der Schatten des Beobachters, der von der Sonne auf eine Nebelwand projeziert wird: Ein gespenstischer Anblick. Früh beschrieben wurde das Phänomen 1780 auf dem gut 1141 Meter hohen Brocken in Sachsen-Anhalt - wohl, weil sich dort sehr häufig Nebel einstellt. Der Berg wird auch Blocksberg genannt und galt während des Hexenwahns der Neuzeit als angeblicher Versammlungort von Hexen.
In den ersten Minuten des Jahres 2025 sah ich das Brockengespenst auf dem Bisamberg. Für die Beleuchtung sorgte das Kunstlicht aus der Hütte hinter mir. Der dichte Nebel vor mir bildete die Leinwand. Von den Silvesterraketen im nahen Wien war nichts zu sehen.
Auch die dazugehörige Knallerei war seltsam gedämpft: Offenbar wird der Schall von der hohen Luftfeuchtigkeit bzw. den Wassertröpfchen gedämpft. Nebel ist ja atmosphärischer Wasserdampf, der bei sinkender Temperatur in der Luft zu Wasserteilchen kondensiert. Hohe Frequenzen erleiden im Nebel eine stärkere Dämpfung, weshalb die Nebelhörner der Schifffahrt bevorzugt tiefe Töne abstrahlen.
Nebel ist quasi eine Wolke mit Bodenkontakt. Daher eignen sich auch Wolken als Projektionsleinwand, sobald ein Flugzeug die Wolkenschicht durchstößt. Damit der Passagier den Schatten der Maschine durch die kleinen Bordfenster erspähen kann, muss die Beleuchtungsquelle, also die Sonne, tief stehen; ansonsten läge dieser Schatten viel zu tief unter dem Passagier.
Um den Schatten des Beobachters bzw. des Fluggeräts legt sich mitunter ein farbiger Kranz - "Glorienschein" bzw. "Glorie" genannt. Es können auch mehrere konzentrische Kränze sein.
Das Sonnenlicht wird vom Nebel bzw. den Wolken zunächst zurück gestreut. Dann wird es an den kleinen Wassertröpfchen gebeugt. Die Farben entstehen, weil das Ausmaß der Beugung von der Wellenlänge abhängt. Daher sind die jeweiligen Kränze innen bläulich und außen rötlich.
Meine Fotos entstanden 2011 auf einem spätnachmittäglichen Flug von Nürnberg nach Berlin. Auf dem unteren Foto ist der Schatten der Boeing 737/800 in der Bildmitte zu erkennen.
Fototipps
Um die Glorie rund um Flugzeugschatten aufzunehmen, positioniert man die Kamera möglichst nah am Flugzeugfenster; das vermindert Reflexion.