Meteorströme - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Meteore: Strommeteore, Meteorströme
Im Gegensatz zu den sporadischen Meteoren, die aus allen Richtungen eintreffen, teilen sich sogenannte Strommeteore sehr ähnliche Raumbahnen. Sie scheinen vom gleichen Fleck an der Himmelskugel auszustrahlen, dem Ausstrahlungspunkt oder Radianten.
Von dort aus ziehen sie scheinbar in alle Richtungen davon. Das ist ein perspektivischer Effekt; die Flugbahnen der Teilchen sind in Wahrheit parallel. Im Raum liegen im Schnitt gut hundert Kilometer zwischen ihnen.

Bild links: Parallele Linien scheinen aus perspektivischen Gründen aufeinander zuzustreben. So auch die Leuchtbahnen von Meteoren desselben Stroms
Das den Radianten beherbergende Sternbild schenkt dem Meteorstrom auch seinen Namen: So scheinen die Perseiden (sprich: Perse-iden) aus dem Perseus zu kommen, die Geminiden aus dem Sternbild Gemini (Zwillinge), die Lyriden aus der Lyra (Leier) usw..

Die Quadrantiden sind nach dem ehemaligen Sternbild Mauerquadrant benannt. Dieses Sternbild sollte ein astronomisches Messgerät darstellen. Der französische Astronom Jerome Lalande hatte es im 17. Jh. eingeführt. Die Sterne des Mauerquadranten wurden später den Sternbildern Herkules, Drache und Bärenhüter (Bootes) zugeschlagen. Heute nennt man die nach dem Mauerquadranten getauften Meteore auch "Bootiden".

Die aktuellen Maxima dieser vier Meteorströme finden Sie in meiner Shortlist für die nächsten zwölf Monate.
Da sich ursprünglich verwandte Objekte zunächst die Raumbahn teilen, bilden sie eine Art "Schlauch" - mit der Sonne im Brennpunkt. In unserem Sonnensystem gibt es zahlreiche solcher Teilchenschläuche. Nur wenige davon schneiden tatsächlich die Erdbahn.

Falls doch, schießt die Erde wie eine Sonde durch den kosmischen Teilchenstrom, und das immer zur selben Zeit im Jahr (kleinere Abweichungen sind vor allem kalendarischer Natur, ähnlich wie beim Beginndatum der Jahreszeiten).

Mithilfe systematischer Beobachtungen und zunehmend besserer Rechenmodelle ist es in den letzten Jahrzehnten gelungen, einzelne Meteorströme gleichsam in Filamente zu zerlegen. Stammen diese von einem in regelmäßigen Abständen in Sonnennähe zurückkehrenden Kometen, lässt sich sogar sagen, welches Filament bei welcher Wiederkehr entstanden ist.

In solchen Fällen besitzt der über mehrere Tage nachweisbare Sternschnuppenstrom nicht bloß ein (meist breiteres) Hauptmaximum, sondern zusätzlich auch schärfere Nebenmaxima.
Selbst rechnen mit Software

Falls Sie weiter rechnen wollen, als meine Shortlist reicht: Nehmen Sie bitte deren Termine (Monat, Tag) als Orientierungshilfe. Suchen Sie dann mit einer Astrosoftware jene Termine, die fast genau ein, zwei oder drei Jahre danach liegen und zu denen die solare ekliptikale Länge folgende Werte erreicht:

    • Quadrantiden:  283,15°
    • Lyriden:            32,32°
    • Perseiden:       140,0 bzw. 140,1°
    • Geminiden:      262,2°

Die ekliptikalen Längen zum Maximum vieler anderer, schwächerer Meteorströme findet man übrigens hier (de.wikipedia.org).

Ist die angegebene ekliptikale Länge erreicht, befindet sich die Erde wieder am gleichen Punkt ihrer jährlichen Bahn um die Sonne: Sie trifft somit wieder auf den selben Staubschlauch!

Doch wie weiß man, zu welchem Termin (Datum, Uhrzeit) ausgerechnet diese solare ekliptikale Länge erreicht wird?

  • Sie können diesen Termin einem Desktop-Astronomieprogramm wie Guide entnehmen. Es zeigt nicht nur die ekliptikale Länge der Sonne an (Karte / Legende / ekliptikale Koordinaten) - sondern auch die Lage der Radianten (Extras / Anwenderdatensätze / Meteorströme IMO).

  • Aber auch MetShow - Ausschnitt unten - nennt die Länge zum Datum (in roten Ziffern, oben links unter "Sun" / "long. (J2000))". Im folgenden Bildausschnitt z.B. ist das die Zahl 116.542°
Definieren Sie in MetShow unter "Locality" die Koordinaten Ihres Beoachtungsorts, zeigt es auch die Auf- und Untergangszeiten von Sonne und Mond und das Mondalter an.

Ebenso die aktuellen Radiantendaten: Rektaszension, Deklination und Radiantenhöhe überm Horizont. Die ist wichtig, wenn sie aus Ihren Beobachtungen auf die objektive ZHR schließen wollen.
  • Man kann die solare Länge außerdem per Web-App aus dem Datum berechnen, oder ein zur solaren Länge passendes Datum - auch gleich für mehrere Jahre im Voraus. Eine entsprechende Web-Application finden Sie hier (Shinyapps.io Server, USA).
Selbst rechnen im Kopf

Wollen wir wissen, wann das Hauptmaximum eines bestimmten Stroms in einem, zwei oder drei Jahren passiert, addieren wir pro Jahr 6 Stunden zum heurigen Maximumstermin.

Liegt ein Schalttag dazwischen (wie im Februar 2024, 2028, 2032 oder 2036) addieren wir ebenfalls 6 Stunden per anno, ziehen aber zusätzlich einen Tag ab.

Beispiel:
Das Perseiden-Hauptmaximum findet am 12.8.2024 gegen 18 Uhr statt. Zwei Jahre später fällt es also auf den 13.8. gegen 6 Uhr. Da in diesem Intervall kein Schalttag eingeschoben wird, brauchen wir keinen vollen Tag abziehen.   


Die Mondphase lässt sich im Kopf zumindest abschätzen:

Bezeichnen wir Neumond, Erstes Viertel, Vollmond und Letztes Viertel als die vier lunaren Hauptphasen!

Zum selben Kalenderdatum verschiebt sich die Mondphase jährlich um plus eineinhalb Hauptphasen.

Beispiel:
Passiert das Maximum heuer nahe Neumond, so wird sich der Mond im folgenden Jahr grob auf halbem Weg zwischen Erstem Viertel und Vollmond befinden. Ein weiteres Jahr später stellt sich grob um dieses Kalenderdatum das Letzte Viertel ein.
Alle Angaben ohne Gewähr
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