NLC - leuchtende Nachtwolken: Beobachtung
Im Baltikum, in Finnland, Südschweden, Dänemark, Norddeutschland, Schottland, Kanada und Alaska sind NLCs recht häufig zu erblicken. Tagsüber bleiben sie mangels Kontrasts unbeobachtbar. Auch am völlig dunklen Nachthimmel sieht man sie natürlich nicht.
Schauspiel in der Dämmerung
Grundsätzlich ergeben sich abends nur in der späten, morgens nur in der frühen Dämmerung Sichtungschancen. Zumeist herrscht dann die nautische Dämmerung. Sie ist als jener Zeitabschnitt definiert, in dem die Sonne 6 bis 12 Grad unter dem lokalen Horizont weilt.Für Beobachter am Erdboden ist der Himmel dann relativ dunkel. Doch aus Sicht der hochfliegenden NLCs ist die Sonne nicht untergegangen. Nur deshalb können diese Gebilde das Sonnenlicht in die Augen der am dunklen Boden weilenden Betrachter streuen.NLCs schauen am Dämmerungshimmel aus wie parallele Bänder oder weiße Wellen. Sie erinnern an ein Fischgrätenmuster bzw. an Sandrippeln am Meeresufer.Ihre Häufigkeit nimmt in recht abwechslungsreicher Geschwindigkeit zu und ab. Bei starker NLC-Neigung dringen sie immer mehr gen Süden vor. Im Ausnahmefall ergeben sich dann auch interessante Sichtungsmöglichkeiten von Österreich aus. Allerdings nur an wenigen, einzelnen Tagen im Jahr.
NLCs baden noch im Sonnenlicht, während der Betrachter am Boden oder normale Troposphärenwolken schon oder noch im Dunklen weilen (nicht maßstabsgetreu)
Bedingungen für Österreicher
Die NLC-Bildung ist nicht konstant. Bei starker NLC-Neigung dringen diese Wolken immer mehr gen Süden vor. Im Ausnahmefall ergeben sich dann auch interessante Sichtungsmöglichkeiten von Wien aus.Rund um den Sommerbeginn stellen sich günstige Beleuchtungsbedingungen ein - in der Osthälfte Österreichs geschieht dies vor allem zwischen 22 und 23 sowie zwischen 3 und 4 Uhr MESZ. Ende Juli wird man abends eine halbe Stunde früher, morgens eine halbe Stunde später Ausschau halten. Im äußersten Westen Österreichs ist bei all diesen Zeitangaben ein halbe Stunde hinzu zu zählen.Mir gelangen Beobachtungen in Wien vor allem Anfang der Juli-Monate im Zeitintervall von 22:10 bis 22:35. Das war noch vor dem Ende der nautischen Dämmerung. Die Sonne stand dabei 10 bis 12 Grad unterm Horizont.
Auch von der Stadt aus sichtbar
NLCs setzen sich übrigens auch am aufgehellten Stadthimmel in Szene. Allerdings lässt die Wiener Bauwut kaum ein Fleckchen unverbaut. Daher ist es die größte Herausforderung, einen Beobachtungsplatz mit völlig freiem Blick bis zum mathematischen Nordnordwest bis Nordnordosthorizont zu finden.
Nötigenfalls reicht es, wenigstens eine kleinere, unverbaute Lücke in diesem Horizontabschnitt zu finden.
NLCs hängen über Deutschland: Fotografiert am 12.7.2009 in Wien
Wolkenentfernung leicht aus Himmelshöhe bestimmbar
NLCs bilden sich nur in einem sehr schmalen Höhenbereich über Grund. Das ermöglicht interessante Schätzungen.
Je höher NLCs am Himmel weilen, desto näher sind sie uns. Je tiefer sie am Himmel stehen, desto größer ist deren Distanz. Hier die ungefähren Werte (Annahme: 84 km Wolkenflughöhe):
Höhe Distanz12° 400 km11° 430 km10° 475 km9° 530 km8° 600 km7° 685 km6° 800 km5° 960 km4° 1200 km3° 1600 kmWie Sie Höhenwinkel in Grad einfach selbst abschätzen können, erfahren Sie hier. Sie müssen dazu die Unterseite Ihrer Faust bei völlig durchgestrecktem Arm exakt in Augenhöhe bringen.
Wolkenstandort aus der Blickrichtung ableitbar
Für Wien gilt:
- helle NLCs in Nordnordwest bis Nordwest schweben über Deutschland
- helle NLCs in Nord, Nordnordost oder Nordost stehen über Polen
Die Nordrichtung lässt sich leicht anhand des Polarsterns ermitteln. Lotrecht darunter liegt der Nordpunkt des Horizonts (Azimut = 0° = 360°). Visieren Sie diesen an.Bilden Sie nun eine horizontal ausgerichtete Handspanne bei ganz durchgestrecktem Arm und "berühren" Sie diesen Nordpunkt mit der Daumenspitze. Die Spitze des kleinen Fingers weist dann halbwegs genau zum Nordnordwestpunkt (Azimut = 337,5°; links vom Nordpunkt) bzw. zum Nordnordostpunkt (Azimut 22,5°; rechts vom Nordpunkt).Eine doppelte Handspannenlänge führt vom Nordpunkt zum Nordwestpunkt (Azimut = 315°; links vom Nordpunkt) bzw. Nordostpunkt (Azimut = 45°; rechts vom Nordpunkt).
Nur ein Schnappschuss und daher arg verrauscht: NLC fotografiert 2007 in Wien
Farbe, Helligkeit und Formen
- Die zwergenhaften Teilchen streuen blaues Licht etwas stärker zu uns als langwelligeres. Das erklärt die entsprechende, silbrige Tönung der NLCs - im Englischen mitunter electric blue genannt. Stehen NLCs nur niedrig über dem Horizont, schlägt allerdings die Extinktion zu. Sie schwächt die Wolken und färbt sie gelblich
- Anders als gewöhnliche Cirren zeigen NLCs selbst im Fernglas noch klare Details
- Beim Blick durch das Polarisationsfilter einer Kamera treten NLCs deutlicher hervor
- Übrigens funkeln Sterne durch die Wolken hindurch: Gemäß der Jahreszeit zeigt sich z.B. die helle Capella, der Hauptstern des Sternbilds Fuhrmann, tief über dem Nordhorizont
- Eingefleischte Beobachter schätzen die Wolkenhelligkeit in einer fünfstufigen Skala - von sehr schwach bis extrem hell
- Geübte Betrachter halten auch die aktuelle Wolkenform fest: Es gibt strukturarme Schleier, parallele Bänder oder Wellen, die an Fischgräten bzw. Sandrippeln erinnern, und schließlich wirbelige Formen. Diese werden auf der Seite des deutschen Arbeitskreises Meteore e.V. genau beschrieben. Aufgrund der starken Nord-Süd-Ausdehnung Deutschlands variieren die Sichtbarkeitsbedingungen dort stark. Sie sind jedenfalls besser als jene in Österreich.
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