Gute 12, böse 13 - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Gute 12 und böse 13


Es gibt 12 olympische Götter, 12 Stämme Israels, 12 Apostel und zumeist 12 Geschworene im angelsächsischen Rechtssystem. Auf der Europaflagge prangen 12 Sterne, ganz unabhängig von der aktuellen Zahl an Mitgliedsstaaten.

Hingegen fehlt in Flugzeugen oft die 13. Sitzreihe - z.B. im Airbus 320 der AUA oder in der Boeing 737-800 der KLM. In den USA verzichten Hotels gern auf eine Etage mit der ausgewiesenen Nummer 13.


Die gute 12

Eine Lunation - das ist die Zeit zwischen zwei aufeinander folgenden, gleichartigen Mondphasen - dauert im Schnitt 29,53 Tage. Der ursprünglich von den Mondphasen bestimmte Mondkalender umfasste somit 12 Monate mit jeweils 29 oder 30 Tagen. Das Jahr kannte also 12 Vollmonde.
Hielt man die Örter aufeinander folgender Vollmonde am Firmament fest, so schob sich der Mond von Mal zu Mal um ein Zwölftel des Tierkreises weiter.

Auch die Sonne legte in einem Mondmonat fast ein Zwölftel ihrer Jahresbahn zurück.

Links:
Babylonische Mondphasentafeln in Keilschrift. Aus: Littrow, Die Wunder des Himmels (Berlin 1911)
Und sogar der Planet Jupiter, Sinnbild des höchsten babylonischen Gottes Marduk, benötigte knapp zwölf Jahre, um den gesamten Tierkreis einmal zu durchschreiten.

Das schien kein Zufall zu sein!

Das häufige Auftreten der Zwölf ließ diese Zahl als besonderes Symbol himmlischer Ordnung erscheinen. Entsprechend prominent ging sie in die religiösen Mythen verschiedener Völker ein. Die Zwölf wurde zu einem Sinnbild der Abgerundetheit, der Vollkommenheit.


Das Dutzend als Mengenmaß

Vermutlich auch bei uns: Immerhin zählen wir bis inklusive zwölf mit einfachen Wörtern. Erst ab der "Drei-zehn" folgen zusammengesetzte. Im Englischen ist das ebenso, nicht aber im Italienischen.

Das Dutzend (12 Stück) bildete einst eine Mengeneinheit. Ein Schock beschrieb 5 Dutzend (also 60 Stück), das Gros 12 Dutzend (144 Stück) und das Maß 12 Gros (1728 Stück). Heute verwenden wir die Bezeichnung "Dutzend" eher für ungefähre Mengenabschätzungen. Noch mehr gilt das für "en gros", das eigentlich bloß noch "in sehr großer Zahl" meint.  


Die böse 13

Allerdings: Nach 12 Mondmonaten sind erst 354 Tage verstrichen, 11 weniger als das Sonnenjahr dauert. Im reinen Mondkalender schob sich also jeder Monat durch sämtliche Jahreszeiten. Erst nach 33 Jahren kam er beim Ausgangspunkt an.
Ein solcher Lunarkalender ist für Ackerbau treibende Gesellschaften von Nachteil. Bei der Aussaat konnte man sich definitiv nicht darauf verlassen.

Um den Mondkalender besser mit dem Sonnenjahr in Einklang zu bringen, musste man ab und dann ganze Schaltmonate einfügen. Dazu behielt man z.B. das Reifen der Feldfrüchte im Auge. Reiften sie im falschen Mondmonat, wurde ein Mondmonat einfach verdoppelt.

Priesterastronomen bzw. deren königliche Auftraggeber entschieden darüber. Später ersann man fixe Regelungen, wann ein solcher Schaltmonat einzusetzen war.

Mit diesem 13. Mondmonat griffen Menschen gleichsam in die göttliche Ordnung ein. Das leidige Problem mit dem 13. Mond dürfte den schlechten Ruf der Zahl 13 begründet haben. Etliche Menschen betrachten sie als Unglückszahl, weshalb die Sitzenreihe 13 im Flugzeug oder Zimmer in der 13. Hoteletage gemieden würden - daher lässt man sie mitunter gleich von Haus aus weg.
Freitag, der 13.
Der Freitag war bei den Römern der Liebesgöttin Venus gewidmet.

Die Germanen übernahmen die römische Woche und setzten ihre Ehegöttin Frigg bzw. Frija an die Stelle der Venus. Auch Ehen wurden freitags geschlossen.

Als Kreuzigungstag Jesu erhielt der Freitag unter christlichem Einfluss die Rolle eines Gedenktags, an dem man ein Opfer brachte - den Verzicht auf Fleisch.
Somit erhielt dieser Wochentag nun eine unglückliche Bedeutung.

Beim Kalenderdatum "Freitag, der 13." dürften sich die beiden negativen Zuschreibungen zur Zahl 13 und zum Freitag gegenseitig verstärken.
Venus im Nürnberger Barockgarten
Deshalb überkommt manche Menschen ein mulmiges Gefühl, wenn sie dieses Datum im Kalender erblicken. Dabei zeigen Statistiken keine Zunahme von Unfällen an einem solchen Tag.
Wer sich dennoch vor diesem Datum fürchten möchte, dem bieten der Juni 2025, der Februar, März und November 2026, der August 2027 und der Oktober 2028 Gelegenheit dazu.  
Alle Angaben ohne Gewähr


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