Kometen - Beobachtung
Auf meinen Seiten widme ich Kometen wenig Aufmerksamkeit. Denn für Wiener sind das äußerst schwierige Objekte.
Grundsätzliche Probleme
Stehen Kometen weit von der Sonne ab, sind die bloß lichtschwach. Als flächige Objekte lassen sie sich schwer aus dem aufgehellten Großstadthimmel herausfiltern. Man kann sie dort bestenfalls als kleine nebelige Flecke im Teleskop erkennen oder, besser noch, mit Hilfe der Deep Sky Fotografie ablichten.
Stehen Kometen nahe der Sonne, erreichen sie zumeist ihre größte Helligkeit. Doch dann sehen wir sie zumeistbloß am Dämmerungshimmel, recht niedrig über dem Horizont. Und da findet sich angesichts der Wiener Bausucht selten ein Platz mit freier Sicht. Am besten ist noch, man versucht es morgens am östlichen, abends am westlichen Stadtrand - sofern der nicht auch schon mit Häusern zugepflastert ist.
Weilen Kometen gerade westlich ("rechts") der Sonne, gehen sie vor der Sonne auf und tauchen somit in der Morgendämmerung auf. Man sucht sie dann meist zu Beginn der nautischen Dämmerung, wenn die Sonne noch 12 Grad unter dem Horizont steht und der Osthimmel noch einigermaßen dunkel wirkt. Während der Komet höher klettert und sich aus dem Horizontdunst zu befreien sucht, hellt der Morgenhimmel immer mehr auf - bis der Komet nicht mehr auszumachen ist.
Komet Pons-Brooks am 6.4.2024 in der Abenddämmerung
Weilen Kometen gerade östlich ("links") der Sonne, gehen sie nach der Sonne unter und werden in der Abenddämmerung sichtbar. Man sucht sie dann meist zu Ende der nautischen Dämmerung, wenn die Sonne bereits 12 Grad unter dem Horizont steht und der Westhimmel schon einigermaßen dunkel wirkt. Während der Abendhimmel immer mehr eindunkelt, sinkt der Komet tiefer zum Horizont hinab - bis er wegen des Horizontdunstes und der Extinktion nicht mehr auszumachen ist.
Kometenbahnen sind zur Erdbahnebene oft deutlich geneigt. Weilen Kometen gerade nördlich dieser Ebene, sind die Beobachtungsbedingungen auf der irdischen Nordhalbkugel besser. Für Beobachter auf der südlichen Hemisphäre ist es umgekehrt.
Fotografisch und mit Teleskopen sind ständig Kometen erfassbar. Die wenigsten davon erreichen aber ansprechende Helligkeiten. Daher empfehle ich den Einsatz von Teleskopen mit GoTo-Steuerung.
Aktuelle Daten und Aufsuchhilfen
Oft sind es Amateurastronomen, die den Glanz von Kometen überwachen. Hier ein paar hilfreiche Links:
Aufsuchkarten findet man z.B. bei:
- In-the-Sky.org von Dominik Ford (Großbritannien)
- Jürgen Reinhardt (Deutschland)
Helligkeitsmessungen werden veröffentlicht von:
- Britisch Astronomical Association
- Fachgruppe Kometen der deutschen Vereinigung der Sternfreunde (VdS)
- Crni Vrh Observatory (Slowenien)
Fotos sieht man etwa hier:
- Fachgruppe Kometen der VdS (Deutschland)
Der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) am 21.10.2024 im Weinviertel. Summe aus 72 Einzelbildern a 4s, ISO 1600, 50 mm/2.2
Beobachtungstipps
Kometen besitzen ein sehr unterschiedliches Erscheinungsbild. Manchmal präsentieren sie sich bloß als kleines Nebelfleckchen, das sich am ehesten im Teleskop begutachten lässt.
Mitunter überspannen sie größere Teile des Himmels und sprengen dabei das enge Fernrohrbildfeld: Dann sucht man im Teleskop nach Details in der Koma: Um den langen Schweif zu studieren, greift man hingegen zum Fernglas. In jedem Fall empfiehlt sich ein Beobachtungsplatz außerhalb der Stadt.
Eventuell bringt man Filter zum Einsatz. Polarisationsfilter entlarven Streuungsprozesse im Staubschweif. Grünlich anmutetende Emissionen in der Koma und im Ionenschweif sollten von UHC- oder OIII-Filtern protegiert werden, speziell bei der fotografischen Beobachtung. Auch Light-Pollution-Filter mögen helfen. Näheres über die Arbeit mit Filtern lesen Sie hier.
Beobachtungsaufgaben
Die Beobachtungsmöglichkeiten richten sich nach dem Erscheinungsbild des jeweiligen Kometen. Vor allem seine aktuelle Helligkeit entscheidet darüber, was man erspähen kann und was nicht.
Zunächst wird man versuchen, den Kometen überhaupt aufzustöbern. Man kann ihn vielleicht freisichtig (also ohne vergrößernde optische Hilfsmittel) betrachten oder in einem schwach vergrößernden Fernglas.
- Ab wann nach Sonnenuntergang gelingt es, den Kometen aufzustöben?
- Nehmen sie Tönungen wahr (z.B. gelblich, grünlich)?
- Lässt sich der Staubschweif in Worten beschreiben?
- Können Sie ihn in einer Zeichnung festhalten?
- Wie unterschiedlich gekrümmt sind die beiden Ränder des Staubschweifs?
- Erspähen Sie "Lücken" im Staubschweif?
- Ist der kerzengerade Ionenschweif zu sehen?
- Wie lang sind diese beiden Schweife (Hand als Messgerät nutzen)
- Verändert sich der Anblick, wenn man ein Polarisationsfilter dreht?
- Wie ändert sich der Anblick mit dem Fortschreiten der Dämmerung?
- Wie ändert er sich mit dem Herabsinken des Kometen zum Horizont?
Setzt man ein größeres Fernglas auf ein Stativ oder nimmt gleich ein kleines Teleskop zu Hilfe, lassen sich weitere Untersuchungen anstellen:
- Wie groß erscheint die Koma?
- Sind konzentrische Hüllen in der Koma erkennbar?
- Gibt es eine Verdichtung in der Koma?
- Wo befindet sich diese Verdichtung? Ganz zentral oder etwas versetzt?
- Wie schaut der Schweifansatz an der Koma aus?
Fototipps gefällig?
Nur bei wirklich hellen Kometen kann man den technischen Aufwand auf Wunsch gering halten: Hier reichen eine DSLR-Kamera und ein Stativ. Der Dämmerungshimmel mag für etwas Farbe im Bild sorgen. Nähere Tipps zur Himmelsfotografie ohne Teleskop finden Sie hier.
Hale-Bopp im Weinviertel. Einzelfoto im Frühjahr 1997 - damals noch analog
Bei einem hellen Kometen würde ich wieder folgendes versuchen:
- Blende weit aufmachen, eventuell 1 Stufe abblenden
- Scharfstellen an sehr weit entfernten irdischen Objekten
- Lichtstarkes Normalobjektiv oder Weitwinkelobjektiv
- Kamerainterne Rauschreduktion einschalten
- Fernauslöser oder notfalls Kameravorlauf verwenden
- RAW + JPG Format wählen, um flexibel für die Nachbearbeitung zu sein
- Maximale Belichtungszeit: Tmax (sec) = 175 / Brennweite (mm)
- Obige Maximalzeit schrittweise verlängern (mehrmals um 1 oder 2 sec)
- ISO-Zahl so einstellen, dass der Himmelshintergrund nicht zu hell wird
- Sehr hohe ISO-Werte wegen des Rauschens möglichst meiden
- Nicht allzu nahe Vordergrundobjekte (Horizont, Bäume ...) einbeziehen
Man kann auch mehrere mit der Kamera am Stativ gemachte Aufnahmen stacken ("stapeln"), mit den Verfahren der Deep Sky Fotografie.
Komet Neowise im Sommer 2020: 116 Aufnahmen mit jeweils 6 Sekunden Belichtung gestackt
Die einzelnen Belichtungen sollten lückenlos und in rascher Folge geschossen werden, da sich der Komet zwischen den Sternen weiterbewegt.
Man kann die zeitraubende kamerainterne Rauschunterdrückung ausschalten, falls man stattdessen Kalibrierungsaufnahmen anfertigt. Am besten gleich im Anschluss, nötigenfalls daheim: Alle mit der selben ISO-Einstellung und nach Möglichkeit auch mit der gleichen Kameratemperatur wie bei den Kometenfotos selbst. Bei den Darkframes muss zusätzlich auch die Belichtungszeit ident sein.
Damit wendet man bereits Verfahren der Deep Sky Fotografie an. Bei schwächeren Kometen, die durchs Teleskop fotografiert werden, sind diese sowieso unerlässlich.
Alle Angaben ohne Gewähr