Saturns Monde - Titan-Ereignisse - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Titan-Ereignisse: 12.11.2024 - 7.1.2025
Der Riesenmond Titan braucht knapp 16 Tage für einen kompletten Umlauf um Saturn. Während er mit 20.000 km/h dahin schießt, hält er gut 1,2 Mio. km Abstand zu seinem Planeten

Dabei kreist der 5.150 km große Titan, wie die kleineren Saturnmonde auch, praktisch in der Ringebene. Blicken wir fast auf die Kante des Rings, kann Titan tatsächlich vor dem Saturn vorbei ziehen und seinen dunklen Schatten auf den Planeten werfen (Schattenwurf). Titan mag außerdem gemächlich in Saturns mächtigen Schatten eintauchen und so aus unserem Blick verschwinden (Verfinsterung); auch das langsame Auftauchen aus dem Planetenschatten sollte sich beobachten lassen.

Natürlich passiert solches auch bei anderen Monden - siehe unten. Aber Titan ist der mit Abstand hellste und größte Saturnmond. Amateure werden daher am ehesten seine Events beobachten können.

Freilich muss der Saturn dazu etliche Grad über dem Horizont stehen, während die Sonne tief genug unter diesem weilt. Das filtert etliche Termine aus. Die Serie der verbleibenden Titan-Ereignisse beginnt für uns am 12.11.2024 und endet bereits wieder am 7.1.2025.
Verfinsterungen: Titan verschwindet in Saturns Schatten

Dank der vergleichbar "großen" Helligkeit des Titan (8,5 mag) lässt sich dessen Verschwinden in Saturns Schatten schon mit kleinen Teleskopen mitverfolgen. Man wird allerdings höhere Vergrößerungen einsetzen, um Titan aus Saturns Lichtkranz zu extrahieren. Denn der Mond weilt bei diesen Ereignissen recht nahe am Planeten. Wir finden ihn dabei nordöstlich des Saturn ("links über ihm"; bzw. "rechts unterhalb" im umkehrenden Teleskop).

Der Titan braucht ziemlich lange, um durch den weiten Saturnschatten zu ziehen. Die beiden Grafiken unten zeigen die Situation zu Beginn und zum Ende der Titan-Verfinsterung am 12. November 2024.

Schon der Eintauchvorgang selbst zieht sich. Da wir Titan praktisch als Punkt (Durchmesser Mitte November 0,77 Bogensekunden) wahrnehmen, sinkt dessen Helligkeit innerhalb von etwa 25 Minuten zunächst gemächlich auf die Hälfte herab, um dann immer rascher an Glanz zu verlieren. Am Ende ist der Titan ganz verschwunden, weil ihn nun kein Sonnenstrahl mehr trifft.


Am Schluss der langen Passage taucht der Mond ebenso langsam aus dem Schatten auf, wobei die Lichtzunahme anfangs deutlicher, dann subtiler ausfällt.

Titan ist während der Mondfinsternis weiter gen Ost (nach "links"; nach "rechts" im umkehrenden Fernrohr) gezogen hat seinen Winkelabstand zu Saturn dabei etwas vergrößert.


Titan wirft seinen Schatten auf Saturn

Diese Ereignisse sind wesentlich schwieriger zu beobachten, denn der Kernschatten des Titan ist z.B. am 20.11.2024 bloß 0,6 Bogensekunden klein. Das entspricht der theoretischen Auflösung eines Teleskops von gut 20 cm Öffnung!
Allerdings: Die Cassini-Teilung zwischen den Ringen A und B ist auch nicht breiter - und die erspäht man schon mit kleineren Instrumenten.

Offensichtlich hilft der enorme Kontrast zwischen der materiearmen Teilung und den hellen Ringen bei der Beobachtung.
Titans Schatten ist ähnlich dunkel wie die Cassini-Teilung und sollte daher erkennbar sein. Er zeigt sich zunächst als Delle am unteren östlichen Saturnrand ("links unten"; "rechts oben" im umkehrenden Teleskop). Obige Grafik zeigt diese Situation am 20.11.2024 sowie die ungefähre Bewegungsrichtung von Mond und Schatten.

Titans Schatten zieht von Ost nach West, erreicht irgendwann die Mitte des Planetenscheibchens. Er bleibt aber in oder nahe von Saturns Südpolregion. Der Schatten braucht dann ebenso lange, um von der Scheibchenmitte zum unteren westlichen Saturnrand zu wandern.

Der schattenwerfende Mond selbst bleibt dabei natürlich sichtbar. Er weilt südwestlich des Planeten ("rechts unten"; "links oben" im umkehrenden Teleskop) und zieht während seines Schattenwurfs gen Westen ("nach rechts"; "nach links" im umkehrenden Teleskop).
Uhrzeiten überraschend unterschiedlich

Die vorausberechneten Zeiten sind überraschend divergent. Ich besitze noch die lizensierte Vollversion von Ephemeries Tool (hier EPH.T.). Daneben sehen Sie die Zeiten aus dem Astronomischen ALMANACH für Österreich (2024) und die von OCCULT (Australien) berechneten (alle Uhrzeiten dargestellt in MEZ):


DATUM       SCHATTENWURF   EPH.T.   ALMANACH  OCCULT
20.11.2024  Anfang         21:46    20:59     20:52
20.11.2024  Ende           22:43                     23:36
06.12.2024  Anfang         20:06    19:43     19:39
            Ende                              23:20    
22.12.2024  Anfang         18:52    18:36     18:33
            Ende                              22:55   
07.01.2025  Anfang         17:47              17:33    
            Ende                              22:26
   
DATUM       VERFINSTERUNG  EPH.T.   ALMANACH  OCCULT
12.11.2024  Anfang         21:38    21:07     20:58
12.11.2024  Ende           22:57    23:26     23:39
28.11.2024  Anfang         20:08    19:50     19:45
28.11.2024  Ende           22:51              23:17
14.12.2024  Anfang         18:55    18:43     18:39
            Ende                              22:46    
30.12.2024  Anfang         17:49    17:39     17:37
            Ende                              22:12    

Aus den grafischen Simulationen mit Guide oder WinJUPOS gewinnt man weitere, abermals differierende Uhrzeiten.

Ein Teil der Differenzen ist wohl definitionsbedingt: Manche Programme beziehen ihre Zeiten auf den Rand, andere auf die Mitte der Titankugel. Manche rechnen mit dem Rand von Titans Schatten, andere beziehen sich auf das Schattenzentrum.

Am besten, man beobachtet selbst.
Beobachtungsaufgaben
    • Können Sie das Ein- bzw. Auftauchen Titans in bzw. aus Saturns Schatten im Teleskop mitverfolgen?
    • Wie verändert sich die Helligkeit Titans während eines solchen Vorgangs?
    • Machen Sie den winzigen Mondschatten auf Saturns Scheibchen aus?
    • Gelingt dies eher am Rand des Planeten oder in der Scheibchenmitte?
Fototipps gefällig?

Das Ein- bzw. Auftauchen des Titan in bzw. aus Saturns Schatten sollte sich bereits dokumentieren lassen, wenn man eine DSLR am Fernrohr montiert. Belichtet man zu lange, überstrahlt der nahe Saturn die Szenerie.

Um Titans Schatten auf der Saturnkugel nachzuweisen, muss man aber eine hochauflösende CCD-Cam am Teleskop montieren. Dann wird der Planet fotografiert (genauer: gefilmt). Der Mondschatten braucht grob eine Viertelstunde, um sich um seinen eigenen Durchmesser weiter zu bewegen. Dauert der Film zu lange, verschmiert er.
Und die anderen Monde?

Auch die anderen Monde können in Saturns Schatten eintauchen (Eclipse; Verfinsterung), vor dem Planeten vorbei ziehen (Transit) oder ihre Schatten auf diesen werfen (Shadow Transit; Schattenwurf). Allerdings sind diese weiteren Trabanten kleiner und lichtschwächer als Titan, deren Schattenspiele also noch viel schwieriger zu beobachten.

Versuchen Sie es selbst mit den Vorausberechnungen von Occult!

Die in diesem Textfile, erstellt mit Occult, angegeben Zeiten sind in UT, für MEZ muss man 1 Stunde hinzu zählen (für MESZ also 2 Stunden). Als Kriterium für die Sichtbarkeit wurde in Occult ein Ort mit den Koordinaten 16°/48° (Wien) eingegeben.

Hier die Legende zum Textfile:

MONDE

      • 3: Tethys
      • 4: Dione
      • 5: Rhea
      • 6: Titan
      • 8: Japetus

EREIGNIS

      • Ec: Verfinsterung (Mond in Saturns Schatten und somit unbeleuchtet)
      • Oc: Bedeckung (Mond von Saturn bedeckt; nicht beobachtbar)
      • Tr: Transit (Mond läuft über Saturnkugel, sehr schwer zu beobachten)
      • Sh: Schattenwurf (Mond wirft Schatten auf Saturn, schwer zu sehen)

PHASE

      • D: Mond verschwindet
      • R: Mond taucht wieder auf
      • I: Eintritt (Anfang)
      • E: Austritt (Ende)

Occult's Copyright notice by Dave Herald: "Users of Occult are free to disseminate predictions or results generatedby Occult in a non-commercial manner, provided it is in a context of encouraging (directly or indirectly) observations of occultation phenomena. All I ask is that wherever possible there is an acknowledgement that the data was generated by Occult"

Alle Angaben ohne Gewähr!

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