Phaethon ? - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Phaethon ?

Ovids Phaethon-Legende, vor 2000 Jahren niedergeschrieben, erzählt vom Sohn des Sonnengottes.

Eines Tages darf dieser Phaethon den Sonnenwagen lenken. Die feuerspeienden Rosse sind kaum zu bändigen, dem Joch fehlt die gewohnte Schwere. Sofort weichen sie vom Weg ab. Dem unerfahrenen Lenker zittern die Knie, er verliert sogar die Besinnung. Führerlos ziehen die Rosse den Sonnenwagen nun auf eine viel zu tiefe Bahn.

Zuerst schmelzen die Schneekappen hoher Gipfel, dann entzünden sich die Wälder und schließlich die Berge selbst; auch die Alpen und der Apennin. Die Erde dörrt, ihrer Säfte beraubt, aus: “Große Städte gehen mit ihren Mauern unter, und der Brand legt ganze Länder mit ihren Völkern in Asche.”

Bei Ovid rettet Gott Jupiter die Erde. Er schleudert den Blitz auf Phaethon, zertrümmert den Sonnenwagen und zerstreut die Rosse. Phaethons Schwestern beweinen den Getöteten, verwandeln sich in Bäume. Aus ihren Stämmen quellen blutige Tränen, die zu Bernstein erstarren.
Phaethons Sturz
Pheathon existiert wirklich - und zwar als etwa 6 km großer Kleinplanet. Anders als die meisten Vertreter der Apollo-Gruppe kommt er der Sonne siebenmal näher als unser Planet. Danach trägt ihn sein Orbit weit hinaus, bis er von der Sonne 2,4 mal so weit entfernt ist wie die Erde.

Sicher ist Phaethon einst im Kleinplanetengürtel geboren. Doch der mächtige Jupiter manipulierte dessen Bahn mit seiner enormen Schwerkraft, sodass Phaethon heute die Bahnen von Mars, Venus und Merkur kreuzt. Hier sein gewagter Orbit.

Alle 1,4 Jahre gerät Phaethon in Sonnennähe und wird auf etwa 750 Grad C erhitzt. Speziell dann verliert er Natrium - ein wenig so, als wäre er ein Komet.

Früher aber setzte er in Sonnennähe wohl einiges an Staub frei. Die Erde schneidet diese Staubwolke immer Mitte Dezember. Dann verdampft ein wenig davon in unserer Lufthülle als Sternschnuppen. Diese Geminiden sind aber zu schnell und zu porös, um es bis zum Erdboden zu schaffen.

Phaethons dunkle Oberfläche ist erstaunlicherweise blau getönt. Nach seinem Reflexionsspektrum reiht man ihn unter die F- oder die B-Asteroiden. Das Spitzer Weltraumteleskop wies magnesiumreiche Olivine, Karbonate und Eisensulfide nach.

Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit zu den kohligen Chondriten vom Typ "CY", von denen es bloß ein halbes Dutzend Vertreter gibt.. Sie zeichnen sich durch einen höheren Eisensulfid-Anteil aus. 2025 soll die japanische Sonde Destiny+ starten und vier Jahre später in 500 km Abstand an Phaethon vorbei fliegen.


Beobachtungstipps:

Der Kleinplanet Phaethon nähert sich der Erde zeitweise an. Chancen bieten sich Himmelsfotografen im Oktober 2026 (14,9 mag). Visuell beobachten lässt sich Phaethon am ehesten Mitte Dezember 2027, wenn er eine Helligkeit von 13,4 mag erreicht: Fern der Stadt sollte er dann zumindest in großen Amateurteleskopen zu erspähen sein.

Die von Phaethon stammenden Geminiden blitzen alljährlich kurz vor Mitte Dezember auf. Meine Shortlist der aktuellen Meteorströme nennt Tag und Stunde.  


Alle Angaben ohne Gewähr
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