Uranus - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Uranus und Wilhelm Herschel
Der 1738 geborene Deutsche Wilhelm Herschel musizierte im Orchester des renommieren englischen Kurorts Bath.

Gleichzeitig zog ihn die Astronomie in ihren Bann. Mit selbstgebauten Teleskopen durchmusterte er den Himmel, zunächst nach Doppelsternen.

Links: Abbildung aus
Wilhelm Meyer, Weltgebäude (1914)


Dabei stieß er am 13. März 1781 auf ein Objekt, das sich als neuer Planet entpuppen sollte. Der Fund machte ihn zum Hofastronomen. Mein Buch Helden des Himmels erzählt auch diese Geschichte.
Uranus am 4.2.2025 (f = 2050, Drizzle 1,5 x und Nachvergrößerung 2 x)
Der in Hamburg geborene Johann Elert Bode beobachtete das Gestirn als erster von deutschem Boden aus.
Er schlug den griechischen Himmelsgott Uranos (in dessen latinisierter Form Uranus) als Namenspatron vor.

Übrigens:
Der Himmel kann im Griechischen noch immer Uranos genannt werden.

Links: Porträt Johann Elert Bodes aus seinem Buch Anleitung zur Kenntniß des Gestirnten Himmels (Berlin 1783)
Der alte Gott Uranos wurde laut Mythologie von seinem Sohn Kronos (römisch: Saturn) entmannt und gestürzt, der Gott Kronos später wiederum von seinem eigenen Spross Zeus (römisch: Jupiter). Die Kunstgeschichte kennt nur wenige Bilder oder Statuen, die den alten Uranos zeigen.

Bode stöberte auch mehrere alte Beobachtungen auf, bei denen Uranus noch für einen bloßen Fixstern gehalten wurde. Die früheste stammte aus 1690. John Flamsteed sah den Wandelstern damals im Sternbild Stier und katalogisierte ihn als vermeintlichen Stern 34 Tauri. Bahnstörungen des Uranus sollten später zur Entdeckung des Planeten Neptun führen.
Das 1789 vom Chemiker Martin Heinrich Klaproth entdeckte Element Uran wurde jedenfalls nach dem Planeten Uranus benannt.


Links: Im Granit, aus dem der Sockel des Goethe-Denkmals an der Wiener Ringstraße besteht, steckt vergleichsweise viel Uran. Der Geigerzähler belegt das
Die Eigenschaften des Uranus
Uranus braucht 84 Jahre für einen Umlauf. Seit seiner Entdeckung hat er also gerade dreieinhalb Umläufe geschafft. Im Teleskop sollte seine grünliche Tönung auffallen. Sie entsteht, weil Methan in der Atmosphäre dieses Planeten rotes Sonnenlicht verschluckt. Der Planet selbst besteht, ähnlich wie die Sonne, primär aus Wasserstoff und Helium.
Genau genommen ist Uranus so wie Neptun türkis, also blau-gün. Jedoch mit einem leichten Überschuss von Grün, statt von Blau. Er erhielt nur einmal Besuch: 1986 raste die US-Sonde Voyager 2 an ihm vorbei (Foto: NASA)
Uranus selbst sehen
Mit der Entdeckung des Uranus verdoppelte Herschel den Radius des bekannten Planetensystems. Denn Uranus kreist in gut 19-facher Erddistanz um die Sonne. Er bekommt damit kaum ein 370-stel des uns vertrauten Sonnenlichts ab.

Uranus übertrifft die Erde im Durchmesser um grob das Vierfache. Daher ist er am wirklich dunklen Sternenhimmel trotz seiner gewaltigen Ferne sogar mit freiem Auge zu erspähen. In der lichtverschmutzten Stadt kommt man definitiv nicht ohne Fernglas aus.
Uranus weilt 2025 im Stier und steht am 21. November 2025 in Opposition. Wir finden ihn unterhalb der berühmten Plejaden. Der Kreis in obiger Grafik markiert ein Fernglasgesichtsfeld von 7 Grad.
Uranus bewegt sich langsam weiter. Wer mag, kann sich entsprechende Aufsuchkarten mit preiswerter Software wie Guide (Autor: Bill Gray, USA) erstellen. Das kostenlose WinJUPOS von Grischa Hahn berechnet auf Wunsch ebenfalls die aktuellen Koordinaten.
Vor allem aber empfehle ich den Kauf eines Teleskops mit Goto-Funktion bei der Suche nach derart lichtschwachen Himmelsobjekten.

Auch der Blick durch die Teleskope der beiden Wiener Volkssternwarten (Urania und Kuffner-Sternwarte) oder der mobilen Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) bietet sich an: Vielleicht richtet man da ein Instrument auf Wunsch auf den fernen Planeten.
Uranus fotografiert mit 2000 mm Brennweite und einer DSLR
Im etwas größeren Teleskop sollte man anstatt eines Lichtpunkts ein winziges Scheibchen mit 3,8 Bogensekunden Durchmesser erkennen. Um Uranus im Fernrohr unter dem gleichen Winkel zu sehen wie den Mond mit freiem Auge, müsste man weit über 400 mal vergrößern. Die Luftunruhe und andere optische Effekte lassen derart starke Vergrößerungen nicht zu.

Selten gelang es, gelegentlich auftauchende helle Flecke auf Uranus' Antlitz zu erspähen. Diese Sturmgebiete zeigten sich in Teleskopen von 9 Zoll Öffnung.
Die Monde des Uranus
Seit Simon Marius und Johannes Kepler wählte man zur Benennung von Planetenmonden passende Figuren aus der antiken Mythologie aus. Uranus tanzt da aus der Reihe: Seine Monde wurden nach Charaktären aus einem Gedicht von Alexander Pope, vor allem aber nach Figuren aus Shakespeare-Stücken getauft.

Fern der Stadt mögen die aller größten Uranusmonde in einem sehr leistungsfähigen Amateurteleskop gerade noch zu erahnen sein. Voraussetzungen: Dunkler Himmel, hohe Vergrößerung (um den Himmelshintergrund noch mehr einzudunkeln) und indirektes Sehen. Am ehesten erspäht man wohl Titania und Oberon, die beide um 14 mag Helligkeit erreichen. Ariel ist fast eine halbe, Umbriel eine ganze Größenklasse schwächer.
Fotografisch sind die Uranusmonde leichtere Beute. Denn anders als das menschliche Auge summiert die Fotografie Lichteindrücke auf. So macht sie sogar sehr schwache Objekte sichtbar. Das Foto unten belegt dies: Rechts die Aufnahme vom 21.11.2022, links im Kasten die annotierte Simulation mit Guide. Lichtpunkte ohne Namen sind Fixsterne.
4 Monde - der 5. Lichtpunkt nahe Uranus ist ein Fixstern
Die oben erwähnten Programme Guide und WinJUPUS (hier beim Uranus-Bildchen herauszoomen!) zeigen die aktuelle Stellung der Monde relativ zum Uranus an. Die US-Zeitschrift Sky & Telescope macht dies auf ihrer interaktiven Webseite Moons of Uranus.
5 Monde - die Miranda mit ihren 16,5 mag ertrinkt fast in Uranus' Glanz
Bedeckungen und Verfinsterungen der Monde

Die Rotationsachse des Uranus ist um 98° gekippt. Ebenso die Mondorbits. Wir blicken demnach unter einem langsam wechselnden Winkel auf die Mondbahnen. Meist schauen wir schräg von oben bzw. unten drauf. Nur zweimal pro Uranusumlauf, alle 42 Jahre, kommt es zur Kantenstellung: Drum herum gibt es Saisonen mit Ereignissen, wie wir sie aus dem Jupitermondsystem kennen.

Zwischen 2046 und 2053 ziehen Uranusmonde immer wieder vor dem Planetenscheibchen vorbei bzw. werden von diesem bedeckt. Gelegentlich werfen sie auch Schatten auf den Uranus. Amateure werden hier wohl passen müssen.

Ab 2047 kommt es zu gegenseitigen Bedeckungen und Verfinsterungen der Uranus-Monde. Die kleine Miranda (normale Helligkeit schlechter als 16 mag) wird hingegen schon am 1.1.2029 und am 27.1.2044 verfinstert. Ihre Bahnneigung unterscheidet sich ein wenig von jener der anderen Uranusmonde.

Die genannten Termine hat die australische Software Occult berechnet.  
Beobachtungsaufgaben
  • Erspähen Sie den Uranus - sehr fern der Stadt - mit freiem Auge?
  • Können Sie ihn im Fernglas auffinden?
  • Zeigt er sich im Fernrohr als kleines Scheibchen?
  • Nehmen Sie dessen farbliche Tönung wahr?
  • Wie würden Sie diese Farbe bezeichnen?
  • Machen Sie vielleicht sogar einen oder zwei Uranus-Monde aus?
Fototipps gefällig?
Um Uranus als einfaches Lichtpünktchen abzubilden, genügt nötigenfalls schon eine DSLR mit Weit-, Normal- oder Teleobjektiv.

Will man den Uranus hingegen als Scheibchen darstellen, muss man mit möglichst kurzer Belichtungszeit durchs Teleskop fotografieren. Das geht nötigenfalls mit der DSLR. Besser wird das Ergebnis aber mit einer CCD/CMOS-Kamera.

Um die noch viel schwächeren Uranusmonde einzufangen, mag man die
DSLR oder eine
CCD/CMOS-Kamera am Teleskop montieren. Anzuwenden sind dann die Verfahren der Deep Sky Fotografie.

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