Uranus - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Uranus und Wilhelm Herschel
Der 1738 geborene Deutsche Wilhelm Herschel musizierte im Orchester des renommieren englischen Kurorts Bath. Gleichzeitig zog ihn die Astronomie in ihren Bann. Mit selbstgebauten Teleskopen durchmusterte er den Himmel, zunächst nach Doppelsternen.

Dabei stieß er am 13. März 1781 auf ein Objekt, das sich als neuer Planet entpuppen sollte. Der Fund machte ihn zum Hofastronomen. Mein Buch Helden des Himmels erzählt auch diese Geschichte.
Der in Hamburg geborene Johann Elert Bode beobachtete das Gestirn als erster von deutschem Boden aus. Er schlug den griechischen Himmelsgott Uranos (in dessen latinisierter Form Uranus) als Namenspatron vor. Der alte Gott wurde laut Mythologie von seinem Sohn Kronos (römisch: Saturn) entmannt und gestürzt, der Gott Kronos später wiederum von seinem eigenen Spross Zeus (römisch: Jupiter). Die Kunstgeschichte kennt nur wenige Bilder oder Statuen, die den alten Uranos zeigen.

Das 1789 vom Chemiker Martin Heinrich Klaproth entdeckte Element Uran wurde jedenfalls nach dem Planeten Uranus benannt.

Bode stöberte auch mehrere alte Beobachtungen auf, bei denen Uranus noch für einen bloßen Fixstern gehalten wurde. Die früheste stammte aus 1690. John Flamsteed sah den Wandelstern damals im Sternbild Stier und katalogisierte ihn als vermeintlichen Stern 34 Tauri. Bahnstörungen des Uranus sollten später zur Entdeckung des Planeten Neptun führen.
Die Eigenschaften des Uranus
Uranus braucht 84 Jahre für einen Umlauf. Seit seiner Entdeckung hat er also gerade dreieinhalb Umläufe geschafft. Im Teleskop sollte seine grünliche Tönung auffallen. Sie entsteht, weil Methan in der Atmosphäre dieses Planeten rotes Sonnenlicht verschluckt. Der Planet selbst besteht, ähnlich wie die Sonne, primär aus Wasserstoff und Helium.
Genau genommen ist Uranus so wie Neptun türkis, also blau-gün. Jedoch mit einem leichten Überschuss von Grün, statt von Blau. Er erhielt nur einmal Besuch: 1986 raste die US-Sonde Voyager 2 an ihm vorbei (Foto: NASA)
Uranus selbst sehen
Mit der Entdeckung des Uranus verdoppelte Herschel den Radius des bekannten Planetensystems. Denn Uranus kreist in gut 19-facher Erddistanz um die Sonne. Er bekommt damit kaum ein 370-stel des uns vertrauten Sonnenlichts ab.

Uranus übertrifft die Erde im Durchmesser um grob das Vierfache. Daher ist er am wirklich dunklen Sternenhimmel trotz seiner gewaltigen Ferne sogar mit freiem Auge zu erspähen. In der lichtverschmutzten Stadt kommt man definitiv nicht ohne Fernglas aus.
Uranus weilt 2024 im Stier und steht am 17. November in Opposition. Wir finden ihn unterhalb der berühmten Plejaden. Der rote Kreis in der folgenden Grafik markiert ein eher fernglastypisches Gesichtsfeld von 5 Grad.
Uranus bewegt sich langsam weiter. Ich verzichte mittlerweile jedoch auf Aufsuchbilder, weil die Anhaltssterne am lichtbesudelten Himmel Wiens kaum noch zu erspähen sind. Wer mag, kann sich solche Aufsuchkarten mit preiswerter Software wie Guide (Autor: Bill Gray, USA) selbst erstellen. Das kostenlose WinJUPOS von Grischa Hahn berechnet auf Wunsch ebenfalls die aktuellen Koordinaten.
Vor allem aber empfehle ich den Kauf eines Teleskops mit Goto-Funktion bei der Suche nach derart lichtschwachen Himmelsobjekten. Auch der Blick durch die Teleskope der beiden Wiener Volkssternwarten (Urania und Kuffner-Sternwarte) oder der mobilen Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) bietet sich an: Vielleicht richtet man da ein Instrument auf Wunsch auf den fernen Planeten.
Uranus fotografiert mit 2000 mm Brennweite.
Im etwas größeren Teleskop sollte man anstatt eines Lichtpunkts ein winziges Scheibchen mit 3,8 Bogensekunden Durchmesser erkennen. Um Uranus im Fernrohr unter dem gleichen Winkel zu sehen wie den Mond mit freiem Auge, müsste man weit über 400 mal vergrößern. Die Luftunruhe und andere optische Effekte lassen derart starke Vergrößerungen nicht zu.

Selten gelang es, gelegentlich auftauchende helle Flecke auf Uranus' Antlitz zu erspähen. Diese Sturmgebiete zeigten sich in Teleskopen von 9 Zoll Öffnung.
Die Monde des Uranus
Die Monde des Uranus wurden nach Figuren aus einem Gedicht von Alexander Pope, vor allem aber nach solchen aus Shakespeare-Stücken getauft. Meinen ausführlichen Artikel dazu lesen Sie im US-amerikanischen Internet-Archiv.

Fern der Stadt mögen die aller größten Uranusmonde in einem sehr leistungsfähigen Amateurteleskop gerade noch zu erahnen sein. Voraussetzungen: Dunkler Himmel, hohe Vergrößerung (um den Himmelshintergrund noch mehr einzudunkeln) und indirektes Sehen. Am ehesten erspäht man wohl Titania und Oberon, die beide um 14 mag Helligkeit erreichen. Ariel ist fast eine halbe, Umbriel eine ganze Größenklasse schwächer.
Fotografisch sind die Uranusmonde leichter einzufangen. Denn anders als das menschliche Auge summiert die Fotografie Lichteindrücke auf. So macht sie sogar sehr schwache Objekte sichtbar. Das Foto unten belegt dies: Rechts die Aufnahme vom 21.11.2022, links im Kasten die annotierte Simulation mit Guide. Lichtpunkte ohne Namen sind Fixsterne.
Die oben erwähnten Programme Guide und WinJUPUS (hier beim Uranus-Bildchen herauszoomen!) zeigen die aktuelle Stellung der Monde relativ zum Uranus an. Die US-Zeitschrift Sky & Telescope macht dies auf ihrer interaktiven Webseite Moons of Uranus.
Beobachtungsaufgaben
  • Erspähren Sie den Uranus - sehr fern der Stadt - mit freiem Auge?
  • Können Sie ihn im Fernglas auffinden?
  • Zeigt er sich im Fernrohr als kleines Scheibchen?
  • Nehmen Sie dessen farbliche Tönung wahr?
  • Wie würden Sie diese Farbe bezeichnen?
Fototipps gefällig?
Um Uranus als einfaches Lichtpünktchen abzubilden, genügt nötigenfalls schon eine DSLR mit Weit-, Normal- oder Teleobjektiv.

Will man den Uranus hingegen als Scheibchen darstellen, muss man mit möglichst kurzer Belichtungszeit durchs Teleskop fotografieren. Das geht mit der DSLR oder mit der CCD-Kamera.

Um die noch viel schwächeren Uranusmonde einzufangen, wird man die am Teleskop montieren. Dabei sind Verfahren der Deep Sky Fotografie anzuwenden.

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