Wie viele Zacken hat ein Stern?
Sterne und Planeten sind Kugeln. Aus unserer Distanz schrumpfen sie zu Lichtpunkten zusammen. So ähnlich werden sie auch in modernen Himmelsatlanten dargestellt: Dort sind Sterne schlicht Kreisflächen; deren Durchmesser spiegelt ihre scheinbare Helligkeit wider.Unsere Augen sind aber nicht perfekt: Helle Lichtpunkte werden oft als winzige, unregelmäßige und gezackte Gebilde wahrgenommen. Die vermeintlichen Zacken entstehen also erst im Auge.Der Wahrnehmungsfehler erklärt den Brauch, Sterne als regelmäßige Figuren mit Zacken darzustellen - etwa auf Nationalflaggen. Doch wie viele Zacken braucht ein Stern, um sich für derartige Zwecke zu eignen?Beliebt sind vier bis acht, vor allem aber fünfIm einfachsten Fall sind es vier Zacken; sie verwandeln den runden Stern in eine Raute (Rhombus). Dann sieht er allerdings einem schlichten Quadrat oder dem Karo ♦ beim Kartenspiel ähnlich. Beides ist wenig eindrucksvoll; es sei denn, man verbiegt die Kanten des Karos kurvig nach innen.Besser, man schenkt dem Stern daher noch eine fünfte Zacke. Das ist die häufigste Darstellungsweise - von Peking über Moskau bis Washington, von Sao Paolo bis Anchorage, Alaska. Auch der Stern * auf der PC-Tastatur ist so gestaltet.Mit sechs Zacken erinnert der Stern an ein Hexagramm und den wohl im 17. Jh. daraus abgeleiteten Davidstern. Für Juden symbolisiert er die Verbindung zu Gott. Man findet ihn auch auf der Flagge des Staates Israel.Bei uns galt der sechszackige Stern unter anderem als Hauszeichen der Brauer (seit 1720 z.B. am Sternbräu in der Stadt Salzburg). Nach dem Schild "Zum weißen Stern" ist in der Wiener Innenstadt gleich die ganze Sterngasse benannt worden.Jeweils sieben Zacken besitzen die Sterne auf der australischen Flagge. Nur der schwächste Stern des Sextetts muss sich mit fünf Zacken begnügen.
Der Architekt Josef Reymund schuf 1810 das "Kometenstern-Haus" in Wien 3
Dass es auch mit acht Zacken geht, bewiesen die alten Babylonier: Sie symbolisierten auf diese Weise die Venus - das Gestirn ihrer mächtigen Kriegs- und Liebesgöttin Ishtar. Und auch in der Landstraßer Hauptstraße in Wien gibt es seit 1811 ein Hauszeichen, in dem ein achtzackiger Stern zum Kopf eines Kometen wurde.
Das Haaderhaus war einst die Poststation. Hier die jagende Mondgöttin Diana
Am Haaderhaus im niederösterreichischen Langenzersdorf sind griechisch-römische Gottheiten abgebildet. Vier davon fahren im Wagen. Bei zwei dieser Wägen erinnert das Rad an einen Stern. Das Rad am Wagen der nachts jagenden Artemis-Diana (sie gilt auch als Mondgöttin) besitzt fünf Speichen, das der Eos-Aurora (Göttin der Morgenröte) hingegen acht.
Die Göttin der Morgenröte am Haaderhaus. Sie kommt, ganz korrekt, aus Richtung Ost
Keine Zacken, aber Speichen?Manchmal sieht man Himmelsfotos, auf denen vier Speichen von jedem hellen Stern wegziehen. Solche Figuren entstehen erst im Instrument, durch die Beugung des Lichts an der Fangspiegelhalterung (Spinne genannt) von Teleskopen Newtonscher Bauart. Fernrohre anderen Typs besitzen keine Spinne. Dort ist die Sternabbildung einfach rund.
Mitunter verziert man trotzdem auch Fotos, die mit spinnenfreien Teleskopen gewonnen wurden, mit dekorativen Sternspeichen.
Das geht, in dem man ein Kreuz aus zwei schmalen Balken vor die Fernrohröffnung setzt.
Als Baumaterial dienen etwa Schaschlik-Spießchen (wie im Bild des Arcturus oben), Stäbchen vom Matador-Baukasten (wie im Bild links) oder Produkte aus dem 3D-Drucker.
Es soll sogar PC-Programme geben, die Sternspeichen ins fertige Bild hinein zaubern. Ob man diese Behübschung mag, ist freilich Geschmackssache.