Saturnbedeckung durch den Mond am Morgen des 21.8.2024
In den Morgenstunden des 21. August 2024 kommt es zu einer Saturnbedeckung durch den noch fast voll beleuchtenden Mond (Vollmond war am Abend des 19.8.). Der Mond steht während des Ereignisses niedrig im Südwesten bzw. Westsüdwesten.
Planetenbedeckungen sind selten. Sie werden gern zu den Sternbedeckungen gereiht. Bei Fixsternen hat man es mit scheinbaren Punkten zu tun, bei Planeten mit Scheibchen. Hier gibt es also nicht nur einen Eintritt- und einen Austritt, sondern jeweils zwei - je nachdem, auf welchen Planetenrand man sich bezieht.
![](images/SatBed0.png)
Die Kontaktpunkte in korrekter Reihenfolge. Grafik erstellt mit GUIDE 9.1
Man kann den Eintritt des Saturn am oberen Mondrand unter besten Bedingungen vielleicht freiäugig mitverfolgen. Dann erblickt man Saturn freilich bestenfalls als Punkt, der zunächst langsam, dann rasch an Helligkeit verliert. Besser klappt diese Beobachtung mit einem Fernglas.
Das Teleskop zeigt die Saturnkugel und den Saturnring. So wird die Bedeckung detailreicher und spannender. Die Saturnmonde selbst erspähen wir der fortgeschrittenen Dämmerung wegen natürlich nicht mehr.
Die im folgenden angegebenen Uhrzeiten, berechnet mit Occult, gelten für meinen Standort in Wien (Floridsdorf) und sind hier in MESZ ausgedrückt.
Die exakten Uhrzeiten für Ihren Wohnort können Sie selbst mit dem australischen Occult kalkulieren. Occult berechnet alle vier Kontaktpunkte beim Eintritt sowie beim Austritt original in UT: Daher müssen Sie 2 Stunden hinzu zählen, um MESZ zu erhalten.
Termine für Ihre nächstgelegene Landeshauptstadt listet der Astronomische Almanach für Österreich auf: Download-Link über die Seite des Österreichischen Astronomischen Vereins. Die dort angegebenen Zeiten gelten jeweils für die Mitte der Saturnkugel und sind in MEZ verfasst - Sie müssen also 1 Stunde für MESZ addieren.
Der Eintritt - Saturn verschwindetDer Eintritt findet am hellen Mondrand und während der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenhöhe in Wien rund - 4 Grad) statt.Wir finden den Mond nur 19 Grad hoch im Südwesten (Azimut: 235 Grad). Saturn steht ganz knapp oberhalb des Mondes.Der helle Mondrand erreicht die rechte, westliche Spitze des Saturnrings um 5:35:19 MESZ und den westlichen Rand der Saturnkugel nur 12 Sekunden später, um 5:35:31. Schließlich erscheint der Saturn etwa zur Hälfte bedeckt (siehe Grafik unten).Um 5:36:05 hat der Mond die gesamte Saturnkugel verdeckt. Um 5:36:17 MESZ ist auch die östliche Ringspitze verschwunden. Nun ist der Saturn völlig hinter vom Mond verschwunden. Ein Viertelstunde später geht die Sonne auf.
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Der Saturn verschwindet hinter dem Mond. Grafik erstellt mit der Software GUIDE
Der Austritt - Saturn taucht wieder aufDer Austritt des Saturn erfolgt somit bereits am Taghimmel und ist noch schwieriger mitzuverfolgen. Der Mond ist bereits in eine Höhe von bloß 11 Grad hinab gesunken (Wien; Blickrichtung Westsüdwest, Azimut 247 Grad).Der Planet wird am schmalen und eigentlich dunklen Mondrand auftauchen, der tagesbedingt aber die Helligkeit und Farbe des blauen Himmels angenommen hat. Saturn wird unterhalb des unteren Teils der Mondscheibe sichtbar. Die folgende Grafik ahmt den Anblick nach.Das freie Auge reicht jetzt nicht mehr, ein Fernglas bzw. kleines Fernrohr wird zur Beobachtung nötig sein. Um damit rechtzeitig die korrekte Austrittsstelle anzuvisieren, orientiert man sich am ausgedehnten Mare Fecunditatis, dem Meer der Fruchtbarkeit, sowie am Krater Langrenus.Die westliche Spitze des Saturnrings taucht um 6:34:27 MESZ auf. Die Saturnkugel beginnt ab 6:34:42 sichtbar zu werden. Um 6:35:14 hat sich die ganze Saturnkugel vom Mond befrei. Ab 6:35:29 MESZ ist auch wieder ist der Saturnring vollständig zu sehen.
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Der Saturn taucht am - wegen des Tageslichts nicht erkennbaren - dunklen Mondrand auf. Grafik erstellt mit GUIDE (hier von mir sichtlich verändert)
Film- und Fototipps gefällig?
Falls es die Luftunruhe in derart niedriger Himmelshöhe zulässt, kann man den Ein- oder Austritt des Saturn im Video festhalten. Dazu wird eine CCD-Planetenkamera oder eine DSLR mit Videofunktion im Brennpunkt des Teleskops montiert. Muss man länger als 1/25 sec pro Frame belichten bzw. eine niedrigere Framerate als 25 fps wählen, stellt sich ein unfreiwilliger Zeitraffereffekt ein.Um ein erstklassiges Einzelbild, also ein gestacktes Summenbild aus den Video-Frames zu extrahieren, wie dies bei der Planetenfotografie üblich ist, ändert sich das Erscheinungsbild am Mondrand zu rasch. Wer Standbilder vorzieht, greift hier wohl eher auf die Fotofunktion der DSLR zurück (näheres hier). Ein solches Einzelbild sollte den Mondrand und den bereits bzw. den noch teilweise bedeckten Saturn gleichzeitig einfangen.
Beobachtungsaufgaben
- Beobachten Sie die Saturnbedeckung einfach - und freuen Sie sich, ein seltenes Ereignis miterlebt zu haben!
- Versuchen Sie, die Saturnbedeckung mit möglichst großer Präzision und geringer Reaktionszeit zu stoppen - wie gut gelingt das beim Eintritt, wie gut beim Austritt? Da es jeweils vier Zeitpunkte zu stoppen gilt, empfiehlt sich eine Stoppuhr mit mehreren Speichern (z.B. für Rundenzeiten). Notfalls hilft auch ein kontinuierlich mitlaufendes digitales Diktiergerät: Da spricht man vorher eine Zeitmarke auf (genaue Uhrzeit, "Jetzt!") und ruft zu den genannten Zeitpunkten ("eins", "zwei", "drei", "vier") aus. Das Smartphone besitzt vermutlich eine einschlägige Recorder-App.
- Vergleichen Sie die gestoppten Zeiten mit jenen, die Occult für Ihren Beobachtungsort berechnet. Wie groß sind die Abweichungen in Sekunden?
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