Mondfinsternis - Dr. Christian Pinter - Astronomische Beobachtungstipps

Dr. Christian Pinter
Beobachtungstipps
Astronomische
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Partielle Mondfinsternis am Abend des 28. Oktober 2023
Mondfinsternisse machen sich derzeit rar. Deshalb sollte man sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen, selbst wenn nur ein kleiner Teil der Mondscheibe in den Kernschatten der Erde eintaucht.
Der Mond erhebt sich im Großraum um Wien um 17:25 MESZ über den Ostnordosthorizont (Azimut 70°). Er strahlt im Sternbild Widder. Links unterhalb erkennt man später einen gleißenden Lichtpunkt - den Planeten Jupiter.

Während der Mond höher klettert, legt sich eine zunächst kaum merkbare rauchfarbige Trübung auf seinen untersten Abschnitt. Dieser Halbschatten (Penumbra) der Erde wird ab etwa 21 Uhr MESZ (Höhe im Raum Wien 33°, Azimut 109°) zu erkennen sein. Für einen fiktiven Mondbewohner im südlichsten Mondabschnitt wäre nun ein Teil der Sonne hinter der Erde verschwunden. Um 21:30 ist der Halbschatten ganz im Süden ("unten") besonders deutlich.

Kurz danach wird der Mond unten "angeknabbert": Ab 21:35 MESZ (Höhe 39°, Azimut 117°) beginnt er nämlich, in den Kernschatten der Erde einzutreten. Nun wäre für den genannten fiktiven Mondbewhner in äußersten Süden die ganze Sonne verdeckt; ein Mondbewohner weiter im Norden verweilte hingegen bloß im Halbschatten und erblickte die Sonne zumindest teilweise unverdeckt.

Der leicht "angeschlagene" Vollmond steht nun in halber Himmelshöhe im Südosten.
Um 22:14 MESZ (Höhe 44°, Azimut 127°) ist das Maximum der bescheidenen Mondfinsternis erreicht. Gerade ein Achtel (12%) des Monddurchmessers sind im Kernschatten verschwunden - das sind nur 6% der Mondscheibenfläche.

Grafik links:
Simulation der Finsternismitte mit Guide
Einst dachten Menschen, ein himmlischer Drache oder Dämon hätte den Mond verwundet; er würde nun bluten. Johannes Kepler wusste hingegen: Es ist unsere Atmosphäre, die ein wenig Sonnenlicht in den eigentlich dunklen Erdschatten befördert. Der lange Weg durch die Luft schwächt und rötet es.

Aus dem gleichen Grund ist auch der dunkelste, dichteste Abschnitt des Halbschattens (also jene Halbschattenregion, die an den Kernschatten angrenzt) ein wenig gerötet. Denn da müht sich zumindest ein Teil des Sonnenlichts auf der Reise zum Mond durch die irdische Lufthülle. Diese Tönung fällt am ehesten im Fernglas auf und ist fotografisch leicht nachweisbar.
Auch der südlichste, im Kernschatten weilende Abschnitt des Mondes weist nun diese rötliche Farbe auf. Sie ist aber schwer zu erkennen, weil das unverfinstert gebliebene Gros der Mondscheibe alles überstrahlt. Ein Fernglas bzw. Fernrohr wird helfen, das düstere Rot des Kernschattens trotzdem zu erspähen.
Gegen 22:53 MESZ (Höhe 49°, Azimut 139°) hat sich der Mond wieder völlig aus dem Kernschatten befreit. Nur der eingangs erwähnte Halbschatten legt sich noch auf die Südseite der Mondscheibe, was man bis etwa 23:30 MESZ erkennen kann. Danach ist auch diese Mondfinsternis Geschichte.


Einschläge während der Mondfinsternis diesmal kaum erfassbar

Bei der totalen Mondfinsternis am 21. Jänner 2019 schlug ein etwa kofferkleines Objekt mit hoher Geschwindigkeit auf dem Mond auf - und schuf dabei sehr wahrscheinlich einen Krater von etwa Wohnungsgröße. Der ganz kurze Lichtblitz wurde von Live-Cams und auf Amateurfotos festgehalten - unter anderem von mir.
Der Impakt während der Mondfinsternis am 21.1.2019. Die Stelle befand sich am stark vignettierten Rand des teleskopischen Bildfelds. Daher wurde der Blitz hier zur Verdeutlichung aufgehellt. Alle Fotos © Pinter
Derartige Impakte passieren - zumeist unbeobachtet - immer wieder, egal ob Finsternis oder nicht. Sie fallen im dunklen Mondteil nur eher auf. Allerdings bleibt der weitaus größte Teil des Vollmonds diesmal unverfinstert. Sein Licht überstrahlt den im Kernschatten befindlichen Mondabschnitt, was das Registrieren etwaiger Einschläge extrem erschwert.
Beobachtungsaufgaben

  • Ab wann ist der rauchartige Halbschatten der Erde auf dem Mond erahnbar ?
  • Wie exakt lassen sich die Uhrzeiten des Eintritts in den Kernschatten bestimmen?
  • Ist das matte Rot des verfinsterten Mondteils mit freiem Auge zu erkennen?
  • Gelingt dies mit dem Fernglas oder Fenrrohr?
  • Wie würden Sie die Farbe des verfinsterten Teils zur Mitte der Finsternis beschreiben?
  • Wie exakt lässt sich die Uhrzeit des Austritts aus dem Kernschatten bestimmen?
  • Bis wann ist der rauchartige Halbschatten der Erde sicher erkennbar?
    Fototipps gefällig?

    Die Mondfinsternis lässt sich mit einer DSLR fotografieren, entweder durch ein Teleskop oder aber durch ein möglichst starkes Teleobjektiv (Stativ nötig; bitte auch Grundsätzliches zur Aufnahmetechnik ohne Teleskop beachten). Mit etwas Glück und Geschick zeigen sich dabei auch Farbtöne.

    Halbschatten - grau und rötlich
    Die Fotografie liefert spätestens bei entsprechender Bildbearbeitung härtere Kontraste ab als sie das Auge wahrzunehmen vermag: Deshalb zeigt sich der rauchartige Halbschatten fotografisch früher und bleibt auch länger nachweisbar. Der dichteste (dunkelste) Abschnitt des Halbschattens ist gerötet, was sich visuell beim Blick durchs Fernglas und auch fotografisch nachweisen lässt.

    Kernschatten - düster und rot
    Die scheinbare Einbuchtung im Süden der Mondscheibe ist fotografisch leicht dokumentierbar. Die schwache rötliche Aufhellung des Kernschattens bräuchte Belichtungszeiten im Sekundenbereich. Man kann versuchen, sie mit hohen Brennweiten festzuhalten: Wahrscheinlich ist die Überstrahlung durch das helle Gros der Mondscheibe aber zu stark. Andererseits lässt sich nach einem Belichtungskompromiss suchen. Bei der Mondfinsternis am 28.10.2023 gelang mir ein solcher, wenn auch nicht ganz befriedigend, mit 1/40 sec auf ISO 100 mit Blende 5.6.

    Farbige Mondmeere - bläulich und rötlich
    Falls es jemand gelingt, die Mondscheibe in wirklich neutralem Grau abzubilden, mag die spätere Erhöhung der Farbsättigung während der Bildbearbeitung die unterschiedlichen Tönungen der Mondmeere zu Tage fördern.

    Kernschattenrand grün?
    Mit dem gleichen Verfahren mag es vielleicht auch gelingen, ein sanftes Grün am Kernschattenrand nachzuweisen. Es entsteht, weil die gebrochenen Sonnenstrahlen auf ihrem Weg zum Mond die irdische Ozonschicht queren.

    Aureole und farbige Kränze
    Auch ein Zoom-Tele gehört ins Gepäck. Womöglich jagen nämlich Wolken vor dem Mond vorbei, die im Mondlicht eine Aureole samt Farbkränzen ausbilden. Das kann freilich bei jeder Mondphase und damit auch außerhalb einer Mondfinsternis geschehen.
      Fotos der Mondfinsternis vom 28.10.2023

      Alle Aufnahmen entstanden nahe der Finsternismitte in Wien 21.
      Daten: Canon EOS 550D, Maksutov-Spiegeltele 500/5.6, ISO 100
      Stativ, ohne Nachführung. Gesteuert mit der App DSLR Remote Control
      Belichtungszeiten: ganz oben 1/40 s, Mitte jeweils 1/320 s, ganz unten 1/2 s
        Ein Belichtungskompromiss: Der unterste Mondabschnitt weilt im dunklen rötlichen Kernschatten, jener unterhalb der Mondmitte deutlich im Halbschatten, der oberste Mondteil ist komplett unverfinstert
        Der dichteste Teil des Halbschattens (im Bild weit unten, aber oberhalb des dunklen Kernschattengebiets) ist nicht neutral grau, sondern leicht rötlich
        Bei künstlich erhöhter Farbsättigung wird dies besonders deutlich
        Ist diese überraschende Tönung der farbigen Mondaureole geschuldet, die durch die hochfliegenden Wolken verursacht wird? Nein! Vielmehr muss ein Teil jenes Sonnenlichts, das den Mond im Halbschatten beleuchtet, durch die Erdatmosphäre und wird deshalb gerötet.
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